Intel und die (Ausnahme-)Stellung von Apple
Im persönlichen Gespräch mit Intel auf der CeBIT haben wir uns aufgrund aktueller Ereignisse unter anderem mit dem Thema Apple befasst. Dabei ging es uns in erster Linie um die „Bevorzugung“ von Apple durch Intel bei der Vorstellung neuer Produkte und Sonderanfertigungen.
Gleich auf die erste Frage unsererseits, warum es zur CeBIT von Apple neue Mac Pro mit Nehalem-Xeon-Prozessoren gab, während der Chairmann Craig Barrett noch am ersten Tag der Messe vor versammelter Mannschaft den Start in einigen Wochen ankündigte, zeigte man sich erstaunlich offen. Demnach sei Intel hierzulande schon etwas überfahren worden, auch wenn die Verfügbarkeit der Apple-Rechner logisch zu erklären ist. Denn der neue Xeon auf Basis des Nehalem sei bereits seit Monaten fertig, was sich anhand der vielen Systeme, die von Partnern auf der Messe gezeigt wurden, kaum verneinen lässt. Man hatte seitens Intel jedoch einen gemeinsamen Start, der von allen Partnern mit vielen Produkten bei sofortiger Verfügbarkeit abgehalten werden sollte, angestrebt. Da Apple von Intel jedoch nur die Prozessoren bezieht, sich aber nicht wie fast alle anderen Unternehmen am bereits 1991 ins Leben gerufene aber aktuell im Rahmen der Untersuchung der Europäischen Kommission auch vor Gericht stehenden „Intel inside“-Partnerprogramm beteiligt, hat der Hersteller den Start der eigenen Modelle auf Basis dieser neuen Prozessoren kurzerhand vorverlegt. Da Apple mit den Systemen auf den Workstation- und nicht auf den Server-Markt abziele, dürfte der Unmut der Konkurrenten wie Dell und Co. überschaubar ausfallen.
Unsere nächste Frage drehte sich darum, warum Apple zuletzt einige Male neue Produkte frühzeitig oder gar „Sonderanfertigungen“ wie im Falle der CPU im MacBook Air spendiert bekam und ob es dafür eine besondere Vereinbarung gibt, die andere Kunden eventuell vor den Kopf stoßen könnte. Laut Intel gibt es diese nicht, vielmehr stelle Apple spezielle Anforderungen an bestimmte Produkte, die nach einer wirtschaftlichen Kalkulation entweder gebaut oder verworfen werden – diese Anforderungen zu stellen, steht jedem Intel-Partner offen. Intel betonte, dass man beispielsweise spezielle Prozessoren wie den Core 2 Duo im Small Form Factor in Apples MacBook Air nicht allein für Apple baue, auch wenn die Initiative vom Hersteller mit dem Apfel ausging. Wenn diese speziellen Prozessoren erst einmal gefertigt werden, stehen sie allen anderen Partnern ebenfalls zur Verfügung, wie das bereits wenige Tage nach dem MacBook Air vorgestellte Lenovo X300 damals beweisen konnte.