Atari setzt Journalisten unter Druck
Für einen Publisher ist die Berichterstattung vor Veröffentlichungen von Spielen sehr wichtig. Je nach Qualität des Produkts muss man dabei aber auch negative Tests und Previews in Kauf nehmen. Atari scheint dies in Sachen Alone in the Dark (AitD) recht schwer zu fallen.
So berichten die Kollegen von 4Players dieser Tage in einem Kommentar von eher zwielichtigen Methoden, mit denen der Publisher eine nur mittelmäßige Bewertung (68 Prozent) des Spiels von der Veröffentlichung fernhalten wollte. Dabei scheint das Verhältnis zumindest in Sachen AitD von vornherein eher schwierig gewesen zu sein: So erhielten die Redakteure von 4Players dem Kommentar zufolge nicht die angeforderte Vorabversion. Stattdessen stornierte Atari nach Erscheinen einer Vorschau die geplante Werbekampagne und bediente auch nicht den neuerlich formulierten Wunsch nach einer Testversion.
Das wirklich Krude geschah aber erst kürzlich, als, trotz der Schikanen, kurz vor Release-Datum ein Test online ging. Plötzlich sah sich die Redaktion einem Anwaltsschreiben gegenüber, in dem es, zitiert nach dem Kommentar, heißt: „Mit diesem „Test“ verstoßen Sie gegen geltendes Recht und verletzen die Rechte unserer Mandantin [Atari].“ Im Folgenden weist das Schreiben dann den veröffentlichten Zitaten zufolge vornehmlich die Behauptung auf, dass der Test auf Basis einer Vorabversion entstanden sein müsse, die dem fertigen Spiel nicht gerecht werde.
Dies wäre eigentlich nicht einmal sonderlich problematisch, da viele Publisher die Redaktionen vorab bemustern, um eine pünktliche Berichterstattung zu gewährleisten. Besonders im Printbereich ist dies aufgrund von langen Vorlaufzeiten häufig notwendig. 4Players jedoch will eine finale Verkaufsversion ergattert haben, die man von einem Händler erwarb, der die Spiele einige Tage vorab auf Lager hatte. Ataris Rechtsbeistand hat für diesen Vorgang indes eine ganz andere Erklärung: „Einzig denkbare Erklärung wäre, dass Ihr „Test“ auf einer illegal downgeloadeten Version basiert.“
Wenn es zutrifft, dass es sich bei der Darstellung von 4Players um eine weitgehend objektive handelt, so hat Atari mit seinem Vorgehen nicht viel gewonnen. Der Test, der bis Freitag, 14 Uhr, offline gehen sollte, ist noch immer online. Die Aufmerksamkeit für die negative Bewertung des Spiels sowie das ungebührliche Verhalten gegenüber nicht erwünschter Berichterstattung dürfte das Image weit mehr korrumpieren, als ein Test mit einer 68er-Wertung.
Übrigens: Auch ComputerBase wird sich demnächst in einem Test mit Alone in the Dark befassen. Die finale Kaufversion wurde uns von der Presseagentur Ataris sogar proaktiv angeboten – man darf gespannt sein.
Der Streit wurde nunmehr nach einem persönlichen Gespräch zwischen Vertretern beider Parteien beigelegt. Atari hat dabei laut 4Players sämtliche Anschuldigungen gegenüber der Berichterstattung sowie die Androhung von rechtlichen Maßnahmen zurückgenommen.
Wir danken unserem Leser Philipp
für den Hinweis auf das Update