Assassin's Creed im Test: Der Meuchelmörder aus dem Orient für den PC
3/6Missionsdesign
Das Missionsdesign von Assassin's Creed nimmt einen anfänglich wirklich in seinen Bann. So gilt es beispielsweise, einen angeblichen Waffenschieber in Damaskus möglichst lautlos zu eliminieren. Dazu muss Altair vom Stützpunkt der Assassinen zum Zielort Damaskus reiten. Dort angekommen erhält man in der gutversteckten Hinterhof-Zweigstelle der Bruderschaft erste Tipps, wo nach konkreteren Hinweisen zu suchen ist. Sodann kann man der wohl atemberaubendsten Tätigkeit des Spiels, der Fassadenkletterei, fröhnen.
Geschickt wie eine Katze lässt sich Altair dazu über Hauswände und Überstände auf die Dächer der mittelalterlichen Städte lotsen, um dann an schmalsten Vorsprüngen und Fenstern hohe Türme wie jene von Kirchen oder Moscheen zu erklimmen. Oben angelangt werden die umliegenden Viertel der Stadt via GPS synchronisiert und man erhält weitere Anhaltspunkte – um wieder auf den Boden der Tatsachen zu gelangen reicht ein eleganter Todessprung in eines der vielen Heufuhrwerke.
Diese Anhaltspunkte sind auch dringend nötig, denn bevor man zuschlagen kann gilt es, weitere Informationen über die Routinen der Zielperson zu sammeln. Dazu können verschiedene Informationskanäle genutzt werden: So ist es möglich, dem Ziel nahestehende Personen mit ein paar Fausthieben zuzusetzen und so ein paar Hinweise zu erhalten. Einen weniger brutalen Weg stellt das Belauschen von Schergen oder normalen Bewohnern am Marktplatz dar. Eine dritte – und im Vergleich zur Konsolen-Version in Teilen neue – Möglichkeit stellt die Option dar, anderen Assassinen in der Stadt einen Dienst zu erweisen und so an weitere Informationen zu gelangen. Dies funktioniert über verschiedene Minispiele, bei denen man beispielsweise unter Zeitdruck ein paar Leibwachen erledigen, eine bestimmte Anzahl von Fahnen sammeln oder über die Dächer von A nach B gelangen muss. An dieser Stelle verliert Assassin's Creed also ein wenig an Linearität, da der Spieler selbst entscheiden kann, welche der vorhandenen Informationsquellen und damit verbundenen Aufgaben er nutzen will. Allerdings ist der Ausgang dieser Wahl unerheblich – Hauptsache, man erfüllt die notwendige Anzahl der Nebenquests; um welche es sich dabei speziell handelt, hat keinen weiteren Einfluss. Optional können auch die weiteren Quellen angezapft werden, doch ergibt sich aus daraus kein Vorteil – was schnell dazu führt, das man nur das Minimum erfüllt, um dann zuzuschlagen.
Was sich Anfangs insgesamt als sehr spaßig gestaltet, wird spätestens beim dritten Attentat ziemlich langweilig. Das große Problem ist die stetige Wiederholung bereits erlebter Handlungen. Eigentlich immer gelangt man auf dem gleichen Weg in die Stadt: Vor den Toren einem Gelehrten helfen, der von einer handvoll Wachen gepeinigt wird. Sodann kann man sich in die Mitte einer devoten Gelehrten-Gruppe nehmen lassen, die ohne Kontrollen das Tor passieren darf. Nachdem das Assassinen-Büro aufgesucht und ein paar Türme erklommen wurden, sieht man sich immer gleichen Informationsquellen gegenüber, was bedeutet: Leute verprügeln, beklauen oder belauschen – die einzige, kleine Abwechslung bieten die kurzweiligen Minispiele, die sich inhaltlich zumindest prinzipiell von den häufig deckungsgleichen Aufgaben der Informationsgewinnung unterscheiden.
Und so verliert das Missionsdesign von Assassin's Creed spätestens nach der Hälfte der gut 15 bis 20 Stunden Spielzeit einen Teil seines Reizes – was wirklich schade ist, da dies durch eine etwas größere Variation in der Aufgabengestaltung hätte verhindert werden können. Ab diesem Zeitpunkt wirken dann nicht mehr die Aufgaben motivierend, sondern vielmehr das Interesse am Fortgang der im vorherigen Abschnitt beschriebenen spannenden Geschichte. Ein wenig aufgewertet wird dieser Minuspunkt aber durch die wirklich gelungene Atmosphäre, die dank weitgehend intelligent agierenden Zivilisten und malerisch nachempfundenen, alten Stadtkernen samt Türmen und Minaretten erzeugt wird.