Besser-Leise AMD-SLI-System im Test: Mittelklasse-System mit Passiv-SLI

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Update Martin Eckardt
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Lautstärke-Empfinden

Die Akustik der Komplettkonstruktion gehört firmenphilosophiegemäß zur Domäne des Besser-Leise-Rechners. Hierbei spielen natürlich alle beweglichen, mechanischen Komponenten wie Lüfter und Festplatte, aber auch statische Parts wie das Gehäuse eine entscheidende Rolle. Um ein optimales Klangbild zu erhalten, sollten sich alle Komponenten bestens aufeinander abgestimmt präsentieren.

Beginnen wir mit den Lüftern: Die Revoltec Dark Red sind nicht als Top-Referenzen im Silent-Bereich bekannt, wurden aber von Besser-Leise selektiert und machen ihre Sache erstaunlich gut. Im serienmäßig getrimmten Betrieb bei 600 U/min arbeiten sie nur geringfügig wahrnehmbar bei geringen Umschlaggeräuschen mit mildem Rotor-Klackern. Hier würde beispielsweise ein Scythe S-Flex aus akustischer zwar noch etwas Besserung bringen können, optisch passen die zumeist rabenschwarzen Silent-Referenzlüfter aber nur bedingt ins hier verfolgte Konzept. Dreht man die Revoltec-Lüfter per Steuerung manuell auf ihre maximalen 1200 U/min, verstärken sich vor allem die Strömungsgeräusche auf ein Maß, das mit einem auf sehr leisen Betrieb getrimmten PC nicht mehr viel zu tun hat. Auch die summenden Rotorengeräusche werden dann deutlich durchdringender, sodass höhere Drehzahlen nur in thermisch belastenden Ausnahmesituationen optional gewählt werden sollten. Der im Netzteil arbeitende Lüfter liegt mit seiner Geräuschkulisse noch unter den Revoltecs im Minimalmodus, weshalb von ihm keine weitere Belästigung ausgeht.

Die bereits erwähnten Drehzahlanpassungen der drei 120-mm-Lüfter werden durch die verbaute Akasa-Lüftersteuerung möglich gemacht, die im 3,5"-Laufwerkschacht verbaut wurde. Die Dreikanal-Regelung lässt die stufenlose Spannugsjustierung von zwölf bis sieben Volt zu. Hier hätte man also durchaus auf eine Steuerung mit 5-Volt-Minimalspannung setzen können, um den Geräuschpegel noch weiter zu reduzieren. Dabei mussten die Systembauer allerdings auch an weniger versierte Anwender, die ihre Systemtemperaturen nicht ständig überwachen und an mögliche Überhitzungsrisiken bei zu geringen Drehzahlen denken.

Da hilft noch nicht mal die Entkopplung – die Samsung HDD brummt und vibriert, was das Zeug hält
Da hilft noch nicht mal die Entkopplung – die Samsung HDD brummt und vibriert, was das Zeug hält
Selbst ist der Anwender – mit der Akasa 3-Kanal-Steuerung die Revoltecs regeln
Selbst ist der Anwender – mit der Akasa 3-Kanal-Steuerung die Revoltecs regeln
Moderater Einsatz von Dämmmatten – eher zur Gehäusebeschwerung
Moderater Einsatz von Dämmmatten – eher zur Gehäusebeschwerung

Das akustische Hauptproblem des Besser-Leise-PCs ist allerdings die Festplatte. Mit der Samsung Spinpoint T166 verbauen die Oldenburger einen Massenspeicher, der zwar mit einem sehr leisen Arbeitspegel im Bereich der Lese- und Schreibvorgänge auftrumpfen kann und darüber hinaus auch keine signifikanten Rotationsgeräusche von sich gibt. Die verursachten Vibrationen sind allerdings derart stark, dass das gesamte Gehäuse in Schwingung versetzt wird und daraufhin zum tiefen Brummen neigt. Gegen diese starken Vibrationen kann auch die verbaute Zalman HDD Heatpipe ZM-2HC2, die sonst als zuverlässiger Festplattenentkoppler schwingungssbasierende Geräusche weitgehend abfängt, nicht viel ausrichten. Das Phänomen tritt bei zwei getesteten Festplatten der Baureihe auf und sollte damit nicht zum Einzelfall gehören. Deswegen ist ein Umstieg auf eine andere Festplattenserie, um ein zufriedenstellendes Klangbild zu erreichen, unabdingbar.

