Saitek Cyborg im Test: Mensch und Maschine verschmelzen
2/3Maus im Detail
Trotz der Auslegung auf eine hohe Anpassbarkeit beschränkt sich Saitek mit der Cyborg auf ein für Rechtshänder ergonomisches Design. Dieses weicht allerdings zum Teil deutlich von den bekannten Gestalten des Marktes ab und definiert sich über eine Vielzahl recht ungewöhnlicher Stilelemente. Basis der Cyborg stellt zunächst eine vergleichsweise flache und breite, nach rechts hin stark abschüssige Grundform ohne Taillierung und Ablagen für Ringfinger oder den kleinen Finger dar. Haftung oder unterstützende Führungen zum schnellen Umsetzen der mit etwa 170 Gramm enorm schweren Maus sucht der Anwender zumindest auf der rechten Seite vergebens. Dafür haben sich die Entwickler daumenseitig besondere Mühe gegeben, nicht nur viele Bedienelemente zu integrieren und durch einen eckigen Ausläufer gute Greifbarkeit zu gewährleisten, sondern überdies auch eine bequeme Daumenablage zu schaffen, die je nach präferierter Handhaltung zum Verweilen einlädt. Damit wirkt die Saitek Cyborg allerdings nicht nur optisch etwas zwiespältig, sondern vermittelt durch den ungewöhnlichen Wechsel weicher Rundungen und scharfer Kanten auch ein etwas unharmonisches Auflagegefühl.
Besonderheit des Saitek-Machwerkes stellt ihre motorgesteuerte Längenverstellbarkeit von etwa 13 bis 14,5 Zentimetern, um sich an die jeweilige Handgröße im Rahmen der Möglichkeiten anzupassen, dar. Allerdings zeigt sich bereits die minimale Einstellung für mittelgroße Hände als durchaus ausreichend und ausfüllend, während die maximale Streckung nur für ausgesprochen große Hände angenehm sein dürfte. Hinzu kommt, dass durch das Ausfahren der Heckpartie ein sehr deutliches Relief von etwa zwei Millimetern Tiefe geschaffen wird, das speziell den wenig beschäftigten kleinen Finger zu Erkundungstouren verleitet. Insgesamt wartet die Saitek Cyborg also mit einer ungewöhnlichen, sehr speziellen Rechtshänderergonomie auf, die vor einem etwaigen Kauf unbedingt auf die persönliche Eignung ausgetestet werden sollte.
Ausgesprochen ungewöhnliche Wege schlägt Saitek auch bei dem Tastenangebot der Cyborg ein. Zunächst ziehen allerdings die beiden Haupttasten mit ihrem knackigen Druckpunkt und ihrem sehr angenehm dumpfen Bediengeräusch die Aufmerksamkeit auf sich. Leider besitzt ihre Aufhängung etwas Vertikalspiel, sodass unschöne Klappergeräusche nicht ausbleiben. Mittig zwischen den beiden Haupttasten wurde das nur etwa 18 mm Durchmesser umfassende, recht tief versenkte 2D-Mausrad positioniert. Es ist aus hartem Kunststoff mit glatter Oberfläche gefertigt, verfügt über vergleichsweise geringe Griffigkeit, hat aber einen guten Druckcharakter als mittlere Maustaste. Besonderheit des Rades stellt der über einen schwergängigen Kippschalter an der Mausunterseite dreistufig einstellbare Scrollwiderstand dar. Hier kann der Anwender gemäß der Cyborg-Philosophie zwischen einem sehr leichtgängigen Raster bis hin zur knackig-festen Gegenkraft wählen. Zum Umschalten der drei internen Tastenbelegungsmodi verfügt die Saitek weiterhin über einen Modus-Button an der Oberseite, der die entsprechende Wahl durch seine Hintergrundbeleuchtung (rot, grün, gelb) dokumentiert.
Ein überaus breites Arbeitsumfeld wurde unterdessen für den Daumen geschaffen. Drei Zusatztasten und eine Vier-Wege-Wippe sorgen für allerlei Möglichkeiten. Die üblicherweise als Navigationselemente genutzten, hier mit den Nummern vier und fünf gekennzeichneten Tasten sind zu einer gewinkelten Wippe mit angenehm gedämpftem Druckpunkt verschmolzen. Ein sehr gewöhnungsbedürftiges Konzept für den Daumen, der auf diese Weise in verschiedenen Druckrichtungen arbeiten muss. Ferner hat Saitek an der Außenkante der Daumenablage noch eine sechste Taste mit etwas schlechter Erreichbarkeit, aber gleich guten Druckpunkteigenschaften angebracht. Als wäre das Ausstattungsangebot damit nicht schon umfassend genug, spendiert Saitek der Cyborg an der Stelle des üblichen Daumenverweilens eine interessante Vier-Wege-Wippe mit griffiger Gummioberfläche. Die Betätigung der Wippe erfolgt trotz etwas wackelig anmutender Mechanik erstaunlich zielsicher und nahezu lautlos. Fehlklicks ob des ständig aufliegenden Fingers sind derweil kaum zu verzeichnen, da vom Daumen eine klar definierte Bewegung in eine der vier sensibilisierten Richtungen erfolgen muss.
