Lenovo L220x im Test: 22-Zoller lebt auf großem Fuße
6/6Fazit
Es mag ungehobelt erscheinen, mit den Nachteilen des Lenovo L220x ins Fazit einsteigen zu wollen, in diesem Fall kann man es aber auch wieder als Lob auffassen: Die einzigen, wirklichen Kritikpunkte des Bildschirms sind nämlich die sehr hohe Helligkeit, die sich kaum zügeln lässt, sowie das schlechte Interpolationsverhalten. Zwar kann man auch bei einer Helligkeit von 160 cd/m² noch arbeiten, ohne sich die Pupillen wegzubrennen, weshalb es aber nicht weniger sein darf, bleibt wohl Lenovos Geheimnis. Immerhin leidet der Schwarzwert nicht unter diesem Beleuchtungswahn, wenngleich Filmfreunde unter Umständen Abstriche bei der Tiefenauflösung und dem allgemeinen Kontrast in Filmen hinnehmen müssen.
Leidvoller ergeht es da eher Betrachtern, die eine geringere als die native Auflösung auf dem L220x fahren möchten. Die Wiedergabe wird hierbei nämlich sehr unscharf, was vor allem beim Lesen von Text auffällt. In Spielen und Filmen ist die Qualität der Interpolation mitunter vertretbar. Ratsam ist es dennoch in jedem Fall, nicht von der nativen Auflösung abzuweichen. Dem Gesamteindruck des Monitors schadet das in diesem speziellen Fall eher wenig. Es muss nämlich davon ausgegangen werden, dass man sich den Lenovo L220x gerade wegen seiner hohen nativen Auflösung anschafft, weshalb geringere Auflösungen Seltenheitscharakter genießen sollten. Im Individualfall ist das Problem aber zu bedenken.
Die Fraktion der Filmfreunde wird mit einer in der Größenklasse seltenen Auflösung von 1920 x 1200 Pixeln belohnt, die es erlaubt, auch Full-HD-Videomaterial in voller Auflösung wiederzugeben. Da der Monitor neben einem VGA- auch einen DVI-Eingang besitzt, unterstützt er auch die Wiedergabe von HDCP-geschützten Filmen. Ein HDMI-Eingang wäre wünschenswert gewesen, auch und vor allem, um andere Zuspieler als den PC mit dem Monitor zu verbinden. Es stellt sich bei diesem Wunsch allerdings auch die Frage, ob der Lenovo L220x überhaupt für die Filmwiedergabe gedacht ist. Letztendlich handelt es sich auch „nur“ um einen 22-Zoll-Bildschirm, dessen Größe für den heimischen Filmabend dann vielleicht doch zu klein ist.
Ganz groß ist jedoch die Arbeitsfläche des L220x. Die im Vergleich mit anderen Monitoren dieser Größe erhöhte Auflösung sorgt für viel Platz auf dem Desktop, was vor allem das Arbeiten mit mehreren Anwendungen erleichtert. Sowohl bei der Tabellenkalkulation als auch bei Photoshop oder dem Windows-Explorer ergibt sich eine größere Übersicht, die der geneigte Käufer sicher schätzen wird. Die bei der hohen Auflösung kleinere Schrift kann gegebenenfalls vergrößert werden, in jedem Fall überzeugt die Darstellung jedoch durch ihre Feinheit, die sich aus der hohen Pixeldichte ergibt.
Apropos überzeugend: Das kann man auch von der Bildqualität behaupten. Das S-PVA-Panel verrichtet einen sehr soliden Job und stellt Farben getreu dar. Leichte Schwächen ergeben sich messtechnisch im Blau-Bereich, rein subjektiv gefällt der Monitor jedoch auch dort. Das Gleiche gilt für die Blickwinkel. Tatsächlich werden die Farben nämlich aus allen Richtungen nur minimal verfälscht, was sich speziell in einer zum Rand hin trüberen Darstellung bemerkbar macht. Ein Übergleiten von einem Farbton in den anderen ist jedoch nicht auszumachen. Weiß bleibt weiß und wird nicht etwa gelblich, wenngleich der Kontrast leicht abnimmt.
Auch die Mechanik des Monitors verdient Lob: Der Bildschirm ist dreh und neigbar und kann in der Höhe verstellt werden. Hinzu kommt die Möglichkeit, den Monitor um 90° zu drehen, sodass besonders hohe Dokumente im Pivot-Modus betrachtet werden können. Zugleich überzeugen die durchdachten Systeme zum Kabelmanagement auf der Rückseite des Monitors. Zwei Anschlüsse an der Seite sorgen für einen schnellen Zugang zu den USB-Ports, zwei weitere befinden sich auf der Unterseite. Die Mechanik des Monitors reagiert dabei nicht so leichtgängig wie bei Dell, ist aber durchaus zu bändigen.
Zu guter Letzt bereitet auch die Reaktionszeit sowie der Inputlag keine Probleme. Die per Overdrive erreichten sechs Millisekunden beim Wechsel von Grau zu Grau wissen in der Praxis zu gefallen. Es zeigen sich nur minimale Schlieren, die auch nur in schnellen Spielen auftreten. Der Inputlag dürfte die allermeisten Nutzer mit einer gemessenen Verzögerung von durchschnittlich etwa 30 Millisekunden nicht stören.
Insgesamt hat Lenovo mit dem L220x ein gelungenes Paket geschürt. Bei einem Preis von rund 360 Euro verdient der Monitor den einen oder anderen ernsthaften Blick. Sollte dieser nicht vom Design abgeschreckt werden – hier dürften sich die meisten Geister scheiden – erhält der geneigte Käufer ein solides Stück Technik ohne allzu große Nachteile – sieht man von der Interpolation und der hohen Helligkeit ab. Die hohe Auflösung und das S-PVA-Panel machen den Lenovo L220x in jedem Fall zu etwas Besonderem – einer Empfehlung von ComputerBase.
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