Firefox 3 ist da und möchte Weltrekord aufstellen
Nach knapp drei Jahren Entwicklungszeit und einer ausgiebigen Testphase steht die finale Version von Firefox 3 nun zum Download bereit und soll einen Weltrekord aufstellen. Neue Features gibt es sowohl für Endanwender als auch für Entwickler in Hülle und Fülle. Zudem profitiert jedermann von spürbaren Performance-Verbesserungen.
Der Ersteindruck nach der Installation wird von dem neuen Aussehen geprägt sein. Genauer gesagt muss man von mehreren neuen Oberflächen sprechen, denn das Aussehen gestaltet sich je nachdem ob Windows XP, Windows Vista, Linux oder Mac OS X zum Einsatz kommt recht unterschiedlich. Zwar befinden die Bedienelemente jeweils an derselben Stelle, jedoch ist die Farbgebung jeweils eine andere und soll möglichst gut mit dem Aussehen der grafischen Oberfläche des Betriebssystems harmonieren. Zudem greift Firefox nun auch unter Linux und Mac OS X auf das native Design von Formularelementen zurück, so dass diese nicht mehr wie Fremdkörper wirken.
Die weitaus meisten Neuerungen betreffen jedoch nicht das Aussehen des Browsers, sondern machen das Surfen auf die eine oder andere Weise bequemer. So haben alte Firefox-Versionen den Anwender beispielsweise nach der erstmaligen Eingabe eines Benutzernamens und Passworts mittels eines blockierenden Dialogs gefragt, ob sich Firefox die eingegebenen Daten merken soll. Der Anwender konnte jedoch zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wissen, ob er sich eventuell vertippt hat. Firefox 3 löst dieses Problem elegant, indem statt des Dialogs eine Informationsleiste am oberen Rand des Viewports eingeblendet wird, die nicht sofort eine Eingabe verlangt.
Eine weitere, vergleichsweise kleine Änderung vereinfacht das Leben für Nutzer eines Webmail-Dienstes. Denn beim Klick auf E-Mail-Links (genauer gesagt: „mailto:“-Links) kann Firefox 3 den entsprechenden Webmail-Dienst anstatt das lokal installierte E-Mail-Programm aufrufen. Wenn der eigene Webmail-Dienst dieses Feature unterstützt, muss man es auf dessen Website lediglich aktivieren. Dabei registriert sich dieser dann in Firefox 3 für „mailto:“-Links. E-Mail-Links sind jedoch lediglich das prominenteste Beispiel für Web-based Protocol Handlers, die sich leicht auf weitere Anwendungen wie Kalender, Karten oder Voice-Chat-Anwendungen übertragen lassen.
Die nach Meinung vieler Betatester beste und zugleich auf den ersten Blick unscheinbarste Verbesserung betrifft die Adressleiste in Firefox 3, für welche sich bereits der Name „AwesomeBar“ durchgesetzt hat. In Firefox 2 konnte man dort lediglich eine Domain eingeben, woraufhin deren innerhalb der letzten 9 Tage besuchten Unterseiten als Autovervollständigung vorgeschlagen wurden. Firefox 3 hingegen findet nach Eingabe eines oder mehrerer Wortschnipsel alle innerhalb der letzten drei Monate aufgerufenen Seiten sowie sämtliche Lesezeichen, in deren Titel oder URL jene Wortschnipsel an beliebiger Stelle vorkommen. Die Vorschläge werden von einem adaptiven Algorithmus nach Relevanz sortiert. Phrasensuche ist durch Verwendung von Anführungszeichen möglich. Und durch Voranstellen von einem der drei Zeichen „*“, „^“ oder „+“ lässt sich die Suche auf Lesezeichen, die Chronik oder Schlagwörter einschränken. In Firefox 3 ist es somit praktisch unmöglich, eine irgendwann in den letzten drei Monaten aufgerufene Website durch Eingabe der passenden Stichworte nicht wiederzufinden.
Der neue Stern-Button in der Adressleiste ermöglicht das Setzen von Lesezeichen mit einem einzigen Mausklick. Mittels eines weiteren Mausklicks lässt sich das Lesezeichen anschließend umbenennen, in einen Ordner verschieben oder mit Schlagwörtern (Tags) versehen. Nach Lesezeichen mit bestimmten Schlagwörtern kann man anschließend – wie sollte es anders sein – mit der „AwesomeBar“ suchen. Führt man eine Suche in der rundum erneuerten Bibliothek (Lesezeichen-Verwaltung) durch, kann man diese anschließend als Lesezeichen-Ordner speichern, der dynamisch aktualisiert wird. Drei solche dynamische Lesezeichen-Ordner – „Meistbesuchte Seiten“, „Kürzlich als Lesezeichen gesetzt“ und „Kürzlich verwendete Schlagwörter“ – werden automatisch eingerichtet.