Insgesamt muss der Daumen zur Betätigung aller Elemente sehr weite Wege zurücklegen. Dafür kann sich der Anwender nicht über zu wenige Belegungsmöglichkeiten beschweren.
Das qualitative Erscheinungsbild der Saitek Cyborg ist ordentlich, allerdings auch im Hinblick auf den Anschaffungspreis nicht über jeden Zweifel erhaben. So können die bereits erwähnten, etwas klapprigen Haupttasten und das leicht rumpelige Scrollrad nur bedingt überzeugen. Hinzu gesellen sich die kantigen Ausleger an der Daumenseite und das aufgrund der verbauten Mechanik nicht ganz steif sitzende, ausfahrbare Heck. Haptisch folgt Saitek mit der Cyborg den aktuellen Markttrends und verpasst der Maus ein Zusammenspiel matt-gummierter, angenehm-schmeichelnder Parts und glatter, rutschiger Kunststoffoberflächen. Letzte könnten speziell im Bereich des Ring- und des kleinen Fingers als unangenehm empfunden werden.
Die Agilität der Saitek Cyborg ist aufgrund ihrer Größe und ihres enormen Gewichtes etwas eingeschränkt. Auch die knappe Kabellänge von nur 170 Zentimetern hätte etwas üppiger ausfallen können. Dafür hat der Hersteller nicht an Gleitfüßen gespart und verfrachtet gleich sieben entsprechende Kunststoffauflagen an die Unterseite des Mauskörpers. Diese sorgen dafür, dass die Cyborg auf gängigen Unterlagen recht reibungsarm und flott arbeitet. Speziell mit Stoff- und Hartplastik-Pads harmoniert das Saitek-Machwerk sehr gut.
Als sehr zuverlässig hat sich auch der verbaute 3200-DPI-Lasersensor herausgestellt. Dieser bietet eine gute Grundlage zum präzisen Spielen und Arbeiten auf den getesteten Unterlagen (Stoff, Holz, Hartplastik, Glas), digitalisiert auch sehr schnelle Bewegungen ohne Sprünge und gewährt Abtastanpassungen von 400 bis 3200 DPI in 200er-Schritten. Darüber hinaus verfügt die Cyborg, abhängig vom gewählten Untergrund, über eine geringe Liftdistanz von etwa zwei Millimetern. Ab dieser Höhe werden die Mausbewegungen, etwa beim Umsetzen des Nagers, nicht mehr umgesetzt.
Treiber
Das mitgelieferte, aus zwei grundsätzlichen Einheiten, die über ein kleines Icon in der Startleiste aufgerufen werden können, bestehende Softwarepaket der Saitek Cyborg wirkt sehr spartanisch und wenig liebevoll gestaltet, ist allerdings mit gut fünf Megabyte Festplattenspeicherbedarf auch recht platzsparend. Zunächst gibt es eine kleine, Steuerleiste genannte Oberfläche zum exakten Justieren der Mauslänge sowie der DPI-Einstellung per Software. Die Länge der Cyborg kann allerdings auch motorisiert, gänzlich ohne installierten Treiber, durch Betätigen der 4-Wege-Wippe bei gedrückter Modustaste verändert werden. Der zweite Programmpart ist der Profileditor, mit dessen Hilfe der Anwender drei unabhängige Modi, die allerdings nicht mausintern abgelegt werden, hinsichtlich der freien Tastenbelegungen inklusive rudimentärer Makrosteuerung mit bis zu neun Tastenfolgen konfigurieren kann. Speziell der Profileditor wirkt auf den ersten Blick sehr unausgestaltet, unübersichtlich und nicht sehr intuitiv bedienbar, zeigt sich nach gewisser Einarbeitungsphase aber als durchaus funktional. Insgesamt hätte man sich allerdings noch mehr feinjustierende Einstellungen, etwa achsenabhängige Sensibilisierungen, gewünscht.