Spire Fourier IV im Test: Kupferner Unterlader mit Kinderkrankheiten
2/5Kühler im Detail
Als einer von wenigen Herstellern vertraut Spire beim aktuellen Flaggschiff auf eine reine Kupferausführung. Dabei bringt der edelmetallene 92-mm-Spross Fourier IV noch vertretbare 855 Gramm auf die Waage. Doch dies ist nicht seine einzige Besonderheit: Der markante Schwung des großzügigen Lamellenkörpers erinnert stark an die Formgebung des AeroCool VM-102 VGA-Kühlers.
Das grundlegende Kühlerdesign des Fourier IV feierte mit seiner strikten Trennung von Wärmeaufnahme und -Abgabe, den verbindenden 6-mm-Heatpipes sowie der horizontaler Lüfterausrichtung unter anderem bereits bei Thermalrights SI-120-Reihe Erfolge, wenngleich dessen Leistung nicht ganz an die potenter Towerkühler heran zu reichen wusste. Während die Lüfter bisher allerdings immer einblasend von oben auf dem Lamellenkörper angebracht worden war, fixieren beim Fourier IV zwei Drahtbügel den transparent-blauen 92-mm-Lüfter von unten durch die Lamellen blasend. Leider ist der Serienlüfter mit seinem Drehzahlspektrum von 1700 bis 3400 U/min (beispielsweise mit Hilfe des mitgelieferten Potentiometers regelbar) kaum für den Einsatz in leisen PCs konzipiert.
Qualitativ ist das Gebotene hervorragend. Der Kupferkorpus ist sauber gearbeitet, Reste der Lötarbeiten sind nicht auszumachen. Etwas kritisch ist lediglich die geringe Grundstabilität der Konstruktion. Schnell verbiegen sich die Heatpipes bei falscher Krafteinwirkung gegen den Lamellenkörper (beispielsweise bei ruppigem Transport).
Montagebesonderheiten
Die Montage des Kühlers erwies sich entgegen unserer ersten Annahme als echte Zerreißprobe. Da beim gut 800 Gramm schweren Boliden sinnvollerweise auf eine mainboardverschraubte Installation gesetzt wird, ist die Hauptplatine zunächst aus dem Gehäuse zu entfernen, während am Kühlerboden der zum genutzten Sockel passende, unten abgebildete Metallarm befestigt werden muss.
Anschließend platziert man den so präparierten Fourier IV auf der mit Wärmeleitpaste benetzten CPU, richtet von unten die mitgelieferte Rückplatte mit Isolationsschicht – zum Mainboard schauend – an den Montagebohrungen aus und fixiert sie mit Hilfe der passenden Schrauben in abwechselnder Reihenfolge und von unten durch die Bohrungen geführt mit dem Kühler. Dabei stellten sich in unserem Fall neben der allgemeinen Schwierigkeit dieser Montagemethode zwei fundamentale Probleme ein, die auf die schlechte (da viel zu großflächige) Metallrückplatte mit ihrer viel zu dünnen Isolationsschicht zurückzuführen sind.
Denn rückseitig aus der Platine heraus ragende Lötkontakte, die in unserem Fall mehrere Millimeter abstehen, verhindern eine gleichmäßige Auflage der Rückplatte, da sie nicht von einer entsprechend dicken, flexiblen Isolationsschicht ausgeglichen werden, wie es bei Rückplatten der Konkurrenz zumeist der Fall ist. Somit ist ein gleichmäßiges Anziehen und ein damit verbundener, gleichmäßiger Anpressdruck des Kühlers kaum zu bewerkstelligen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Mainboard im Bereich des CPU-Sockels durch die entstandene Hebelwirkung teilweise enorm gebogen wird . Das so ausgestattete System zum Laufen zu bringen – undenkbar!
Um dennoch einen Test durchführen zu können, behalfen wir uns mit einer alternativen Rückplatte von Scythe, welche mit ihrer dicken Weichschicht die herausstehenden Lötpins auf der Mainboardrückseite problemlos kompensieren kann.
Eine überarbeitete Rückplatte ist also absolut Pflicht, wenngleich unser Problem von Mainboard zu Mainboard variieren kann. Und wo wir bereits beim Ausbessern sind: Das Fehlen einer Montageanleitung, möglichst bebildert, ist bei einem Retail-Prozessorkühler der gehobenen Preisklasse einfach nicht akzeptabel.