Wazabee 3D Display im Test: Monitor für echtes 3D-Erlebnis ohne Brille
3/6Funktionsweise
Damit der Betrachter denkt, er habe ein wahrhaftiges 3D-Bild vor sich, müssen linkes und rechtes Auge unterschiedliche Informationen erhalten. Dies ist bei einem 3D-Display auf verschiedene Arten – etwa durch vorgeschaltete Linsen oder eine Barrieremaske – möglich. Das Wazabee 3D Display von Spatial View setzt auf eine solche Barrieremaske, eine Art gerasterte Folie, die sich vor dem Panel befindet. Dabei verdecken horizontale und vertikale Linien einen Teil der Pixel gerade so, dass nur das jeweils linke oder rechte Auge die Bildausgabe dieser Pixel sehen kann. Im einfachsten Fall müssen hierbei zwei verschiedene Bilder ausgegeben werden, die dann durch die Barrieremaske für das jeweilige Auge geblockt werden oder passieren können. Um den Effekt wahrnehmen zu können, muss man sich in einer bestimmten Entfernung vor dem Monitor aufhalten. Spatial View gibt hier einen Sitzabstand von 0,5 bis 2 Metern an, was einer üblichen Schreibtischposition gleich kommen sollte. Natürlich muss auch das Ausgangsmaterial mindestens zwei verschiedene Blickwinkelinformationen enthalten. Während die Grafikkarte diese Informationen bei Spielen selbst berechnet und verschiedene Bilder ausgeben kann, müssten Filme für 3D-Effekte mit mehreren Kameras aufgenommen werden und auch mehrfach auf dem Quellmedium vorliegen. Das ist bisher in der Regel nicht der Fall. Es gibt zwar spezielle 3D-DVDs mit doppelt vorhandener Videospur, das Wazabee 3D Display benötigt aber fünf verschiedene Bilder, um eine 3D-Ansicht erzeugen zu können. Spatial View arbeite aber an dieser Einschränkung.
Als Betrachtungswinkel für den 3D-Effekt kommen vergleichsweise hohe 120° in Betracht. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass es sich bei dem Wazabee 3D Display um ein Multi-User-Gerät handelt. Es werden nicht nur zwei Bilder gleichzeitig dargestellt, sondern fünf, was bei entsprechender Filterung durch die Barrieremaske einen hohen Blickwinkel ermöglicht. Die Darstellung des Bildschirminhaltes hängt jedoch nicht von der Position des Kopfes ab, diese stellt der Monitor nämlich nicht fest. Wer also glaubt, sich vor dem Bildschirm bewegen zu können und dabei eine fließende Veränderung der 3D-Darstellung zu beobachten, der irrt. Die Ansicht verändert sich allerdings stufenweise, was abermals mit der Barrieremaske zusammenhängt, die nur in bestimmten Winkeln zwei versetzte Bilder gerade so bricht, dass der Betrachter sie korrekt wahrnimmt. Erst wenn man spezifische Winkelgrenzen – ausgehend von einer frontalen Draufsicht – überschreitet, verändert sich auch die 3D-Darstellung hin zu einem anderen Blickwinkel.
Die Barrieremaske des Bildschirms bedingt jedoch auch Risiken und Nebenwirkungen. So ist das dünne Raster stets sichtbar – aus beinahe jeder Entfernung. Bei einer rein statischen Darstellung – etwa Bildern oder gar Text – kann man die Barrieremaske beinahe unmöglich übersehen oder gar ignorieren. Vor allem Text wird so stark gerastert, dass Buchstaben weithin unleserlich sind. Erst bei hoher Schriftgröße ist an Lesefluss überhaupt zu denken. Bilder sind hingegen prinzipbedingt nicht detailliert zu betrachten. Bei Bewegtbild stört die Maske hingegen weniger, bei dreidimensionalem Ausgangsmaterial obsiegt letztendlich der Tiefeneffekt über die Rasterung, weshalb die Barrieremaske beim Spielen quasi nicht wahrgenommen wird. Für den Alltagseinsatz ist das Gerät aber nicht vorgesehen: es kann quasi nur als Zweitmonitor verwendet werden. Zudem muss man sich erst an die 3D-Darstellung auf dem Monitor gewöhnen. Das liegt vor allem daran, dass die Augen des Betrachters nicht mehr so fokussieren können, wie man es gewohnt ist – es wird ja nicht wirklich eine 3D-Umgebung dargestellt. Deshalb ist es in Spielen nicht möglich, auf „entfernte“ Objekte zu fokussieren. Scharf stellen müssen die Augen nämlich die Bildschirmoberfläche, was erst nach einer gewissen Eingewöhnungsphase gut funktioniert.
Der Monitor allein (der für sich genommen völlig passiv arbeitet) erzeugt noch kein 3D-Bild. Erst der mitgelieferte Wazabee-Treiber greift so in die unterstützten Spiele ein, dass fünf Teilbilder erzeugt werden. Die native Auflösung des TFTs kann dabei nicht umgangen werden, weshalb sich eine real um den Faktor fünf geringere Auflösung bei 3D-Darstellung ergibt. Da die Grafikkarte die Szenerie zudem aus fünf leicht versetzten Blickwinkeln berechnen muss, wächst auch der Anspruch der Spiele an die Hardware, was im schlimmsten Fall zu einem schlechteren Spielfluss führen kann. Das ist zudem einer der Gründe (aber nicht der alleinige), weshalb Spatial View bisher nur ein 19"-Display für den Heimgebrauch vorsieht – größere Bildschirme benötigen ein potentes Zuspieler-System. Zudem ist fraglich, ob die aktuelle grafische Krönung der Spieleindustrie für das 3D-Display umgesetzt werden kann. Der Wazabee-Treiber kann nicht beliebig in die Engine der Software eingreifen, weshalb die Anpassung der 3D-Darstellungsqualität und -geschwindigkeit nur bedingt möglich ist. Der Hersteller befinde sich aber aktuell in Gesprächen mit Engine-Entwicklern und Spieleherstellern, um die native Unterstützung von 3D-Displays zu fördern.
Bis dahin wird es auch weiterhin notwendig sein, eine spezifische Unterstützung einzelner Spiele durch einen neuen Treiber zu realisieren. Bisher finden sich ein paar Dutzend Titel in der Liste derjenigen Spiele, die auf dem Wazabee 3D-Display dargestellt werden können. In einem etwa sechswöchigen Zyklus sollen stets neue Spiele folgen, was für manche vielleicht nicht schnell genug ist. Der realisierbare 3D-Effekt ist zudem nicht immer von gleicher Qualität. So hängt es zum einen vom verwendeten PC ab, wie viel Grafikpracht zusätzlich zur hinzugewonnenen Tiefe dargestellt werden kann. Zum anderen unterscheidet sich der 3D-Eindruck von Spiel zu Spiel.
Damit ein 3D-Effekt gut zu erkennen ist, kann der „Fixpunkt“ der Darstellung sowie die „Trennung“ des Bildes für rechtes und linkes Auge während des Spiels eingestellt werden. Auf diese Art lässt sich beispielsweise in Need for Speed definieren, ob eher das Auto scharf gestellt werden soll, oder die – näher oder entfernter – vor einem liegende Strecke. Wie gut das gelingt, soll im nächsten Abschnitt detailliert betrachtet werden.