Zweitschnellster Rechner der Welt in Jülich
Das Forschungszentrum Jülich schiebt sich mit seinem Superrechner JUGENE (Jülicher Blue Gene) erneut an die Weltspitze im Supercomputing. Die erste Geschwindigkeitsmessung nach dem Aufbau ergab eine Rechenleistung von gut 167 Teraflop/s (Rmax) und eine Spitzenleistung von knapp 223 Teraflop/s (Rpeak).
Mit diesem Ergebnis steht das Forschungszentrum Jülich, Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, auf dem 2. Platz der gestern in Reno, USA, auf der laufenden Supercomputing-Konferenz SC07 veröffentlichten neuen TOP500-Liste der schnellsten Rechner der Welt. Damit ist JUGENE sowohl der schnellste Rechner in Europa als auch schnellster zivil genutzter Rechner der Welt. Insgesamt schnellster Rechner mit einer Rechenleistung von etwa 428 Teraflop/s (Billionen Rechenoperationen pro Sekunde) und einer Spitzenleitung von ca. 600 Teraflop/s ist jedoch nach wie vor die aktuelle Ausbaustufe von IBMs Blue Gene/L im Lawrence Livermore National Lab. Auf dem dritten Platz landet der im SGI/New Mexico Computing Applications Center (NMCAC) in den USA beheimatete SGI Altix ICE 8200, der mit seinen 14.336 Quad-Core-Xeons mit 3,0 GHz Takt eine Rechenleistung von knapp 127 Teraflop/s und eine Spitzenleistung von gut 172 Teraflop/s erreicht.
Insgesamt hat Deutschland die Rechenleistung seiner größten Supercomputer in den letzten fünf Monaten auf der Top500-Liste mehr als verdoppeln können. Ein großer Teil dieses Zuwachses ist natürlich JUGENE mit seiner Rechenleistung von 167 Billionen Berechnungen pro Sekunde zurückzuführen. Zusammengenommen weisen die deutschen Systeme auf der neuen Top500-Liste eine Rechenleistung von circa 536 Billionen Rechenschritten pro Sekunde auf – gegenüber der ca. 250 Billionen Rechenschritten pro Sekunde in der vorherigen Liste, die im Juni in Dresden veröffentlicht wurde, ein achtbarer Zuwachs. Doch damit scheint der Hunger nach Rechenleistung bei weitem nicht gestillt. DEISA, ein EU-Konsortium, das sich mit dem Aufbau einer europäischen Supercomputing-Infrastruktur befasst, sagt, dass die Nachfrage nach Supercomputing-Leistung und -Einrichtungen die derzeit verfügbaren Ressourcen um den Faktor drei übersteigt.
Mit seiner gemessenen Rechenleistung von über 167 Teraflop/s ist der im Jülich Supercomputer Centre (JSC) stehende JUGENE zur Zeit der größte Rechner des neuen Typs Blue Gene/P des Herstellers IBM. In Jülich rechnen 65.536 Prozessoren, die über ein extrem leistungsfähiges Kommunikationsnetz verbunden sind. Der leistungsstarke Rechner ist kompakt in 16 etwa telefonzellengroßen Schränken in der Rechnerhalle des Forschungszentrums Jülich untergebracht, in der auch seine Vorgänger JUMP und JUBL ihren Platz haben. Die drei Rechner sollen sich derart ergänzen, dass für jede wissenschaftliche Simulationsaufgabe das passende Werkzeug zur Verfügung steht. Auf den Jülicher Supercomputern rechnen rund 200 europäische Forschergruppen. Wissenschaftler aus allen Bereichen – von der Materialwissenschaft über die Teilchenphysik bis hin zur Medizin und Umweltforschung – nutzen die Möglichkeit, Rechenzeit zu beantragen. Ein unabhängiges Gutachtergremium teilt den besten Anträgen Rechenzeit zu.
An der Beschaffung von JUGENE waren neben dem Forschungszentrum Jülich noch das Land NRW, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Helmholtz-Gemeinschaft beteiligt. Bis zur offiziellen Einweihung im Februar nächsten Jahres werden die Jülicher Experten nun den Supercomputer für die ersten Anwender vorbereiten und alle Prozesse optimieren. Jülich zeichnet sich nach Aussage des Forschungszentrums dadurch aus, dass es neben den Spitzenrechnern auch ein schlagkräftiges Wissenschaftlerteam gibt, das die Forscher aus ganz Europa bei der Nutzung des Supercomputers unterstützt. Zusammen mit seinen Partnern will das Forschungszentrum nun bis 2009 das GAUSS-Center zum europäischen Supercomputerzentrum ausbauen, welches mit dem europäischen Konsortium PRACE innerhalb des 7. EU-Forschungs-Rahmenprogramms entstehen soll. GAUSS ist der von Bundesministerin Schavan initiierte Zusammenschluss der deutschen Höchstleistungsrechenzentren in Jülich, München und Stuttgart. PRACE ist das von Jülich geführte europäische Konsortium zum Aufbau einer europäischen Supercomputer-Infrastruktur.