Brothers in Arms: Hell's Highway im Test: Action und Taktik im WW II
3/5Inhaltliches
Plot
Nachdem der D-Day mit all seinen Gefahren überstanden ist, haben es Sergeant Matt Baker und Sergeant Joe „Red“ Hartsock, die Protagonisten von „Brothers in Arms: Hell’s Highway“, bis ins Hinterland geschafft. Doch statt einer längeren Verschnaufpause steht den beiden samt ihrer Einheiten mit der Operation „Market Garden“ der nächste Gewaltmarsch ins Haus. Dabei sind Baker, der im weiteren Verlauf vom Spieler gesteuert wird, und der ab und an auftauchende Hartsock Teil des „Market“-Plans, der die massive Verschickung von Luftlandetruppen in den niederländischen Provinzen Nordbrabant und Gelderland zwecks einer umfassenden Wegbereitung für Bodentruppen („Garden“-Teil) vorsieht.
Die zunächst naheliegende Handlung, bei der man die BIAHH-Helden bei ihrem dramatischen Kampf durch die Niederlande begleitet, wird von vornherein durch für den Spieler zunächst nicht sehr leicht verständliche Details und Zeitsprünge unterbrochen. So stellt sich schnell heraus, dass „Brothers in Arms: Hell’s Highway“ kein klassisches Kriegsepos ist. Stattdessen spielt zum Einen eine ominöse Pistole eine wichtige Rolle, während ein weiterer großer Teil der Aufmerksamkeit erneut dem Verhalten von Pvt. Kevin Leggett gilt. Für Kenner der vorangegangenen BIA-Spiele ist Leggett kein Unbekannter, gilt er doch als Mitschuldiger am Tod der Privates Allen und Garnett. Auch wenn an dieser Stelle nicht zuviel verraten werden soll, so sei doch erwähnt, dass sich die Geschehnisse rund um den beschriebenen Leggett-Allen-Garnett-Fall inklusive der Verstrickung von Matt Baker im Rahmen von BIAHH aufklären.
Und so gestaltet sich die Handlung von „Brothers in Arms: Hell's Highway“ als überraschend authentischer Mix aus Kriegsdrama und kleiner psychologischer Studie. Mit den Schrecken des Krieges auf der einen Seite gelingt es durch die sehr persönliche Darstellung überdies, eine Idee davon zu vermitteln, wie die Strapazen einer solchen Situation auf den Menschen wirken können – ein ungewöhnlich wissenschaftlicher Ansatz, der sicher auch auf die vielen externen zivilen und militärischen Berater zurückzuführen ist, die an der Entstehung von BIAHH mitwirkten. Dementsprechend gilt: Wer sich von einem Weltkriegs-Shooter jede Menge Action ohne allzu viel Grübeln erhofft, ist mit BIAHH (glücklicherweise) nicht gut bedient. Im Gegenteil: Wünschte man sich im Rahmen von Spielen wie „Crysis: Warhead“ von den Spieleschmieden und Publishern dieser Welt mehr Tiefgang in Sachen Inhalt, so erhält man mit „Brothers in Arms: Hell's Highway“ genau dies. Der Detailgrad und die vielen Unklarheiten führen dabei unweigerlich dazu, dass weniger interessierte Spieler sich schnell frustriert fühlen könnten – was jedoch auch am Missionsdesign liegt.
Missionsdesign
Das Missionsdesign von „Brothers in Arms: Hell's Highway“ hat sich im Vergleich zu den Vorgängern nicht verändert. Auf räumlich ziemlich begrenzten Maps gilt es die gesamte Spieldauer von rund zehn Stunden über – von der übrigens gut und gerne ein Viertel durch die ansehnlichen Zwischensequenzen gefüllt wird – den hysterisch schreienden deutschen Feind zuerst mit Sperrfeuer festzusetzen, um ihn dann zu flankieren. Das Einzige, was sich bei diesem schnell monoton werdenden, absolut linearen Spielprinzip ändert, ist die Umgebung. Doch vermag auch ein Wechsel von malerischen Wiesen samt putziger Schafe hin zum eindrucksvoll inszenierten, zerbombten Eindhoven nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich hier der große Schwachpunkt von BIAHH findet.
Immerhin wird die spielerische Eintönigkeit ab und an aufgelockert. Dies geschieht beispielsweise durch vereinzelte Abschnitte, in denen man auf sich allein gestellt durch die Gegend streift, wobei besonders der Abschnitt im Krankenhaus atmosphärisch wie auch visuell zu den Höhepunkten gehört (siehe Bild oben). Auch die unterschiedliche Verfügbarkeit von Feuer-, Angriffs- und Bazooka-Teams, die es bei BIAHH zu kommandieren gilt, könnte für ein wenig Abwechslung sorgen. Da sich die Einheiten entgegen der Grundidee von ihrem Kampfverhalten her nicht merklich voneinander unterscheiden – das Kommandieren des Bazooka-Team ist eine äußerst zeitaufwendige Angelegenheit, da sich der Hauptschütze in der Regel nicht dazu durchringen kann, das vorgegebene Ziel tatsächlich anzugreifen, sodass man in der Regel selbst dem Wehrmachts-Panzer zu Leibe rücken muss – schließt sich diese Möglichkeit jedoch von vornherein aus.
Einzig die spaßigen aber spärlich vorhandenen Panzer-Missionen sorgen dafür, dass die missionstechnische Langeweile von „Brothers in Arms: Hell's Highway“ ab und an aufgebrochen wird. Doch selbst in diesen Momenten wiegt die brutale Linerarität schwer, da kein Abweichen vom Standard-Kurs erlaubt ist, sodass man beispielsweise die 88-Kanonen der Deutschen immer direkt anfahren muss, statt eine Seitenstraße zu nehmen, um dann die Flanke aufzubrechen.