BattleForge im Test: Der Drei-in-Eins-Spaß
2/4BattleForge auf einen Blick
Schon in den ersten Minuten von „BattleForge“ stellt sich heraus, dass die deutschen Entwickler von EA Phenomic einen wirklich ungewöhnlichen Titel abgeliefert haben. Dies gilt bereits mit Blick auf die genretechnische Einordnung: Denn „BattleForge“ ist zugleich Online-RTS, Kartensammelspiel und MMORPG, wobei sich die Geister daran scheiden dürften, welcher dieser drei Aspekte effektiv überwiegt.
Dementsprechend vielschichtig gestaltet sich das Spiel, bei dem niemand geringeres als der „Siedler“-Vater Volker Wertich für die Ausgestaltung der Handlung verantwortlich zeichnet. Von der Auswahl der idealen Armee und der entsprechende Selektion von Karten für ein Deck über das Upgraden der Einheiten bis hin zu den letztlich in klassischer Echtzeitstrategieansicht stattfindenden Schlachten obliegt die Verantwortung stets zur Gänze dem Spieler. In dieser Hinsicht hat „BattleForge“ somit manchem ähnlich ambitionierten Vorgänger und nicht zuletzt den klassischen Sammelkartenspielen etwas voraus, da der Einfluss des Spielers nicht nach der Auswahl der Karten endet, sondern auch aktiv in das Spielgeschehen eingegriffen werden kann und muss.
Doch bevor es gilt, sich in den Player-vs-Environment- (PVE) beziehungsweise Player-vs-Player-(PVP)-Schlachten zu beweisen, müssen zunächst einige Vorbereitungen getroffen werden. Dabei stellt „BattleForge“ eine der seltenen Ausnahmen dar, bei denen es sich lohnt, das Tutorial zu absolvieren, da hier ein Grundwissen zur nicht ganz leicht zu verstehenden Sphäre des Spiels vermittelt wird. Mit eben diesem Wissen ausgestattet, geht sich das Spiel dann relativ einfach aber zugleich spannend an. Die Kartentypen sind grundlegend in vier Elemente unterteilt, wobei die Einheiteneigenschaften an die Elementbeschaffenheit angelehnt sind, sodass zum Beispiel eine Feuer-Kreatur abgesehen von ihrer roten Farbe durchaus auch mit Feuerbällen um sich wirft. Abseits dieser unterschiedlichen Rubriken unterscheiden sich die Einheiten auch innerhalb der Elemente: Da gibt es vergleichsweise konventionelle Nah- und Fernkämpfer, aber auch größere und zugleich stärkere Kreaturen, deren punktgenaue Erschaffung unter Umständen über Sieg oder Niederlage entscheiden kann. Ebenso wichtig sind die vielen Spezialfähigkeiten, die grundlegend entweder eine Stärkung der eigenen Truppen oder negative Effekte bzw. Attacken auf die gegnerischen Scharen bewirken. Allein der sinnvolle und punktgenaue Einsatz dieser Fähigkeiten stellt eine kleine Kunst für sich dar, die positiv auf die Langzeitmotivation wirken kann.
BattleForge hängt also zum größten Teil von der Ausgestaltung des Karten-Systems ab. Dabei spielt natürlich auch die schiere Anzahl der verfügbaren Karten eine Rolle. Insofern ist bemerkenswert, dass man von vornherein über ein großes Portfolio verfügen kann: Gleich zu Beginn des Spiels besteht die Möglichkeit, erste sogenannte „BattleForge“-Punkte (BF-Punkte) in neue Kartenpakete zu investieren und auf diesem Wege die Grundausstattung deutlich auszubauen. Die neuen Karten können dann nach Belieben auf unterschiedliche Decks aufgeteilt werden, wobei sich zumindest anfänglich je nach Vorhaben mit Blick auf die für die Erschaffung von Kreaturen ausschlaggebenden sogenannten Orbs eine Elemente-technisch relativ homogene Mischung anbietet.
Wer sogleich sein gesamtes Start-Guthaben von 3000 Punkten investiert, verfügt von Anfang an über ein beachtliches Kontingent von rund 160 Karten – und das bei einem aktuellen Gesamtaufkommen von circa 200 Karten. Allein dieser Umstand schwächt den Fakt ab, dass man die BF-Punkte auch gegen harte Euro erwerben kann, obgleich sich natürlich von Beginn an eine Sammelwut breit macht, sodass BF-Punkte schnell zur Rarität werden. Dennoch erscheinen die Vorwürfe gegen EA, wonach „BattleForge“ den Versuch darstellt, eine WoW-ähnliche „Cashcow“ zu platzieren, zumindest nach dem aktuellen Stand der Dinge unangebracht. Denn auch ohne den großangelegten Zukauf von Karten kommt man recht schnell an neue Einheiten. So erhöht sich die Anzahl der verfügbaren Karten-Upgrades im Verlauf der Kampagne ohnehin immer weiter; zudem bietet die extrem auf den Multiplayer-Part orientierte Oberfläche des Spiels weitere gute Möglichkeiten, Wunschkarten zu ersteigern oder gegen andere Karten einzutauschen, was auch bedeutet, dass der Spieler auch abseits des Schlachtfeldes einige Zeit in der „BattleForge“-Lounge verbringen kann. Das für das Spiel so wichtige Kartensystem ist also alle in allem gut und vor allem fair gelungen.
