Roccat Kone im Test: Das Technik-Maus-Wunder ist da
2/4Maus im Detail
Die in einer ungewöhnlichen Styropor-Verpackung gelieferte Roccat-Kone wird zunächst von jeder Menge Papier- und Broschürenbeilagen begleitet. So gesellen sich zu einer Feature-Übersicht und dem Quick-Install-Guide eine Art Missionsheft inklusive einer persönlichen ID-Card, mit der sich der Anwender in der Roccat-World, der umfangreichen Roccat-Nutzerdatenbank mit Message-, und Freundschaftssystem u.v.m., registrieren kann. Abgerundet wird der Lieferumfang durch die Gewichtebox mit vier kleinen, zylinderförmigen Wechselgewichten sowie je einer Mini-Informations- und einer Software-CD.
Die Roccat Kone ist eine reinrassige Rechtshänder-Maus. Ihre schwungvolle Ergonomie mit der dominanten Rückenwölbung ist in etwa mit den beliebten MX500- oder G5/7-Serien von Logitech zu vergleichen. Dagegen ist die Kone allerdings etwas flacher, breiter und gestreckter, dadurch auch für kleinere Hände angenehm in der Hand liegend und wahlweise ganz umgriffen oder mit lediglich zwei Fingern führbar. Die tief nach unten gezogenen, eckig auslaufenden, seitlich leicht abschüssigen Haupttasten vermitteln dabei ein progressives Erscheinungsbild und eine vorbildliche Auflage. Daumenseitig haben die Roccat-Ingenieure eine tiefe Mulde, auf der gegenüberliegenden Seite lediglich eine kleine, taillierende Abflachung integriert. Auf eine Ablage für den kleinen Finger wurde verzichtet. Die mit Hilfe der Wechselgewichte 120 bis 140 Gramm schwere, homogen ausbalancierte Kone erweist sich als ordentlich griffig und gut umsetzbar. Eine etwas prominentere Kante zum Untergreifen mit dem Ringfinger hätte das schnelle und sichere Anheben noch weiter vereinfacht.
Die Tastenausstattung der Kone ist als üppig zu beschreiben. Insgesamt verfügt der Roccat-Nager über sieben Button sowie das Mausrad als mittlere Taste und inklusive 4-Wege-Funktion. Die beiden in einem Guss der Oberschale entspringenden, großen Haupttasten erfreuen den Anwender durch den knackigen, klar definierten Druckpunkt über die gesamte Tastenfläche sowie das angenehm dumpfe Bediengeräusch ohne Klappern.
Das mit einem Durchmesser von gut 23 mm großzügig dimensionierte, griffig-gummierte und gut erreichbare Mausrad wartet aufgrund der robusten Mechanik mit einer sehr kräftigen Auslösung als mittlere Maustaste auf. Das seitliche Ankippen des 4-Wege-Rades, zum horizontalen Scrollen oder zur Belegung zweier weiterer Tastenfunktionen, gelingt dagegen in einer angenehmen Stärke und mit sicherer Führung. Der normale, vertikale Scrollprozess geht derweil erfreulich geräuscharm und leichtgängig von statten. Dass das Raster dabei sehr weich und etwas schwammig ausgelegt ist, dürfte hingegen auf geteilte Meinungen bis hin zu leichtem Missmut stoßen. Bedingt durch die vorhandene Unausgewogenheit der nötigen Bedienkräfte des Mausrades kann es im Eifer des Gefechts hin und wieder zu Komplikationen, etwa ungewolltem Scrollen (= Waffenwechsel) bei gedrückter mittlerer Maustaste kommen.
Ebenfalls mittig, in einer Linie mit dem Mausrad, haben die Kone-Entwickler drei Zusatztasten platziert. Die nicht ganz im Arbeitsfeld liegenden Elemente mit ihrem satten Druckpunkt dienen beispielsweise als DPI-Switch oder Makro-Posten. Je nach Handgröße und Auflageart ist ihre Erreichbarkeit eingeschränkt und bedarf naturgemäß etwas Zeigefingerakrobatik. Von Anwendung zu Anwendung kann die Funktionsvergabe an diese drei Tasten, wovon zumindest die mittlere eine brauchbare Trefferquote erzielt, sehr hilfreich sein.
