Google buhlt um Yahoo nach Microsoft-Angebot

Jirko Alex
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Nachdem der Redmonder Software-Konzern am Freitag ein Übernahmeangebot in Höhe von über 30 Milliarden Euro für Yahoo bestätigte, mischt sich nun auch Google in den potenziellen Mega-Deal ein. Kein geringerer als Google-Chef Eric Schmidt habe Yahoo-Mitgründer Jerry Yang jede erdenkliche Hilfe angeboten, heißt es.

Der Konzern hinter der wohl bekanntesten Suchmaschine im Internet hat auch allen Grund zum Einschreiten, verfolgt Microsoft mit der 45-Milliarden-Dollar-Offerte doch hauptsächlich das Ziel, die eigene Marktmacht im Bereich der Online-Werbung zu stärken. Hier halte Google nämlich bisher einen Marktanteil von 61 Prozent, was exorbitant über jedem Mitbewerber liegt. Selbst nach einem Zusammenschluss von Microsoft und Yahoo käme der neue Konzern nur auf einen Marktanteil von 16 Prozent, so Analysten; ein Anteil an einer allerdings milliardenschweren Branche.

Google-Chef Eric Schmidt bot daher in einem persönlichen Telefongespräch mit Jerry Yang („chief yahoo“) Unterstützung in jeder Hinsicht an, was auch immer das genau heißen mag. Ein konkretes Übernahmeangebot steckt hinter dieser Andeutung bisher jedenfalls nicht, so Yahoo – bisher habe es keine weiteren Angebote neben dem von Microsoft gegeben. Dies ist auch so verwunderlich nicht, liegt der Preis, den Microsoft pro Yahoo-Aktie bietet, mit 31 US-Dollar doch deutlich über dem aktuellen Marktwert. Er liegt nach neuesten Berichten sogar über den eigentlichen Möglichkeiten Microsofts, wie aus einer Erklärung von Finanzchef Chris Liddell hervorgeht. Dieser nämlich wurde dazu befragt, wie der Redmonder Konzern die Übernahme finanzieren wolle. Gemäß Liddell könne ein Großteil von über 20 Milliarden US-Dollar durch die Barreserven des Konzerns abgedeckt werden, der Rest könne aber tatsächlich dazu führen, das Microsoft erstmals in der Firmengeschichte Schulden machen müsse. Genaueres könne der Konzern jedoch erst in einigen Monaten prognostizieren.

Offiziell teilte man mit, dass Yahoo-Aktionäre ihre Anteile auch gegen solche von Microsoft tauschen könnten, womit der Konzern den Kaufpreis ebenso drücken könnte. Google hätte unterdessen bei einem eigenen Gegenangebot mit restriktiven Maßnahmen der Kartellwächter zu rechnen, da der Konzern alleine schon eine dominierende Marktmacht bekleide. Microsoft könnte es hier leichter haben, da auch ein beschworenes „Microhoo“ nur auf den genannten kleinen Marktanteil käme.

Völlig ausgeschlossen ist eine Kooperation von Yahoo und Google dennoch nicht. So könnte Yahoo mit Googles Hilfe die eigene Suchmaschine kostengünstig auslagern und anderen Webdiensten mehr Aufmerksamkeit widmen. Ebenso wäre denkbar, dass Google dritten potenziellen Bietern beisteht, nur um Microsoft ein Schnippchen zu schlagen und die Übernahme abzuwenden. Ein möglicher Kandidat für ein Gegenangebot wäre beispielsweise Rupert Murdochs News Corp.

Bisher fährt man bei Google jedoch hauptsächlich die Marketing-Schiene. So befand Googles Topjurist David Drummond Microsofts feindliches Übernahmeangebot beunruhigend und wies darauf hin, dass dieses viele Fragen aufwerfe. Es handele sich nicht nur um eine finanzielle Transaktion; es gehe vielmehr darum, die Grundsätze des Internets zu erhalten: Offenheit und Innovation – so Drummond. Der Konzern befürchte vor allem, dass Microsoft durch die monopolähnliche Stellung auf dem Markt der Betriebssysteme die eigene Macht dazu missbrauchen könne, primär die eigenen – nach einer Übernahme von Yahoo wachsenden – Online-Dienste zu verbreiten.

Yahoo stellte unterdessen sowohl intern wie auch extern klar, dass bisher keine Entscheidung getroffen worden sei und das Angebot durch Microsoft nur eine unter vielen Optionen sei, die aktuell geprüft würden. Der Verwaltungsrat des Konzern habe jedenfalls noch keine Entscheidung getroffen und Yahoo selbst ginge es ohnehin nicht nur um Geld – so die offizielle Stellungnahme. So verkündete man in einer Mail an die Mitarbeiter, dass es im Sinne der Geschäftsführung liege, den Nutzen sowohl für Anteilseigner als auch Mitarbeiter auch auf lange Sicht zu maximieren. Gerüchte, beide Konzerne arbeiteten bereits an einer Integration der sich überschneidenden Teilbereiche, dementierte Yahoo-Chef Yang. Anderslautende Meldungen sagen Yahoo hingegen nach, dass auch das Microsoft-Angebot schlicht noch nicht hoch genug sei und deshalb gewartet werde.

Einige Experten gehen unterdessen davon aus, dass das größte Problem an dem möglichen größten Deal in der Internetbranche ohnehin an den beiden Konzernen Yahoo und Microsoft scheitere. Während Yahoo nämlich als lockerer Konzern gilt, der zudem – so könnte man meinen – quasi jeden Internetdienst anbieten will, handele es sich bei Microsoft um ein in Bürokratie verwurzeltes Unternehmen mit festgesetzten Zielen. Mehr noch wiege jedoch die Möglichkeit, dass auch nach einem Kauf von Yahoo die Zusammenlegung beider Konzerne zum zeitfressenden Problem werden könne. Die riesigen Strukturen seien nur schwer zu vereinen; es könne glatt mehr als ein Jahr (des Stillstands!) vergehen, ehe ein funktionierendes „Microhoo“ aus den Umstrukturierungen hervorgehe – viel Zeit für Konkurrent Google, weiter davonzuziehen.

Kränkelt Microsofts Gedanke also schon an der Idee selbst? Fest steht, dass sich die Fronten langsam abzeichnen und die Zukunft der Internetbranche ungewiss scheint. Die kommenden Wochen dürften interessant werden.