Der Pate 2 im Test: Viel Gewalt trifft sehr wenig Inhalt

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Sasan Abdi
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Der Pate 2 auf einen Blick

Schon in den ersten Minuten von „Der Pate 2“ zeigt sich, dass sich das Spiel nicht detailgetreu an die Filmvorlage hält. So steht nicht etwa die Familie samt Anwalt Tom Hagen im Fokus der Handlung, sondern der zur Sippe gedichtete Nachwuchs-Mafiosi Dominic, in dessen Rolle der Spieler schlüpft und der von niemandem geringeren als seinem Boss Michael Corleone mit dem Aufbau einer eigenen Familie inklusive eines umfassenden „Filial-Netzes“ betraut wird. Doch zunächst gilt es, wie in der Filmvorlage aus dem im Umsturz befindlichen Kuba zu fliehen, was allerdings trotz Fidel Castros folgender Herrschaft kein Abschied für immer ist.

Die folgenden Spielabschnitte orientieren sich prinzipiell am Genrestandard. Zunächst ist New York Dreh- und Angelpunkt des Geschehens, wobei der Spieler vorerst nur auf einen der maximal sieben Handlanger, die im Spiel angeworben werden können, zurückgreifen kann. Später können dann mit Florida und zuletzt Kuba spektakulärere und vor allem größere Schauplätze angewählt werden, wobei man ab einem gewissen Zeitpunkt frei entscheiden kann, in welcher Stadt man sich aufhalten möchte. Das Stichwort „Freiheit“ ist allerdings keinesfalls in einem Atemzug mit „Der Pate 2“ zu nennen, da die Handlung einen strikten Gang nimmt und man während der Missionen allzu häufig von eigentlich überwindbaren Hindernisse wie einem kniehohen Zaun darin gehindert wird, den direkten Weg zum Ziel zu nehmen, um stattdessen dem Missionsscript zu folgen. Dieser Umstand wiegt insofern schwer, als dass gerade dieses Teilgenre besonders von dem Gefühl der Freiheit und der Größe der Umwelt lebt.

Die in den vergleichsweise kleinen Städteabschnitten zu meisternden Aufträge gestalten sich als zwiespältige Angelegenheit: Zwar bietet das Missionsdesign mit dem versuchten Ausschalten eines Staatsmannes (Fidel Castro), der Jagd nach gegnerischen Mafia-Granden und Gesprächen mit verschiedenen, filmbekannten Charakteren durchaus Abwechslung; auf der anderen Seite überwiegt aber eine öde Standard-Tätigkeit, nämlich die Übernahme von gegnerischen Geschäften. Abseits der gelungenen und in Teilen aus dem Filmklassiker stammenden Dialoge und einigen wenigen Ausnahmen lautet das übergeordnete Ziel in „Der Pate 2“ alle gegnerischen Familien auszuschalten. Dies ist indes nur dann möglich, wenn alle Geschäfte der jeweiligen Gegnersippe übernommen worden sind, was dazu führt, dass das letzte Drittel des Spiels nahezu ausschließlich aus der Erstürmung diverser Lokalitäten besteht. Letzteres läuft nach einem immer gleichen Muster ab: Begleiter auswählen, zum Zielort fahren, Wachen ausschalten, den Inhaber unter Druck setzen und kassieren. Die einzige, kleine Abwechslung besteht darin, dass die mafiageplagten Unternehmer auf unterschiedliche Druckmittel besonders stark anspringen. Doch selbst hier braucht es keiner größeren Überlegungen: Ein bisschen Schupsen hier, ein paar böse Worte dort – und schon ist das Geschäft übernommen.

„Don“-Modus aus „Der Pate 2“
„Don“-Modus aus „Der Pate 2“

Sodann gilt es, über die neue „Don“-Ansicht eine Wachmannschaft einzuteilen (siehe Bild oben), denn die KI schlägt ab und an zurück und versucht, verloren Geschäfte zurück zu erobern. Bei der besagten Ansicht handelt es sich um eine 3D-Vogelperspektive, in welcher man einen sinnvollen Überblick über die jeweilige Stadt inklusive den verfügbaren Geschäften erhält. Hier können Wegmarken gesetzt oder das weitere Vorgehen überdacht werden. Außerdem kann an dieser Stelle auf den Verwaltungsbereich zugegriffen werden, wobei die eigene Familie – wie könnte es anders sein – den wichtigsten Eintrag darstellt.

Im Verlauf des Spiels ergibt sich immer wieder die Möglichkeit, die eigene Familie durch die Rekrutierung von zwielichtigen Personen zu erweitern, wobei von der Gesundheit über die Waffen und das Aussehen bis hin zum Umgang mit den Waffengattungen die Fähigkeiten der „Soldaten“ immer wieder gegen Bares aufgemöbelt werden können. Bei der Team-Auswahl für eine Mission ist sogar zu einem gewissen Grad ein taktisches Vorgehen erforderlich, da ein jeder Gangster bestimmte Spezial-Fähigkeiten mit sich bringt, die über Erfolg oder Misserfolg einer Mission entscheiden können: Ein Sanitäter sorgt beispielsweise dafür, dass das Team heil durch den Auftrag kommt während ein Ingenieur Stromversorgungen lahm legt und der Sprengstoffexperte ungeahnte Zugänge eröffnet. Das Gewicht der richtigen Auswahl der Begleiter wird allerdings dadurch aufgehoben, dass man die Teammitglieder jederzeit im Handumdrehen austauschen kann. Braucht es zum Beispiel plötzlich einen Brandstifter, kann dieser – obwohl eigentlich in einer anderen Stadt mit der Bewachung eines Geschäfts beauftragt – jederzeit über das Verwaltungsmenü gegen ein aktives Teammitglied getauscht werden, sodass stets das richtige Personal zur stelle ist. Dies gilt übrigens auch bei Angriffen auf eigene Geschäfte, die man durch die Entsendung von ein, zwei „gemachten Männern“ ohne Probleme abwehren kann.

Der Upgrade-Modus wird kaum benötigt
Der Upgrade-Modus wird kaum benötigt

Durch die Stärke der Teammitglieder – man segnet eigentlich niemals das Zeitliche, da der Sanitäter alle Verletzten mit einer Spritze zu voller Gesundheit heilt – und die Teleport-Fähigkeiten wird der Schwierigkeitsgrad und damit auch die Notwendigkeit des Taktierens auf ein Minimum gesenkt. Statt lange abzuwägen, in welches Upgrade man sein Geld nun am besten investieren sollte, kann man schon in der Grundausstattung jede Aufgabe meistern. Die gut gemeinten Rollenspiel-Elemente mit dem „Hochleveln“ der eigenen Charaktere verlieren dadurch weitgehend ihre Daseinsberechtigung, was dem Spiel einiges an Tiefe nimmt und allzu oft dazu führt, dass sich „Der Pate 2“ als ein sinnfreies, manchmal übertrieben blutiges Spiel entpuppt.