Kaufberatung PC-Audio: Tipps für einen guten Ton am PC
9/10Kopfhörer könnens besser
Kopfhörer sind eine sehr interessante Alternative zu Soundsystemen, die vielfach unterschätzt wird. Auch hier soll eine einfache Milchmädchenrechnung den Grundgedanken verdeutlichen: In einem üblichen Kopfhörer kommen zwei kleine Chassis, die eine relativ geringe Leistungsaufnahme aufweisen, in einem platzsparenden Gehäuse unter. Moderne Stereo- oder Mehrkanalsysteme setzen auf mindestens zwei, im üblichen Höchstfall sogar auf acht unterschiedliche Boxen nebst umfangreicher Verkabelung. Erscheint es dabei wahrscheinlich, dass die materialaufwendigeren Lautsprecher, die zudem wesentlich lauter aufspielen müssen, da sie nicht auf dem Ohr aufliegenden, bei gleichem Preis klanglich mit einem Kopfhörer mithalten können?
Lautsprecher müssen allein um ihrem Namen gerecht werden zu können vergleichsweise potente Endstufen einsetzen, um einen Raum zu beschallen. Kopfhörer können dagegen minimalistisch ausfallen und dem Hörer dennoch in ausreichender Lautstärke beglücken. Sie bieten zudem – je nach Bauform – ein nach außen hin abgeschlossenes Gehäuse, das Störschall dämpft. Jeder Kopfhörer ist zudem prinzipiell fähig, Raumklang zu simulieren – auch Stereokopfhörer! Möglich ist dies durch die Eigenschaft des menschlichen Gehörs, Schall anhand der Laufzeitunterschiede zwischen dem rechten und linken Ohr im Raum bestimmen zu können. Simuliert nun eine Software eben diese Laufzeitunterschiede, kann man auch mit einem Stereokopfhörer mehrdimensional hören oder glaubt dies zumindest. Überdies gibt es auch Kopfhörer, in denen mehr als zwei Chassis verbaut wurden, die die Funktion der Verteilung von mehreren Boxen im Raum übernehmen sollen. Hierbei bedingt das Prinzip jedoch, dass jedes Chassis für sich genommen kleiner ausfallen muss als bei einem Stereokopfhörer, was dem Klangspektrum nicht zu Gute kommen kann. Ob es den Träger stört, sei hier dahingestellt – es ist jedoch auffallend, dass hochwertige Kopfhörer von dieser Technik keinen Gebrauch machen.
Kopfhörer bieten zudem den Vorteil, nur einen Hörer zu beschallen und damit selbst bei voller Lautstärke keinen Nachbarschaftsstreit los zu treten. Dies ist gleichzeitig jedoch auch ein Nachteil eines Kopfhörers: Mehrere Personen können so nicht akustisch unterhalten werden. Auch der Tragekomfort spielt bei dieser Art des Hörens eine Rolle – ein Kriterium, das bei Lautsprechern offensichtlich nicht vorhanden ist. Unpassend geformte Kopfhörer können nach einer gewissen Zeit drücken und zu schmerzenden Ohren führen. Auch die Materialwahl (vor allem der Ohrmuscheln) ist wichtig: Insbesondere Leder oder Kunstleder weisen Feuchtigkeit ab und bedingen so schwitzende Ohren. Darüber hinaus fehlt die körperliche Komponente der Akustik: Der Bass wird mit einem Kopfhörer niemals ein Schlag in die Magengrube sein. Gute Kopfhörer können deshalb zwar zweifellos tiefe Frequenzen wiedergeben, wer jedoch auch physische Einwirkungen erwartet, kommt so nicht auf seine Kosten.
Dennoch sollte man – insbesondere bei relativ niedrigem Preisrahmen – Kopfhörer in Erwägung ziehen. Ein Lautsprechersystem für 200 Euro mag effektvoll aufspielen können, für High-End reicht eine solche Investition aber bei weitem nicht. Anders bei Kopfhörern, auch wenn hier das Ende der Preisspirale ebenfalls ins Unermessliche steigen kann: Ein Kopfhörer im dreistelligen Euro-Bereich zählt schnell zur gehobenen Klasse und bietet gewiss mehr Dynamik, einen höheren Frequenzumfang und daher wohl auch mehr Freude bei der Wiedergabe als vergleichbar teure Lautsprechersysteme.
Nicht zuletzt sollte bedacht werden, dass die Investition in guten Klang eine langfristige ist, die gut überlegt sein will. Überzeugender Klang ist ein Gut, das nicht an Wert verliert – anders als Komponenten, die nach wenigen Monaten nicht mehr zu den Leistungsträgern gehören.