GeForce 9800 GTX im Test: Nvidia vergisst bei neuer Serie die Neuerungen
27/28Beurteilung
Mit der GeForce 9800 GTX hat es Nvidia nun also geschafft, offiziell die letzte Grafikkarte mit einer G80-GPU, die GeForce 8800 GTX, aus dem eigenen Produktportfolio zu drängen. Dies ist verständlich, da der G92 für die Kalifornier mit Sicherheit günstiger herzustellen ist als ein großer G80-Chip im 90-nm-Verfahren. Zumal die parallele Produktion zweier Chips weitere Kosten verursacht. Nach all' unseren Testdurchläufen kann man eines mit Sicherheit sagen: Die größte Konkurrenz für die GeForce 9800 GTX hat man sich selber geschaffen. Solange die GeForce 8800 GTS 512 und die GeForce 8800 GTX noch verfügbar sind, machen sie der schnellsten Single-GPU-Karte der GeForce-9-Serie schwer zu schaffen.
Ohne Anti-Aliasing sowie die anisotrope Filterung ist die GeForce 9800 GTX durchgängig sehr schnell. In der Auflösung von 1280 x 1024 Bildpunkten liegt man quasi gleich auf mit einer GeForce 8800 Ultra, was durchaus eine beeindruckende Leistung ist. Die GeForce 8800 GTS 512 liegt dem 3D-Beschleuniger mit einer Differenz von geringen vier Prozent aber dicht auf den Versen. Die in etwa gleich teure Radeon HD 3870 X2 – beide 3D-Beschleuniger sollten etwa 300 Euro kosten, wobei der Marktpreis der GeForce 9800 GTX voraussichtlich leicht darunter liegen wird – kann um 15 Prozent von Dannen ziehen.
In 1600 x 1200 steigt der Vorsprung zur GeForce 8800 GTS 512 auf (immer noch knappe) fünf Prozent, während die GeForce 8800 Ultra ihre Arbeit im Durchschnitt um minimale ein Prozent schneller verrichtet als die neue Grafikkarte. Aufgrund der geringeren Limitierung des übertakteten Prozessors kann die Radeon HD 3870 X2 ihren Vorsprung auf 20 Prozent aufbauen. In der Auflösung von 2560 x 1600 Pixeln gibt es keine Unterschiede zwischen GeForce 9800 GTX und GeForce 8800 GTS 512. Die GeForce 8800 Ultra kann sich nun um vier Prozent minimal besser absetzen, während die Differenz zur Radeon HD 3870 X2 gleich geblieben ist. Die GeForce 8800 GTX kann man immer noch in Schach halten.
Nach dem Hinzuschalten der beiden qualitätssteigernden Features ändert sich zunächst nur wenig. In 1280 x 1024 bleibt die GeForce 8800 GTS 512 ein hartnäckiger Verfolger. Die GeForce 8800 Ultra erkämpft sich nun eine Differenz von fünf Prozent, während die Radeon HD 3870 X2 in Schwierigkeiten gerät. Der Vorsprung beläuft sich auf geringere sieben Prozent. In 1600 x 1200 kann man sich erstmals mit einem Unterschied von sieben Prozent etwas besser von der GeForce 8800 GTS 512 absetzen. Dafür zieht aber die GeForce 8800 Ultra etwas mehr davon und rendert sieben Prozent schneller. Die Radeon HD 3870 X2 kann ihre Führung mit elf Prozent wieder etwas mehr ausbauen.
Unter 2560 x 1600 Pixeln zeigt sich dann ein erstaunlich großer Vorsprung der GeForce 9800 GTX gegenüber der GeForce 8800 GTS 512. Anscheinend kann die Grafikkarte hier erstmals ihre höhere Speicherbandbreite entscheidend ausspielen. 14 Prozent Unterschied lautet das Ergebnis. Jedoch muss man nicht nur die GeForce 8800 Ultra, sondern auch die GeForce 8800 GTX davon ziehen lassen. Das ältere GTX-Modell verrichtet 17 Prozent schneller seine Arbeit als die GeForce 9800 GTX. Die Radeon HD 3870 X2 ist in dieser Disziplin völlig außer Sichtweite gezogen.
Bei acht-fachem Anti-Aliasing hinterlässt die GeForce 9800 GTX in 1280 x 1024 eine gute Figur. Der Vorsprung zur GeForce 8800 GTS 512 beträgt sieben Prozent und die GeForce 8800 Ultra lässt man mit einer acht-prozentigen Differenz nicht allzu weit weg gelangen. Die Radeon HD 3870 X2 ist 13 Prozent schneller. In 1600 x 1200 geht der GeForce 9800 GTX anscheinend des Öfteren der Speicher aus. So verliert man deutlich Performance, obwohl man sich um gute 12 Prozent von der GeForce 8800 GTS 512 absetzen kann. Aber selbst die GeForce 8800 GTX ist spürbare 20 Prozent schneller, die Radeon HD 3870 X2 spielt gar in einer anderen Liga. Für 2560 x 1600 Bildpunkte ist die GeForce 9800 GTX – wie eigentlich die meisten Karten – generell zu langsam, da die Anforderungen selbst für moderne 3D-Beschleuniger zu hoch sind.
