Vier Tastaturen von Razer im Test: Bissige Schlangen oder zahme Kätzchen?

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Frank Hüber
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Technik

Der Anschluss der Tarantula gleicht dem der Lycosa. An einem insgesamt 200 cm langen Kabelstrang, der sich auf den letzten 40 cm in vier einzelne Kabel aufteilt, finden sich zwei USB-Stecker sowie ein 3,5-mm-Klinken-Anschluss für den Mikrofon-Ein- und Audio-Ausgang der Soundkarte. Bei der Tarantula hat Razer die USB-Stecker jedoch noch nicht eindeutig gekennzeichnet, so dass man zunächst nicht weiß, welcher Stecker für den Betrieb der Tastatur notwendig ist und welcher lediglich den in der Tarantula integrierten USB-Hub mit zwei USB-Ports speist. Bei der neueren Lycosa hat Razer hier demnach dazugelernt. Nach kurzem Probieren offenbart sich jedoch, dass der USB-Stecker mit dem etwas dickeren Kabel für den Betrieb der Tastatur genutzt werden muss. Eher ein verspieltes Extra denn von Nutzen ist die Vergoldung der beiden USB-Stecker zum Anschluss an den PC. Die beiden an der Tastatur befindlichen USB-Ports unterstützen lediglich den USB1.1-Standard. Der schnellere USB2.0-Standard wird mit der schon etwas länger auf dem Markt befindlichen Tarantula noch nicht unterstützt.

Razer Tarantula
Razer Tarantula

Wie bei einer echten Spielertastatur üblich und bereits erwähnt, erfolgt der Anschluss an den PC mittels USB, so dass die Tastatur auch beim Starten des PCs und im BIOS oder Bootmanager zur Verfügung steht. Für die Benutzung unter Windows ist ebenfalls keine Treiberinstallation erforderlich. Doch auch bei der Tarantula gilt: Sämtliche Funktionen lassen sich nur mit installiertem Treiber nutzen.

Auch die Tarantula setzt bereits die von Razer als „Ultrapolling“ bezeichnete Technologie ein, bei der die Zeitverzögerung zwischen vorgenommenem Tastendruck und Tastenreaktion Dank einer Frequenz von 1.000 Hz lediglich bei einer Millisekunde liegt. Herkömmliche Tastaturen tasten mit 125 Hz ab, so dass die Verzögerung acht Millisekunden beträgt.

Razer Tarantula

Darüber hinaus verfügt das gesamte Tastenfeld der Tarantula über die so genannte Anti-Ghosting-Technologie, bei der in diesem Fall bis zu zehn Tasten gleichzeitig gedrückt und auch gleichzeitig verarbeitet werden können. Im Gegensatz zum DKTBoard, welches sich hier einen Totalausfall leistet, liefert die Tarantula in diesem Punkt eine erstklassige Leistung ab, die jedem Spieler gerecht werden sollte, der nicht mehr als seine Finger zur Eingabe nutzt. Die Tarantula bietet hierbei einen Turbo- und einen Legacy-Modus. Während im Turbo-Modus bis zu zehn Tasten gleichzeitig gedrückt werden können, ist dies im Legacy-Modus nur mit bis zu sechs Tasten möglich. Zwischen dem Turbo- und Legacy-Modus kann der Benutzer wechseln, indem er die Profiltaste gedrückt hält und ein Mal die Tarantula-Taste (Taste mit dem Razer-Logo) drückt. Beim Wechsel in den Legacy-Modus blinken die LEDs der Tastatur einmal, beim Wechsel in den Turbo-Modus zweimal auf.

Mit dem mitgelieferten Werkzeug lassen sich die Tasten der Tarantula relativ leicht lösen und offenbaren die darunter zum Einsatz kommende Technik. Schon bei der Tarantula setzt Razer demnach auf die uns bei der Lycosa begegnete Technik, bei der eine kleine Silikonhaube beim Tastendruck durch den Tastensockel nach unten gedrückt wird, den Kontakt mit der Platine herstellt und die Taste wieder nach oben drückt. Die Tasten werden auch hier von zwei kleinen Befestigungsankern gehalten, bei denen grundsätzlich die Gefahr besteht, sie abzubrechen. Auch wenn das mitgelieferte Werkzeug unnötigen Krafteinsatz und ein schräges Lösen der Tasten verhindern soll, sollte man es – wie immer – möglichst vorsichtig angehen. Auch der „BattleDock“ lässt sich so entfernen und zeigt den darunter verborgenen Mini-USB-Anschluss, mit welchem man entsprechendes Zubehör mit dem Dock verbindet.

Razer Tarantula
Razer Tarantula

Anders als die Lycosa verfügt die Tarantula über einen 32 kB großen integrierten Speicher, welcher bis zu fünf vom Benutzer in der Software angelegte Profile speichert und diese so auch ohne Installation des Treibers an einem anderen Rechner bereitstellt. Zwar muss man hierbei ein paar Einschränkungen hinnehmen, auf welche im folgenden Abschnitt genauer eingegangen wird, grundsätzlich ist diese Funktion für Spieler, welche an Turnieren teilnehmen, bei denen zwar eine eigene Tastatur, jedoch keine Treiberinstallation erlaubt ist, jedoch je nach Spiel und persönlicher Präferenz sehr wichtig.