Als ein wenig inkonsequent kann auch die Verlegung der Dämmmatten im Gehäuse angesehen werden. Lediglich der Boden, die Decke und Teile der Rückseite wurden mit Schaumgummi-Bitumen-Kombimatten ausgekleidet. Die Seitenteile und die Front wurden unterdessen komplett unbeachtet. Hierbei geht es demnach verstärkt um die Erhöhung des Gesamtgewichtes zur Vibrationsdämpfung als um die sinnvolle Einbringung der Funktionsmatten. Schließlich steht zumindest die prinzipiell offene Seitenwand einer wirkungsvollen Komplettdämmung im Weg.

Lautstärke-Messung

Neben diesen subjektiven Empfindungen darf selbstverständlich auch die messtechnische Unterlegung der Geräuscheindrücke nicht fehlen. Dazu bedienen wir uns wie gewohnt dem Voltcraft-320-Schallpegelmessgerät, welches den anliegenden Schalldruck in einem Bereich von 30 bis 130 Dezibel nach den bekannten A-Bewertungskurven ausgibt. Da die Messungen unter Nicht-Laborbedingungen in einem normalen Arbeitsraum stattfinden – dessen Grundlautstärke sich bei subjektiv empfundener Stille bei 30,4 dB(A) einpendelte – können die erzielten Ergebnisse lediglich als ungefährer Anhaltspunkt dienen. Schalldrücke über der Toleranzgrenze von 30,4 dB(A) sind grundlegend als wahrnehmbar zu bezeichnen. Je nach persönlichem Empfinden kann man bis 35 dB(A) von (sehr) leise, bis 40 db(A) von mittellaut und darüber von unangenehm bis extrem laut sprechen.

Die Messungen erfolgen in einer arbeitstypischen Entfernung von einem halben Meter vom PC in einem Meter Höhe. Das Messgerät ist dabei auf einem Stativ befestigt.

Lautstärkemessungen
    • Grundpegel
      30,4
    • Lüfter-Min (Front)
      31,0
    • Lüfter-Min (linke Seite)
      33,7
    • Lüfter-Min(rechte Seite)
      32,6
    • Lüfter-Min (Heck)
      32,4
    • Lüfter-Min (Oben)
      31,3
    • Lüfter-Min (linke Seite – geöffnet)
      35,0
    • Lüfter-Max (Front)
      35,2
    • Lüfter-Max (linke Seite)
      38,8
    • Lüfter-Max (rechte Seite)
      37,2
    • Lüfter-Max (Heck)
      38,0
    • Lüfter-Max (Oben)
      35,8
    • Lüfter-Max (linke Seite – geöffnet)
      39,5
    • DVD-Brenner (Daten kopieren, Front)
      39,9
    • HDD-Zugriff (Lüfter-Min, Front)
      31,4
Einheit: dB(A)

Die Messwerte unterstreichen zum Teil unsere subjektiven Eindrücke. Der Besser-Leise-PC ist in allen Lebenslager als (deutlich) wahrnehmbar zu beschreiben, wobei der Betrieb mit vollen Lüfterdrehzahlen aus Sicht der Lärmbelästigung für einen als leise vermarkteten Computer kaum noch akzeptabel ist. Darüber hinaus gibt es Unterschiede im Dämmverhalten des Gehäuses: Die Front mit ihrer Kunststofftür zeigt sich naturgemäß am wenigsten durchdringbar, auch nach oben hin ist der Abschirmungsgrad aufgrund der verklebten Dämmmatten ordentlich. Dagegen wird zu den Seiten, speziell zur quasi offenen linken Seitentür, sehr viel Lärm emittiert.

Insgesamt ist der Geräuschpegel des PCs deutlich höher als erhofft. Hier haben wir von Besser-Leise schon deutlich bessere Umsetzungen erlebt. Speziell der Fauxpas mit der stark vibrierenden Festplatte ist angesichts der Auslegung auf minimale Computerlautstärke eigentlich kaum zu verzeihen.