Phenom II X4 920 und 940 Black Edition im Test: AMD ist wieder da
37/38Analyse
Nach einigen durch und durch interessanten Tagen und Wochen bleibt am Ende eigentlich (fast) nur Positives zu berichten. Doch der Reihe nach.
AMD hat es mit dem Phenom II geschafft, den Anschluss an Intels schnelle Prozessoren zu finden. Unser Testsystem – bestehend aus einem schnellen AMD790GX-Mainboard und 4 GByte DDR2-1066 – ist aktuell im Handel sehr preiswert. Das Board von Asus kostet knapp über 100 Euro, der Speicher in dieser Konstellation keine 50 Euro. Für 150 Euro hat man dem Phenom II also eine mehr als solide Basis gestellt, die genau die Ergebnisse erreicht, die wir heute gezeigt haben. Zieht man unser reines Performancerating hinzu, sieht es zwar erst einmal nach einem Rückstand für den Phenom II 940 auf den Core 2 Quad Q9450 und den Core 2 Quad Q9550 aus. Doch dieser sitzt auf einem X48-Mainboard mit schnellem DDR3-1333-Speicher. Das Board kostet locker 220 Euro, 4 GByte DDR3-1333 nochmal mindestens 80 Euro. Damit ist allein der Unterschied der zugrunde liegenden Plattform mit 150 zu 300 Euro mehr als deutlich.
Im Endeffekt heißt das nicht anderes, als dass man für knapp 400 Euro mit einem Phenom II X4 940 die hier gezeigte Leistung bekommt, für das Intel-System aber knapp 600 Euro fällig werden. In zwei Monaten jedoch wird auch AMD auf DDR3-Speicher mit neuen, passenden Mainboards setzen. Dies soll Performancesteigerungen von bis zu vier Prozent ermöglichen, was in puncto Leistung im Vergleich zu Intel quasi einem Unentschieden gleichkommen würde – zum dann wahrscheinlich identischen Preis. Doch an die vier Prozent zu glauben, fällt schwer – es werden unter realen Bedingungen eher weniger sein. Das Mainboard könnte das Zünglein an der Waage werden.
Werfen wir noch einen genaueren Blick auf die Ergebnisse des Phenom II. Die Untersuchung hinsichtlich der Speichermodi hat für den Testparcours ergeben, dass der UnGanged-Modus durchweg etwas schneller lief – deshalb ist dies auf den meisten Mainboards auch die gewählte Voreinstellung. Am Ende ist es zwar gerade einmal ein Prozent, doch eben genau dieses eine Prozent erlaubt zum Beispiel den Einsatz von Cool'n'Quiet „ohne Performanceverlust“. Das Stromsparfeature C&Q hat sich zusammen mit dem C1E-Status endlich zur wirklichen Marktreife entwickelt. Mit allen aktivierten Stromsparmodi verliert ein neuer AMD Phenom II gerade noch zwei Prozent gegenüber einem System, das alle Features deaktiviert. Zwei Prozent ist sicher nicht leicht unter den Teppich zu kehren, aber die Einsparung bei der Leistungsaufnahme ist exorbitant groß und wiegt den minimalen Verlust mehr als auf. 25 Prozent mehr Leistung benötigt ein kompletter Rechner in unserem Fall, wenn die Stromsparmodi deaktiviert sind. Da die meisten Rechner in jedem Haushalt aber eben die meiste Zeit mit Nichtstun verbringen, sind diese 25 Prozent ein gewaltiger Unterschied.
Dies war jedoch nicht immer so. Der Phenom I krankte mitunter an den Stromsparmodi und drohte bei deren Aktivierung in der Leistung massiv einzubrechen. Zwar konnte er mit C&Q und C1E hier und da bis zu 30 Prozent weniger elektrische Leistung im Idle verbrauchen als ein X4 9950 mit deaktivierten Stromsparmechanismen, aber auch die Performance brach ein. Insbesondere bei Spielen waren Rückgänge von 15 Prozent die Folge, was Far Cry 2, BioShock und Sacred 2 in unserem Test mehr als nur andeuten. In Anbetracht dessen, dass der Phenom in 65 nm bereits nicht die erste Wahl für einen Stromsparrechner war, verlor er durch die Aktivierung jener Features auch in puncto Performance den Anschluss an die Konkurrenz. Mit dem neuen Phenom II gehört diese Wahl aber der Vergangenheit an. Die beiden Stromsparmodi können immer aktiviert werden, ohne dass nennenswerte Performanceverluste eintreten. Hier hat der neue Prozessor deutlich Boden gutgemacht, auch wenn die von AMD angedachten Einsparungen von bis zu 50 Prozent im Idle und 40 Prozent unter Volllast im Vergleich zum Vorgänger, der in der gleichen TDP-Gruppe von 125 Watt logiert, deutlich zu übertrieben ausfallen.
Wie nah sich jedoch Phenom I und Phenom II stehen, zeigt der Test, in dem wir den Phenom II auf das Niveau seines Vorgängers takten. Bei gleichen Einstellungen am Mainboard, im Bereich des Speichers und der Stromsparmechanismen bleiben in unserem Abschlussrating gerade einmal zwei bis drei Prozent übrig. Die größten Unterschiede sind in Spielen zu beobachten, doch sind drei, vielleicht vier Prozent zwischen den taktgleichen Modellen kein wirklicher Vorsprung. Der von zwei auf sechs MByte vergrößerte L3-Cache und die zusätzlichen Optimierungen am Prozessor scheinen im groben Überblick bei 2,6 GHz keinen spürbaren Vorteil zu bringen, nur hier und da blitzt es ab und an auf. Und wieder einmal ist es Far Cry 2, das bei den Spielen – dieses Mal neben BioShock – am besten auf die neue Prozessoren anspricht. Ein Unterschied von bis zu sieben Prozent zwischen Phenom II und Phenom I bei gleichem Takt kann sich schon sehen lassen – und entspricht nebenbei auch fast dem, was AMD bereits Ende November in einer Folie versprochen hatte. POV-ray schießt bei den Anwendungen mit einer Einsparung von 15 Prozent bei der benötigen Zeit für das Rendern des Beispielbildes sogar weit über die Vorgaben von AMD hinaus und auch WinRAR kann sich mit einer knapp zehn Prozent höheren Performance positiv sehen lassen.
Auch die Frage, ob man einem neuen Phenom II denn unbedingt DDR2-1066 mit auf den Weg geben muss, können wir heute beantworten. Unser Performancerating zeigt bereits, dass die größten Unterschiede in den theoretischen Tests liegen. In Spielen schrumpfen sie mehr als deutlich zusammen, aber auch bei Office- und Multimedia-Anwendungen ist quasi kein relevanter Unterschied zu beobachten. Der bisherige 65-nm-Phenom zeigte ein nahezu identisches Bild. Deshalb ist es aus unserer Sicht aktuell nicht nötig, DDR2-1066 einzusetzen. DDR2-800 reicht völlig und ist, trotz der insgesamt sehr niedrigen Preise für DDR2-Speicher, immer noch für den nahezu halben Preis zu bekommen wie hoch gezüchteter DDR2-1066-Speicher mit guten Latenzen.