Der integrierte Download-Manager hat diesen Namen in Firefox 3 nun tatsächlich verdient. Downloads können unterbrochen und nach dem Wiederaufbau der Internetverbindung oder einem Neustart des Browsers fortgesetzt werden. Aktive Downloads sowie die verbleibende Zeit werden in der Statusleiste ausgegeben. Im Kontextmenü eines Downloads befindet sich zudem neben dem Link „Download-Link kopieren“ ein neuer Eintrag „Zur Download-Seite gehen“. Nachdem man eine Datei heruntergeladen hat, fordert Firefox 3 unter Windows den installierten Virenscanner nun automatisch zum Untersuchen der Datei auf. Unter Windows Vista werden die Kinderschutzeinstellungen (Parental Controls) unterstützt und können den Zugriff auf einen Download unterbinden. Und unter Mac OS X verwendet Firefox 3 den Quasi-Standard Growl zum Einblenden eines Hinweises, sobald ein Download abgeschlossen ist.
Wer sich über zu kleinen Text auf einer Website ärgert, wird „Full Page Zoom“ lieben. Dieses seit jeher von Opera bekannte Feature vergrößert nicht nur den Text einer Website, sondern deren gesamtes Layout inklusive der Bilder – und zerstört somit im Gegensatz zum Text-Zoom nicht das Layout. Das jeweilige Zoom-Level einer Website merkt sich Firefox und stellt es beim nächsten Besuch wieder her. Allgemein wurde die Schriftdarstellung in Firefox 3 durch bessere Unterschneidung und Ligaturen optimiert – die überwiegende Mehrheit der im Web verwendeten Schriftarten ist dafür jedoch noch nicht bereit.
Durch Gedrückthalten der Strg-Taste lassen sich nun obendrein mehrere, nicht notwendigerweise zusammenhängende Textabschnitte markieren und anschließend in die Zwischenablage kopieren. Und wenn man die Suchleiste öffnet, wird deren Eingabefeld in Firefox 3 mit dem aktuell ausgewählten Text vorbelegt. Für die Rechtschreibprüfung in Eingabefeldern zeichnet sich nun das aus OpenOffice.org bekannte Hunspell verantwortlich, das dem bislang verwendeten Aspell insbesondere bei denjenigen Sprachen, deren Grammatik komplizierter ist als die des Englischen, überlegen ist.
Das Surfen mit mehreren Tabs ist in Firefox 3 komfortabler als in Firefox 2. Möchte man den Browser bei mehreren geöffneten Tabs schließen, bietet Firefox das Wiederherstellen dieser Tabs beim nächsten Start an. Bereits in Firefox 2 konnte man einen neuen Tab per Doppelklick in einen freien Bereich der Tableiste erstellen und Tabs per Drag & Drop umordnen. In Firefox 3 kann man einen Tab nun auch ganz einfach duplizieren, indem man ihn bei gedrückter Strg-Taste auf einen freien Bereich der Tableiste zieht. Das Scrollen durch zahlreiche offene Tabs wird nun animiert anstatt abgehackt dargestellt. Wenn man alle Lesezeichen eines Ordners auf einmal öffnet (Eintrag im Kontextmenü oder mittlere Maustaste), dann werden die neuen Tabs den bereits offenen Tabs in Firefox 3 hinzugefügt anstatt diese zu ersetzen.
Die rechts neben der Adressleiste seit jeher vorhandene Suchbox, mit der Mozilla Millionen von Google und Yahoo scheffelt, wurde im Wesentlichen nicht angetastet. Ihre Breite kann nun jedoch via Drag & Drop variiert werden. Und in der deutschen Firefox-Version findet sich nun erstmals Wikipedia unter den standardmäßig auswählbaren Suchmaschinen. Zudem lässt sich für jede Suchmaschine nun ein Schlüsselwort festlegen. Legt man zum Beispiel für die Suche in der Wikipedia das Schlüsselwort „wp“ fest, kann man fortan nach Eingabe von „wp Suchbegriffe“ in der Adressleiste eine Suche in der Wikipedia ausführen.
Was die Performance angeht, deklassiert Firefox 3 seinen Vorgänger und führt JavaScript zwei- bis dreimal schneller aus. Da JavaScript nicht nur von Websites benutzt wird, sondern auch Teile von Firefox selbst in JavaScript geschrieben sind, fallen diese Optimierungen besonders ins Gewicht. Ebenfalls positiv auf die Performance ausgewirkt haben sich „Profile-Guided Optimizations“. Dabei übersetzt der Compiler den Quelltext zwei- anstatt einmal und nach der ersten Übersetzung wird beim Ausführen von Firefox ein Profil erstellt, welches dem Compiler im zweiten Übersetzungsvorgang weitere Möglichkeiten zur Optimierung schafft. Obendrein wurde die Speicherverwaltung überarbeitet, so dass Firefox 3 weniger Arbeitsspeicher benötigt als Firefox 2.