Abgerundet wird die Ausstattung von den seitlichen Navigationstasten. Diese liegen nicht auf der Ruheposition des Daumens, sondern über dessen Mulde, wodurch ungewollte Auslösungen effektiv minimiert werden. Die großflächigen, sehr gut erreichbaren Seitentasten weisen einen angenehmen Druckpunkt und ein etwas helles Bediengeräusch auf.
Die qualitative Anmutung der Roccat Kone ist eine Wohltat für die Hand. Insgesamt ist es dem Hersteller gelungen, eine sich sehr weich und warm anfühlende Maus mit brillanter Haptik zu kreieren. Dabei ist nahezu die gesamte Mausoberfläche mit einer matt-gummierten, handschmeichelnden Oberhaut überzogen. Unterbrochen wird dieses einheitliche, angenehme Streichelgefühl nur von den glatten, reflektierenden Kunststoffparts der Lichtröhren und dem mittleren Mausrad-Steg. Positiv ist weiterhin die vergleichsweise homogene Gewichtsverteilung, die spürbare Robustheit sowie die Passgenauigkeit der Einzelteile zu werten. In die stimmige, mattschwarze Edeloptik gliedern sich die seitlichen Lichtröhren mit ihrer klaren Linienführung und das Roccat-Rückenlogo harmonisch ein und sorgen für ein piekfein abgestimmtes Gesamtbild mit bissiger Note.
Die Roccat Kone positioniert sich gewichtsmäßig ob ihres hohen Technikumfangs mit knapp 120 Gramm Leergewicht im oberen Bereich der aktuellen High-End-Garde und dürfte damit für einige Spieler bereits zu schwer sein. Zur weiteren, präferenzabhängigen Gewichtsaufstockung legt der Hersteller noch eine Box mit vier Zylindermassen von fünf bis 20 Gramm bei, die an der Mausunterseite mit einem kräftigen Druck eingerastet werden können. Ein kleiner Chip sorgt dabei für die korrekte Erkennung des eingelegten Zusatzgewichtes mit der entsprechenden Informationsausgabe im Treiber – ein sicherlich etwas unnötiges Feature, aber warum nicht.
Im oberen Bereich der Unterseite findet der Sensor der so genannten Tracking-Control-Unit platz. Die TCU gehört zu den Hauptmerkmalen der Kone und hat einen Großteil der Entwicklungsarbeit verschlungen. Herkömmliche Lasermäuse arbeiten mit einer konstanten, von den Entwicklern festgeschriebenen Laser-Intensität auf allen unterstützten Untergründen und damit mit einer vom Belag abhängigen Lift-Distanz. Ziel der Roccat-Bemühungen ist es einerseits, diese Distanz, bei welcher der Laser noch abtastet, obwohl die Maus bereits leicht angehoben wurde, zu minimieren und einem Ausbrechen des Mauszeigers beim Umsetzen des Nagers vorzubeugen, andererseits die Abstimmung des Lasers auf die jeweilige Arbeitsunterlage zu perfektionieren. Dazu ist es allerdings nötig, dass die Intensität des Lasers auf die jeweilige Unterlage und deren von der Oberflächenbeschaffenheit und Farbe abhängigen Reflexionsgrad abgestimmt werden kann. Und genau eine solche Kalibrierung, die natürlich nur auf möglichst gleichmäßig gestalteten Mauspads Sinn ergibt, ist mit der Roccat Kone und der Tracking-Control-Unit erstmalig möglich. Die ursprünglich angedachte und angepriesene Verwirklichung einer so genannten Distance-Control-Unit (DCU), um die Abstandsproblematik beim Anheben der Maus weiter zu verfeinern, wurde aus dem Kone-Konzept zunächst wieder verbannt. Dennoch sorgt die Unterbrechung der Übertragung auf kalibrierten Untergründen bereits nach wenigen Millimetern Lift-Höhe bereits für ein beachtliches Ergebnis in dieser Hinsicht.
Hinsichtlich der Agilität spielt die Kone sicherlich im vorderen Bereich mit. Für bestes Gleitverhalten auf allen gängigen Unterlagen sowie kippelfreie Führung sorgen zunächst vier ungewöhnlich geformte, großflächige Füße. Sowohl auf Stoff als auch auf harten Untergründen bewegt sich die Kone zielsicher, überaus präzise und steht dem Gleitvermögen pfeilschneller Razer-Mäuse kaum nach. Erfreulich ist vor allem das sehr leise Bewegungsverhalten auch auf rauen Kunststoffpads.
