Rainbow Six Vegas 2 im Test: Zehn Jahre Tom Clancy in der Spielebranche
2/2Part 2
Die Steuerung der K.I-Kollegen gestaltet sich einfach und geht gut von der Hand. Man merkt dem Spiel aber an, dass es ursprünglich für die Konsolen entwickelt worden ist. Rudimentäre Befehle wie passives oder offensives Verhalten sowie „dem Spieler folgen“ oder „abwarten“ können angeordnet und per Tastendruck spezielle Positionen angewiesen werden (was meistens ganz ordentlich klappt, sofern die Kollegen nicht gerade drei Schritte zu weit und damit den Feinden in das Schussfeld laufen). Bei gezieltem Vorgehen, etwa an Türen oder beim Abseilen, fällt das Verhalten der Kollegen recht hakig aus. Der Spielercharakter lässt sich hingegen gut steuern.
Triste Außengebiete drücken auf die Stimmung.
So weit, so gut. Doch nicht für alte Fans der Serie, die dürften enttäuscht sein von der simplen Spielweise. Gerade gegen Ende verkommt das Spiel immer mehr zum Ego-Shooter, abgestimmtes und ausgefeiltes Vorgehen ist praktisch nie von Nöten; sieht man einmal davon ab, die anderen Rainbows durch einen Seiteneingang zu schleusen. Dasselbe gilt für die Waffenauswahl: großes Wechseln ist nicht nötig, mit einer Standardwaffen lässt sich das Spiel im Großen und Ganzen souverän bestreiten. Neuerungen wie das Erfahrungspunktesystem enttäuschen, da es zwar eine nette Idee ist, durch höhere Level an bessere Ausrüstungsgegenstände und Waffen zu gelangen, jedoch ist in der deutschen Version von Rainbow Six Vegas 2 nur eine ziemlich magere Variante integriert. Das ursprüngliche, auf den Namen A.C.E.S. (Advanced Combat Enhancement & Specialization) getaufte System belohnte den Spieler, wenn er die Gegner auf spezielle Arte – etwa mit Kopfschüssen oder auf kurze Distanz – niederstreckt, was aber den deutschen Jugendschützern missfiel. Somit sind A.C.E.S. sowie einige Achievements restlos gestrichen worden, was das ganze Erfahrungspunktesystem etwas absurd erscheinen lässt. Zu den weiteren Abstrichen aufgrund des Jugendschutzes zählen das bei Leichen deaktivierte Radgoll-System und weniger Bluteffekte.
Die Story spielt parallel zum ersten Vegas-Teil und fällt Tom-Clancy-typisch aus: Massen von Terroristen greifen an und bedrohen die Menschheit, die von einer top ausgestatteten Einheit niedergerungen wird. Besonderer Tiefgang oder Gesellschaftskritik darf also nicht erwartet werden. Der Titel krankt leider zusätzlich an einer schwachen Präsentation, welche die Geschichte noch fadenscheiniger erscheinen lässt. So werden etwa hunderte Zivilisten, eingesperrt in eine Turnhalle, per Giftgasbombe getötet, die Rettung scheitert knapp. Mit solchen Szenen begeben sich Entwickler ohnehin auf dünnes Eis, wird sie aber so plump vorgetragen wie in Vegas 2, erscheint sie einzig und allein als billige Effekthascherei und verdirbt die Lust am Spiel. Außerdem bleiben die Rainbow-Einheiten stereotype Abziehbilder, was ebenfalls der Atmosphäre schadet. Hinzu kommt das durchschnittliche Missionsdesign, das nicht über Bombe entschärfen, Geiseln retten oder Terrorist verfolgen hinausgeht. Überraschende Abwechslungen und Wendungen: Fehlanzeige. Zudem fällt das Spiel äußerst kurz aus, nach fünf bis sieben Stunden sollten die meisten Spieler die Terroristen-Bedrohung gestoppt haben.
Die sieben Akte der Kampagne können einzeln ausgewählt werden, nachdem sie erst einmal erfolgreich absolviert wurden. Zudem ist ein umfangreicher Multiplayer-Part vorhanden, der neben den üblichen Spielmodi wie Deathmatch, Team-Deathmatch oder eine Art Conquest-Modus auch ermöglicht, die Kampagne kooperativ durchzuspielen. Und wie es nun mal so ist: Spielt man zusammen, macht der Titel gleich umso mehr Spaß, insbesondere weil taktisches Vorgehen leichter zu koordinieren ist und die schwache K.I. der NPCs nicht so sehr zum Tragen kommt.
Fazit
Während das erste Vegas noch als entschlackter und leicht verdaulicher Taktik-Shooter durchging, wirkt Vegas 2 innovations- und lieblos. Natürlich, im Herzen ist es immer noch Rainbox Six Vegas, aber der Zahn der Zeit nagt und die Neuerungen fallen im Schnitt enttäuschend aus. Wie ein zweiter Teil – auch auf Basis derselben Engine wie der Vorgänger – auszusehen hat, zeigen hingegen die „Ghost Recon: Advanced Warfighter“-Spiele, die beide auf einem konstant hohen Niveau angesiedelt sind. Bei Vegas 2 erhält man stattdessen eher den Eindruck, dass zum zehnjährigen Tom-Clancy-Jubiläum ein entsprechendes Spiel auf den Markt sollte und genau so zusammen gezimmert wirkt der Titel. Da die Rainbow-Six-Serie aber auch in der Vergangenheit schon schwächere Titel beinhaltete, bleibt die Hoffnung auf einen neuen Ableger mit hoffentlich deutlich stärkerem taktischen Tiefgang.
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