Phenom II X4 920 und 940 Black Edition im Test: AMD ist wieder da
38/38Fazit
AMD ist wieder da! Wie ein Phönix aus der Asche erhebt sich der neue Phenom II und lässt die letztjährigen Produkte aus gleichem Hause fast vergessen. Nach einem Jahr des Versteckens hat der grüne Prozessorhersteller wieder eine wirklich konkurrenzfähige CPU im Portfolio. Der Prozessor läuft gefühlt viel runder als sein Vorgänger, was in erster Linie auf die gestiegene Taktfrequenz zurückzuführen ist. Zudem arbeitet Cool'n'Quiet endlich so, dass man es wirklich immer aktiviert lassen kann und keine Performance mehr verliert. Dadurch hat AMD wieder einen Prozessor im Programm, der im heutigen Markt sicher mithalten kann. Dies geht in einigen Bereich sogar so weit, dass ein Phenom II X4 940 dem Core i7-940 gefährlich werden kann – die auf die Intel-CPUs abgestimmte Namensgebung kommt also doch nicht von ungefähr.
Auf diese Worte haben wohl nicht nur die AMD-Mitarbeiter und Fans gewartet. Die Schwäche der Core i7 in Spielen mit aktivierten qualitätssteigernden Features – also so, wie Spiele am heimischen Rechner oft gespielt werden – ist der Angriffspunkt der AMD Phenom II. So passiert es, dass der Phenom II 940 den Core i7-940 im Spiel Far Cry 2 und auch BioShock um fünf Prozent auf die Plätze verweist. Doch der Core i7 kann in anderen Spielen wiederum deutlich zurückschlagen, so dass es am Ende in der Kategorie Spiele quasi ein Unentschieden zwischen den beiden Prozessoren gibt – Grafikkartenlimitierung sei Dank. Nach wie vor bleiben jedoch die Wolfdale- und Yorkfield-Prozessoren das aktuelle Maß der Dinge als Spiele-Prozessor. Im Laufe des Jahres 2009 werden Spiele jedoch weiter auf mehrere Kerne optimiert werden, so dass sich dieses Rating auch zu Gunsten der neuen Phenom II verschieben wird.
Wie üblich bedarf eine schnelle Quad-Core-CPU einer äußerst potenten Grafiklösung, was heutzutage von einer Single-GPU-Lösung aber nicht geboten wird. Bereits unser Core-i7-Test mit bis zu drei Grafikkarten hat gezeigt, dass sich in diesen Bereichen die Ergebnisse nicht gerade wenig verschieben. Deshalb haben wir für den reinen Prozessortest auf das Mittel der Tests in geringer Auflösung zurückgegriffen. Unser realitätsferner Test mit drei Spielen in einer Auflösung von 640x480 oder 800x600 mit unterschiedlichen Detailstufen hat gezeigt, dass die Karten dann eher den Intel-CPUs in die Hände spielen.
Erwartungsgemäß sieht es in der Kategorie Theoretische Tests, aber auch im Bereich Office und Multimedia aus. Hier spielen die ganz neuen Intel-Prozessoren der Core-i7-Familie ihre Trümpfe aus – sei es durch Hyper-Threading oder die SSE4-Instruktionen. Aber auch in diesen Disziplinen gibt es bereits einige Anwendungen, in denen die Performance des Phenom II richtig aufblitzen kann (z.B. POV-ray oder auch TrueCrypt). Wieder scheint der Core i7-940 in greifbare Nähe zu rücken. So nah der Phenom II Core 2 Quad und Core i7 aber in den beiden Anwendungen kommt, so weit entfernt liegt er unter anderem in DivX. Gegen die Core 2 Quad verliert der Phenom II im Schnitt 30 Prozent, bei den Core i7 werden es gegenüber dem Flaggschiff sogar bis über 90 Prozent. Die SSE4-Instruktionen verhindern an der Stelle ein Vorankommen, was sich beim Encoding eines MPEG-Films zeigt, der eben nicht auf die Befehle zugreifen kann. Dann schmilzt der Vorsprung der Intel-Vier-Kerner auf zehn bis maximal 30 Prozent zusammen. Beim Packen mit WinRAR gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Phenom II und den Core 2 Quad, Intels Core i7 sind jedoch meilenweit davon geeilt. Die kleineren Core i7 haben einen Vorsprung von mehr als 30 Prozent, das Flaggschiff von mehr als 60 Prozent. Die Einzeltests im PCMark Vantage bestätigen wiederum den Aufstieg der Phenom II in die Liga der Core 2 Quad aus der Yorkfield-Familie, am Ende liegen die Phenom II sogar nur hinter dem QX9770 deutlich zurück, die Core 2 Quad Q9450 und 9550 hat man im Griff.
In unserem Testparcours setzt sich der Phenom II im Durchschnitt zehn Prozent vor seinen Vorgänger, bei gleichzeitig deutlich gesunkener Leistungsaufnahme – aber einem dafür deutlich gestiegenen Preis. Zugegeben, die ersten Phenom-Prozessor wurden zu wahren Ramschpreisen verkauft, mit den neuen Prozessoren dürfte das Gleichgewicht nun annähernd wieder hergestellt sein. Mit den neuen Prozessoren sollte AMD wieder Geld verdienen, das Portfolio bis zum Sommer verspricht zudem weitere, sehr interessante Modelle.
Alles in Allem kann man nach diesem doch vorläufigen Fazit sagen, dass der Phenom II 940 auf einer Stufe mit Core 2 Quad Q9450 und Q9550 steht. Ab dem Februar/März 2009 wird durch neue Mainboards, DDR3-Speicher und den dazu passenden Prozessoren diese Einschätzung nicht nur gefestigt, sondern wahrscheinlich leicht verbessert. Aktuell sind die Grundlagen für Prozessoren aus beiden Lagern nahezu identisch. Ein Mainboard – im Fall von Intel auf P45-Basis, bei AMD mit 790GX – kostet ungefähr gleich viel, DDR2-Speicher ist bereits seit Wochen ein Schnäppchen. Mit dem neuen Sockel AM3 wird sich das Gefüge leicht verschieben, denn die kommenden Mainboards für AMD-Systeme werden kaum günstiger. Zudem ist vorab bereits fraglich, ob der Mehrwert an Performance die wahrscheinlich deutlich gestiegenen Kosten rechtfertigen wird. Wir denken, dass dies eher nicht der Fall sein wird, so dass man bereits heute bedenkenlos zuschlagen kann. Ein wenig anders sieht die Sache natürlich aus, wenn man auf stromsparendere Varianten wartet. Zum Jahreswechsel erneut auftauchende Gerüchte sprechen weiter von Quad-Core-CPUs mit anfangs einer TDP von 95, später gar mit nur 65 und 45 Watt – allerdings bei deutlich gesenkter Taktfrequenz.
Was die entferntere Zukunft bringen wird, ist eine Woche nach dem Start ins neue Jahr nur schwer zu sagen. Aktuell sieht es sehr gut aus für die AMD Phenom II, aber die Lynnfield- und Havendale-CPUs von Intel stehen ab dem Sommer auf dem Plan. Diese werden zwar mit Sicherheit nicht an die Performance der Core i7 heran reichen, jedoch wird Intel dann wohl auch über den Preis angreifen. Bis dahin will AMD – nach bisherigen Informationen – nicht an der Taktschraube der 45-nm-CPUs drehen. Es dürfte in jedem Fall ein interessantes Jahr im Bereich der Prozessoren werden.
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