Die Digitalisierung der Mausbewegungen wird vom verbauten „ProAim“-Gaming-Sensor übernommen. Der mit maximal 3.200 DPI arbeitende Laser-Sensor liefert eine durchweg überzeugende Abtastgenauigkeit bis zu praxisfremd-hohen Beschleunigungen. Die Kompatibilität ist dabei auf allen gängigen Unterlagen in hervorragender Manier gesichert (Holz, Stoff, Kunststoff, Glas, Papier).
Treiber
Schwachpunkt vieler vielversprechender Mauskreationen ist bisweilen die mitgelieferte Software. Doch es scheint, als hätte der Wille nach Perfektion bei den Kone-Entwicklern über die Hardware hinaus Einzug gehalten und so präsentiert uns Roccat mit dem Kone-Treiber eine zentrale Steuereinheit für 32- und 64-Bit-Windows-Betriebssysteme, die Ihresgleichen sucht. Lediglich zehn MegaByte umfasst die Installationsdatei, 26 MByte Festplattenspeicher belegt der installierte Treiber final und lässt dem Anwender in einer intuitiv bedienbaren Karteikarten-Übersicht nahe jede wünschenswerte Feinjustierung übernehmen.
Im Menü „Main Control“ lassen sich zunächst grundlegende Einstellungen wie Tastenbelegung, Scrollgeschwindigkeit, Doppelklickgeschwindigkeit oder Maussensibilität konfigurieren. Hierbei fällt auf, dass der Anwender aus der Auswahl der möglichen DPI-Stufen (800, 1.200, 1.600, 2.000, 2.400 und 3.200), die beispielsweise durch Tastendruck durchgeschaltet werden, seine persönlichen Favoriten aktivieren bzw. deaktivieren kann. Außerdem können bis zu fünf beliebige Profile angelegt werden, die auf dem mausinternen 128 KB-Speicher abgelegt sind.
Ein absolutes Kone-Novum stellt das Lichtsystem der High-End-Maus dar. Für einige Anwender nur eine unnötige Spielerei, für andere eine willkommene Individualisierungsmöglichkeit, bietet die Kone ein höchst vielfältiges Farbenspiel jenseits der plumpen, blauen Standardbeleuchtung. So kann sowohl die Leuchtfarbe der seitlichen Lichtröhren an ihren Enden, als auch des etwas heller leuchtenden Roccat-Rückenlogos aus einer 38 Farben umfassenden Palette ausgewählt werden. Die daraus entstehenden Verläufe und Kombinationen unterstreichen die persönliche Note des Nagers und können weiterhin durch Effekte wie Heartbeat (Doppelschlag), Blinken oder gar kontinuierliche Farbwechsel erweitert werden. Der aufgeführte Menüpunkt des Pulsieren ergibt in der derzeitigen Treiberversion nur den üblichen Blink-Effekt. Bei Bedarf ist die Beleuchtung natürlich auch deaktivierbar.
Sehr viel Mühe hat sich Roccat auch beim Makro-Manager der Kone gegeben. Dieser reicht weit über den üblichen Standard, gewisse Tastenfolgen auf eine entsprechende Maustaste zu legen, hinaus. Die Makro-Einheit bietet neben der kombinierten Erfassung von bis zu 512 Einzelbefehlen eine exakte, zeitliche Abstandserfassung der Tastendrücke sowie einen Timing-Editor mit graphischer Darstellung der Makro-Abfolge. Auf diese Art und Weise lassen sich höchst komplexe, aber auch absolut exakt spielbare Makros anlegen, entsprechenden Anwendungen zuweisen und verwalten. Die Sicherung der Makros erfolgt profilbedingt auf dem internen Mausspeicher und ist damit treiber- und computerunabhängig verwendbar.
In den erweiterten Einstellungen lassen sich Feinheiten wie Zeigerbeschleunigung, separate X-Y-Sensibilität oder die Polling-Rate verstellen. Besonderheit hier stellt allerdings die Tracking-Control-Unit (TCU) dar, mit deren Hilfe die Laserintensität der Kone speziell entsprechend des verwendeten Untergrundes bezugnehmend auf dessen Reflexionseigenschaften kalibriert wird, um optimale Digitalisierungsergebnisse und Lift-Sensibilität der Mausbewegungen zu gewährleisten. Abgerundet wird der überragende Treiber von den Online-Update und-Support-Optionen.