Software

Offiziell unterstützte die Razer Tarantula nur Windows 2000 und XP x32 und x64. Mittlerweile ist diese Liste auch um Windows Vista erweitert worden, sodass eine Benutzung der Tastatur unter Vista sowohl mit als auch ohne installierte Treibersoftware kein Problem darstellt. Für diesen Artikel wird die aktuelle Treiberversion 2.10 in Verbindung mit der Firmware 2.02 verwendet, die unter Vista SP1 keine Probleme bereiten.

Natürlich sind sich die Software der Tarantula und Lycosa sehr ähnlich. Beide bieten jedoch in verschiedener Hinsicht Einschränkungen, welche die jeweils andere nicht bietet. Schon vorweg kann man sagen, dass aus unserer Sicht eine Kombination beider Treiber ideal erscheinen würde und zumindest für die Lycosa noch auf zusätzliche Funktionen hoffen lässt.

Die grundlegende Funktion der Software ist mit der Treiber-Software der Lycosa identisch, sodass hierauf an dieser Stelle nicht noch einmal eingegangen wird. Anders als bei der Lycosa sind die normalen Tasten der Tarantula zwar ebenfalls frei programmierbar, jedoch nicht Makro-fähig. So können lediglich bis zu drei gleichzeitige Tastenbefehle auf eine Taste gelegt werden. Eine zeitliche Abfolge ist jedoch nicht möglich, was den Nutzen dieser Funktion je nach Spiel deutlich einschränkt. Leider ist es im Treiber auch nicht möglich, einfach eine Makrotaste auf eine normale Taste zu programmieren, um so über einen Umweg auch auf immerhin maximal zehn normalen Tasten ein Makro auszuführen. Die Software erkennt die Makrotasten jedoch nicht als mögliche Belegung einer normalen Taste an, so dass dieses Vorhaben im Keim erstickt wird. Makros können somit nur auf die insgesamt zehn hierfür vorgesehenen Makrotasten gelegt werden. Den Treiber der Lycosa einfach auch für die Tarantula zu benutzen, um so eine Makrofähigkeit sämtlicher Tasten zu erzwingen, klappt leider nicht.

Im Gegensatz zur Lycosa, bei der die Makros bis zu 16 Befehle enthalten können, sind diese bei der Tarantula noch auf maximal acht beschränkt. Viel zu wenig, um wirklich aufwendige Makros zu programmieren. Darüber hinaus zeigt sich, dass Razer bei der Makrofunktion noch ein wenig dazugelernt hat. So ist es im Treiber der Tarantula nicht wie bei der Lycosa möglich, die Reihenfolge einmal eingegebener Befehle oder Verzögerungen nachträglich zu verändern. Vertippt man sich oder muss man ein Makro nur leicht anpassen, muss es jedes Mal komplett neu eingetippt werden. Das ist umständlich und ärgerlich, mit der Lycosa jedoch glücklicherweise bereits ausgemerzt.

Für die Tarantula kann man insgesamt 100 Profile einrichten und in der Software speichern. Die Profile 6-100, welche nur in der Software und nicht direkt auf der Tastatur gespeichert werden können, unterstützen zwei Tastenbelegungen A und B (Keymaps). Somit stehen dem Benutzer bei jedem Profil zwei Funktionen für jede Taste zur Seite. Die Umschaltung der „Keymap“ erfolgt durch einmaliges Drücken der Profile-Taste. Besonders vorteilhaft ist dies, wenn man viele alphanumerische Tasten mit speziellen Kommandos belegt hat, während des Spielens jedoch auch mit seinen Mitspielern chatten möchte. Musste man bei der Lycosa immer ein Profil freihalten und umständlich auf dieses Wechseln, kann man bei der Tarantula bequem beispielsweise von Keymap A mit speziellen Kommandos auf die Standard-Keymap B wechseln, um unproblematisch Chat-Nachrichten einzugeben. Für die Profile 1 bis 5 steht nur die Keymap A zur Verfügung, da es sich bei diesen um die direkt in der Tarantula gespeicherten Profile handelt, die auch ohne Treiber auf jedem PC genutzt werden können.

Im integrierten Speicher können nur „Razer Synapse“-Funktionen gespeichert werden. Mit „Synapse“ bezeichnet Razer das proprietäre Programm zur Nutzung der in der Tastatur gespeicherten Profile. Die ersten fünf Profile bieten jedoch nicht den vollen Funktionsumfang der im Treiber gespeicherten Profile. So können über sie keine Tasten (einschließlich Makro-Tasten) zur Ausführung eines Programms bei Tastendruck programmiert werden und die automatische Umschaltung des Profils bei Spielstart steht ebenfalls nicht zur Verfügung. Darüber hinaus werden bei den integrierten Profilen auch keine Hinweise bei der Umschaltung des Profils ausgegeben.