Auf den Basenbau wird übrigens auch in „BattleForge“ komplett verzichtet, was im Genre zunehmend in Mode zu kommen scheint. Zur stationären Verteidigung lassen sich aber – ebenfalls über entsprechende Karten – Türme und weitere Verteidigungsgebäude errichten, die je nach Situation gerade bei defensiven Missionen gute Dienste leisten. Dies gilt besonders für die Verteidigung der bereits erwähnten Orbs und der Energie-Quellen, den beiden wichtigen Ressourcen auf einer jeden Karte. Während erstere benötigt werden, um neben den kleinen Einheitentypen, die von Beginn einer jeden Mission an zur Verfügung stehen, auch die großen Kreaturen und solche eines anderen Elements der „BattleForge“-Welt zu erschaffen, fördern letztere einmal gebaut automatisch die Grundwährung (ganz simpel: Energie), mit der vom Orb-Bau bis zur Erschaffung eines Feuerdrachens alles gezahlt werden muss.
Dabei ist naheliegend, dass man zumindest im Kampagnenmodus, also fernab der PvP-Arena, in der Regel mit einer kleinen Anzahl an Orbs und Energie-Quellen startet. Mit einer entsprechend kleinen Truppe an über die eigenen Karten erschaffenen Kreaturen beginnt sodann die Erkundung der Karte, wobei zumeist von Beginn an klar definierte Missionsziele verfolgt werden müssen, wobei diese vom Ablauf her eine hohe Dynamik aufweisen. Und hier findet sich der wohl einzige, jedoch nennenswerte Schwachpunkt von „BattleForge“: Aufgrund von fehlenden Zwischensequenzen und einer auch ansonsten eher lauen und zugleich komplexen Storypräsentation mit mehreren Handlungssträngen will allein in dieser Hinsicht nicht so recht Stimmung aufkommen. Der „Ich muss diese Mission spielen um zu sehen wie es weiter geht“-Effekt ist also nicht gegeben. Dies liegt auch daran, dass sich ein an dem Hintergrund zum Gemetzel interessierter Spieler völlig unzeitgemäß durch ein in die „BattleForge“-Lounge integriertes Handlungsbuch durchlesen muss, in dem die genauen Geschehnisse textlich aufbereitet sind. Wer dafür keine Muße hat, wird bestenfalls über die kurzen, als Füller für die glücklicherweise recht kurzen Ladezeiten vor Missionen dienenden Texte über den Fortgang der Geschichte informiert (siehe Bild oben).
Doch muss auch festgestellt werden, dass das soeben beschriebene Problem nicht sonderlich schwer wiegt. Der Grund hierfür ist in der äußerst gelungenen Verquickung von Single- und Multiplayer zu einer großen Kampagne zu finden. Zwar benötigt „BattleForge“ hierzu zwingend stets eine Internetverbindung; dafür hat der Spieler aber die Wahl, ob er in der Kampagne in einer der Einzelspieler-Missionen oder aber gemeinsam mit anderen Spielern in Mehrspieler-Missionen fortfahren will. Letztere gestalten sich erwartungsgemäß wesentlich spannender, da es hier nicht selten tatsächlich auf ein gutes Teamplay ankommt: Wo an mehreren Fronten angegriffen oder abgesichert werden muss und wo die einzelnen Fähigkeiten der unterschiedlichen Elemente gegen eine ernstzunehmende Gegnerschar gefordert sind, kann gerade in den längeren Gefechten mit mehreren menschlichen Mitspielern großer und anhaltender Spielspaß entstehen, der die Wirrungen über den konkreten Verlauf der „BattleForge“-Handlung schnell vergessen macht. Abgerundet wird das Ganze von soliden Kommunikationsmöglichkeiten (Ingame-Chat und -Mail), einem Test-Areal, in dem man ohne weiteres verschiedene Einheiten probehalber gegeneinander antreten lassen und somit ein ideales Balancing für das eigene Deck entwickeln kann und nicht zuletzt von der Möglichkeit, seine Fähigkeiten auch in direkten, rangorientierten PvP-Matches zu messen.