Das Kühlsystem auf der Point of View GeForce 9800 GTX ist unter Windows angenehm leise und aus einem geschlossenen Gehäuse nicht von den restlichen PC-Komponenten zu unterscheiden. Unter Last wird der 3D-Beschleuniger aber hörbar lauter, obwohl es dafür eigentlich keinen Grund gibt. Zwar ist die Lautstärke nicht unangenehm, für Silent-PCs disqualifiziert sich die GeForce 9800 GTX aber dennoch. Eine GeForce 8800 GTS 512 hat dieses Problem nicht, wird dafür aber im 3D-Modus um einiges wärmer. Temperaturprobleme hat die GeForce 9800 GTX in Folge dessen zu keiner Zeit. Wir halten es aber für sinnvoller, den wärmeren, aber leiseren Weg der GeForce-8800-Karte zu gehen.
Die Leistungsaufnahme auf dem Windows-Desktop ist nicht gerade gering, aber gerade noch akzeptabel. Man zieht logischerweise etwas mehr Leistung als die GeForce 8800 GTS 512 aus der Steckdose, ein größeres Problem sehen wir darin aber nicht. Nichtsdestotrotz wäre es schön, wen Nvidia bei zukünftigen Grafikkarten einen ähnlich effektiven Stromsparmechanismus wie ATi einbauen würden. Denn deren Produkte erledigen diese Aufgabe ohne Zweifel besser. Unter Last ist die GeForce 9800 GTX dagegen deutlich leistungsfressender als eine GeForce 8800 GTS 512.
Fazit
Die GeForce 9800 GTX von Nvidia hat es zur Zeit wahrlich nicht leicht, obwohl man mit der Grafikkarte kein schlechtes Produkt auf den Markt gebracht hat. Der Hauptgegner ist dabei dieses Mal nicht ATi, sondern die hauseigene Produktpalette. Die Konkurrenz aus dem eigenen Hause ist derzeit schlichtweg (noch) zu stark, als dass man die GeForce 9800 GTX uneingeschränkt empfehlen könnte. Generell wäre der Preis unserer Ansicht nach selbst bei 250 Euro noch ein Tick zu hoch. Eine GeForce 8800 GTS 512, die maximal 14 Prozent, meistens aber lediglich um die sechs Prozent langsamer ist, kostet mit 180 Euro gleich 70 Euro weniger. Eine Differenz, die an der Stelle einfach zu hoch ist. Die Technologien 3-Way-SLI und Hybrid-SLI rechtfertigen den Aufpreis an dieser Stelle nicht. Auch erhält man im Moment eine nicht viel schlechtere und manchmal gar schnellere GeForce 8800 GTX für etwa 220 Euro, die aktuell ein richtiger Geheimtipp ist.
Zumindest dieses Problem wird sich schon bald aber von selbst erledigen, da die Grafikkarte nicht mehr hergestellt wird. Solange entsprechende Produkte aber noch auf Lager sind, sollte man diese der GeForce 9800 GTX vorziehen. Mit einer GeForce 8800 GTX kann man selbst in Auflösungen wie 2560x1600 die meisten Spiele flüssig wiedergeben, was mit einer GeForce 9800 GTX längst nicht immer möglich ist. Für acht-faches Anti-Aliasing ist die GeForce-9-Karte ab der Auflösung von 1600 x 1200 Bildpunkten zu langsam.
Solange der Preis der GeForce 9800 GTX also wirklich bei 250 Euro oder darüber liegt, sollte man besser zu einer GeForce 8800 GTS 512 oder, solange vorhanden, zur GeForce 8800 GTX greifen. Sinken die Kosten aber nach und nach und nähert sich der Preis der 230-Euro-Marke, während die 8800er-Familie nahezu unverändert auf der Stelle verharrt, wird die GeForce 9800 GTX von Nvidia dank des geringen Aufpreises attraktiv, da es sich um eine sehr schnelle Grafikkarte handelt, wenn man auf einige Qualitätseinstellungen verzichten kann. Zudem ist der 3D-Beschleuniger unter Windows angenehm leise und man erhält mit Hybrid-SLI ein interessantes Feature. Im Moment ist man bei Nvidia in der glücklichen Lage, dass ATi kein wirkliches Konkurrenzprodukt zur GeForce 9800 GTX hat – stattdessen müssen die Kanadier über den Preis der Radeon HD 3870 X2 gehen.