Mini-ITX-Mainboard mit AMD 780G in Arbeit
Nachdem es bereits seit einigen Tagen Informationen rund um einen Low-Power AMD Athlon 64 2000+ gibt, der gegen Intels Atom-Prozessoren antreten soll, scheint nun die passende Platine gefunden. War der größte Nachteil bisher, dass es lediglich Micro-ATX-Mainboards mit dem 780G-Chipsatz gab, wird eine erste Mini-ITX-Platine vorgestellt.
Genau solch eine Platine wird sich fortan mit den Intel-ITX-Mainboards messen können und dank der durchweg neueren Technik höchstwahrscheinlich die bessere Wahl sein. Bisherige Vorabtests setzen den Athlon 2000+ mehr oder weniger auf eine herkömmliche ATX-Desktop-Platine oder maximal eine Micro-Version davon, die mit 24 x 24 cm deutlich größer ist als das ITX-Format. Mit dem MINIX-780G-SP128MB betritt J&W Technology das Land der neuen AMD-Mainboards mit den Abmessungen von 17 x 17 cm und kann somit direkt mit den Intel-Systemen konkurrieren. Intels Platinen in diesem Bereich hatten bisher keine Konkurrenz, deshalb ist die verwendete Technik aktuell nicht wirklich die neueste. Der aktuelle Chipsatz 945GC ist mit seiner Herstellungsweise von 130 nm nicht nur auf dem Papier dem 780G in 55 nm deutlich unterlegen, auch fast alle neuen technischen Features verbucht der AMD-Chip auf der Habenseite; dies alles auch noch bei einer deutlich geringeren Leistungsaufnahme.
Das MINIX-780G-SP128MB bietet natürlich aktuellen DirectX-10-Grafiksupport in Form einer integrierten Radeon HD 3200 mit 128 MB side-port memory. Side-port ist eine aus dem Notebook-Bereich rekrutierte Technik, die der integrierten Grafikkarte Speicher zur Verfügung stellt, sodass die CPU (inkl. Northbridge) und der Systemspeicher im Leerlauf in Energiesparmodi wechseln können, die ansonsten aufgrund des Zugriffs seitens der Grafikkarte auf den Systemspeicher nicht zulässig wären. Für die Aufrüstbarkeit stellt man darüber hinaus einen PCIe-x16-Slot der zweiten Generation bereit, der mit Grafikkarten bestückt werden kann. Der Sockel AM2+ bietet Unterstützung für Quad-Core-Prozessoren bis zu einer TDP von 95 Watt, was alle stromsparenden Phenom-Prozessoren aber auch die 95-Watt-Variante des Phenom 9750 mit einschließt. Zwei DDR2-SO-DIMM-Speicherbänke, Gigabit-LAN, 7.1-Sound, vier SATA-Ports und selbst eSATA sowie viele weitere Dinge, die man von einer 780G-Platine im ATX-Format kennt, finden ebenfalls auf dem kleinen Probanden einen Platz. Anhand des I/O-Panels lassen sich bereits die wichtigsten Anschlüsse ablesen.
AMDs kommender Prozessor Athlon 64 2000+ wird mit 1,0 GHz takten und bei einer Spannung von etwa 0,9 bis 1,0 Volt laufen. Er basiert auf dem aktuellen G2-Stepping und kommt mit 512 KB L2-Cache daher. Als einer der ersten Prozessoren ging bereits am letzten Wochenende ein Athlon 64 2000+ für 30 Pfund bei eBay über den virtuellen Ladentisch. Als TDP scheinen sich die dort genannten 8 Watt zu bewahrheiten, mit denen der Prozessor auf dem Papier deutlich hinter den Atom-Prozessor von Intel, der eine TDP von 4 Watt besitzt, rutscht. Da aber der Chipsatz zwingend notwendig für den Einsatz ist, wird dieser kleine Vorteil des Prozessor in einen großen Nachteil für Intel umgedreht. Die 22,2 Watt TDP der 945GC (PDF-Dokument) liegen deutlich über der Leistungsaufnahme der 780G, auch wenn es zu dieser sehr unterschiedliche Aussagen gibt. Während einige Internetseiten felsenfest behaupten, dass der Verbrauch der 780G immer unter einem Watt liege, schenken wir eher dem Glauben, dass dieser bei maximal 11 Watt liegen kann, denn Minima und Maxima liegen bekanntlich selten auf identischem Niveau. Offiziell lässt sich AMD aber leider nicht in die Karten schauen, gibt lediglich den Idle-Wert an (s. Screenshot). Die so nicht wirklich gegebene Vergleichbarkeit zwischen der TDP des Intel-Chipsatz und der realen maximalen Leistungsaufnahme des AMD-Chipsatz sollte weiterhin berücksichtigt werden und lässt deshalb nur bedingte Schlüsse zu. Ein weiterer Pluspunkt für die AMD-Platine dürfte der Einsatz von SO-DIMMs sein, also RAM-Riegel, die in Notebooks zum Einsatz kommen und daher kompakter und energieeffizienter sind als die im Desktop-Segment üblichen DDR-SDRAMs.
Alles in Allem könnte das Mainboard, nicht nur gepaart mit dem neuen Low-Power-Prozessor, die Antwort von AMD auf Intels Offensive in dem Nettop- und Netbook-Markt sein. Der Preis, die Verfügbarkeit und weitere Produkte in dieser Richtung werden entscheiden, ob solch ein Unterfangen Erfolg hat. Intels ITX-Mainboard kostet zusammen mit einem Atom-Prozessor mit 1,6 GHz aktuell keine 50 Euro – eine Verfügbarkeit ist aber auch noch nicht gewährleistet. Ein wenig Zeit in diesem Markt scheint also noch vorhanden.