Assassin's Creed im Test: Der Meuchelmörder aus dem Orient für den PC
2/6Inhaltliches
Auf den ersten Blick setzt sich Assassin's Creed in Sachen Inhalt von den meisten aktuellen Spielen ab. Zu Beginn dieses Tests soll es deswegen auch gleich um genau diesen gehen.
Plot
Die Einordnung in ein Genre fällt für Assassin's Creed reichlich schwer. Anstelle eines Begriffs wie „Action-Adventure“ macht sich die folgende Beschreibung wohl etwas konkreter: Assassin's Creed ist weitgehend ein interessanter Mix aus Tomb Raider und Spielen wie der Gothic- oder auch der Thief-Serie. Dabei trifft das Actionreiche und Lineare aus der Lara Croft Reihe auf die weitläufige – aber für den Spieler in diesem Fall inhaltlich nicht sonderlich interessante und zugängliche – Weite eines Gothic III sowie den Schleich-Anteil von Thief.
Auch das Setting ist, gerade für einen solchen Titel, vergleichsweise ungewöhnlich gewählt: Statt in einer futuristischen Zukunft, einer höchst fiktiven Gegenwart oder aber in einem Weltkrieg spielt Assassin's Creed im vorderen Orient der Kreuzzüge und somit in einer Zeit, die normalerweise eher für rundenbasierte Strategiespiele à la Medieval: Total War bekannt ist.
Allerdings wäre es für ein actiongeladenes Epos im Stile Hollywoods, das Assassin's Creed insgesamt durchaus ist, wohl ein Frevel, wenn nicht doch ein bisschen Futuristik mit in die Handlung spielen würde. So schlüpft der Spieler zunächst in die Rolle von Desmond Miles, der in einer Gegenwart lebt, die nicht unbedingt abwegig erscheint und der eigentlich nur ein Barkeeper ist. Doch muss sich Desmond aufgrund seiner Gene in die Dienste eines zwielichtigen Konzerns fügen, der ihn mit Hilfe des sogenannten Animus in die Vergangenheit seines Assassinen-Vorfahren Altair (gesprochen: Alta-ir) schickt und ihn dessen Leben aus zunächst unbekannten Gründen noch einmal durchleben lässt.
Dieser kleine storytechnische Kniff ist nicht unbedingt sonderlich originell, doch haben sich die Macher in einer Zeit, in der Spiele, die ausschließlich in der Vergangenheit stattfinden, irgendwie altbacken wirken, wohl nicht getraut, Assassin's Creed gänzlich ins 12. Jahrhundert zu verlegen. Doch immerhin wirken die kurzen Zwischensequenzen, in denen man in die Gegenwart zurückgelangt und als „echter“ Desmond Stück für Stück herausfindet, wozu die gesamte Aktion eigentlich dienen soll, manchmal sogar recht erfrischend. Außerdem erlaubt es sich für die Entwickler so, Altair mit neuzeitlichen Errungenschaften wie einem punktgenauen GPS auszustatten – ein grandioses Feature in den verwinkelten Gassen von Damaskus, Jerusalem und Co.
Und so durchlebt Desmond im Animus liegend noch einmal, wie der hochnäsige Altair aufgrund seiner Arroganz zunächst alle Ränge in der Gemeinschaft der assassinischen Elite-Mörder, die sich als Kämpfer für den Frieden unter den Menschen versteht, verliert und diese durch neun gezielte Morde wiedererlangen muss. Während sich die Zielpersonen zu Beginn der Handlung offenbar als böse Zeitgenossen entpuppen, die nichts anderes im Sinn haben, als am dritten Kreuzzug und dem bevorstehenden Sturm König Richards auf Jerusalem als Kriegsgewinner zu profitieren, wachsen Altair von Mission zu Mission die Zweifel und schon bald stellt sich die auch heute nach wie vor höchst relevante Gretchenfrage, nämlich die, wer denn nun wirklich gut und wer tatsächlich böse ist unter den vielen religiösen Eiferern, die sich damals – wie wohl auch heute – im vorderen Orient herumtreiben.
Insgesamt gestaltet sich der Plot von Assassin's Creed – eine Schlüsselszene bietet der oben verlinkte offizielle Trailer zum Spiel – über weite Strecken als spannend und wohl durchdacht. Zwischen den generellen Wirren des Krieges bleiben die tatsächlichen Hintergründe – sowohl in Altairs als auch in Desmonds Gegenwart – im schummrigen Dunkeln. Der Ausgang dieser zwiespältigen Suche soll an dieser Stelle bewusst nicht behandelt werden, doch endet Assassin's Creed auf eine Weise, die vielen Zeitgenossen zumindest fragwürdig vorkommen dürfte.