Auch die sicherheitsrelevanten Features wurden weiter ausgebaut. Per Klick auf das Favicon links neben der Adressleiste kann man sich nun Informationen über den Inhaber des SSL-Zertifikats bzw. den Betreiber der Website anzeigen lassen, falls die Verbindung mit SSL verschlüsselt ist. Sollte eine Website gar über ein Extended-Validation-Zertifikat verfügen, wird der Zertifikat-Inhaber direkt grün hinterlegt in der Adressleiste ausgegeben. Extended-Validation-Zertifikate unterliegen strengeren Vergabekriterien als gewöhnliche SSL-Zertifikate und stellen somit neben einer Verschlüsselung auch die Identität des Betreibers sicher, wovon man sich einen wirksamen Schutz vor Phishing verspricht.
Bereits seit Version 2 warnt Firefox den Anwender vor vermutlichen Phishing-Websites. Firefox 3 warnt nun zudem vor solchen Websites, die im Verdacht stehen Malware zu verbreiten – also unerwünschte und in vielen Fällen auch schadhafte Software. Und falls Firefox 3 auf ein ungültiges SSL-Zertifikat stößt, kann der Anwender die resultierende Fehlermeldung nicht mehr mit einem Klick auf „OK“ ignorieren, sondern muss sich zunächst per Klick auf einen Button das Zertifikat anzeigen lassen und kann erst dann auf einen Button mit der Aufschrift „Sicherheits-Ausnahmeregel bestätigen“ klicken.
Da neben dem Browser an sich auch Add-ons und Plug-ins Sicherheitslücken enthalten können, sucht Firefox nun in regelmäßigen Abständen nach neuen Versionen der installierten Plug-ins – wie zum Beispiel Adobe Flash – und kann diese bei Bedarf auch automatisch deaktivieren. Bisher gab es entsprechende Update-Automatismen nur für Add-ons. Doch auch deren Update-Mechanismus wurde überarbeitet und verlangt in Firefox 3 nun, dass Updates mt SSL-Verschlüsselung geladen werden, um Man-in-the-middle-Angriffe auszuschließen. Insgesamt ist die Installation eines Add-ons in Firefox 3 jedoch unkomplizierter als zuvor, da die überflüssige Whitelist der zur Installation berechtigten Domains gestrichen wurde.
Die Neuigkeiten für Entwickler in Firefox 3 lassen sich bei Mozilla Developer Central im Detail nachlesen. Unter anderem können Websites nun in Erfahrung bringen, ob der Browser momentan über eine Internetverbindung verfügt, was praktisch für jene Webanwendungen ist, die auch offline funktionieren sollen. Den Acid2-Test besteht Firefox mühelos und erreicht im Acid3-Test 71 von 100 Punkten. Cross-Site Ajax ist seit Firefox 3 Beta 5 wieder deaktiviert, da Teile der entsprechenden Spezifikation sich noch ändern können. Die für Ende des Jahres geplante Version 3.1 soll diesen Umstand korrigieren und auch Video-Unterstützung mitbringen.
Firefox 3 stellt somit das bisher größte Update des noch jungen Browsers dar und mittlerweile sind auch fast alle verbreiteten Erweiterungen kompatibel mit Mozillas neuestem Browser. Eine prominente Ausnahme ist Google Browser Sync, dessen Entwicklung eingestellt wurde. Google empfiehlt stattdessen die Verwendung von Mozilla Weave oder Foxmarks. Im Gegensatz zu Version 2 werden einige alte Betriebssysteme nicht mehr unterstützt, darunter Windows 98, Me und NT 4. Und anstatt Mac OS X 10.2 benötigt man nun mindestens Version 10.4.
Mozilla möchte am heutigen Dienstag einen Weltrekord aufstellen. Denn Firefox 3 soll die Software werden, die binnen 24 Stunden nach Veröffentlichung am häufigsten heruntergeladen wird und somit einen Eintrag in dem Guinness-Buch der Rekorde erhält. Wir haben unsere Download-Links so angepasst, dass auch ein Download über ComputerBase zum Weltrekord beiträgt. Der aktuelle Stand des vermutlichen Weltrekords kann jederzeit online eingesehen werden.
Downloads
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Mozilla Firefox Download
4,7 SterneFirefox ist ein freier Browser der gemeinnützigen Mozilla Foundation mit vielen Erweiterungen.
- Version 128.5.2 ESR Deutsch
- Version 134.0 Beta 10 Deutsch
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