Intel Core i7-950 und 975 Extreme Edition: Luxusware in Reinform
35/35Fazit und Empfehlung
Zweifelsfrei steht fest, dass der Core i7 975 Extreme Edition aktuell der schnellste Desktop-Prozessor ist – daran wird so schnell auch kein anderes Modell rütteln (können). Diese Exklusivität hat aber wie üblich ihren stolzen Preis, denn wie immer kostet das Flaggschiff bei Intel knapp 1.000 US-Dollar – bei einer Abnahme von 1.000 Stück versteht sich. Nichts für den Massenmarkt, aber genau richtig, um mal zu zeigen, wo auch im Desktop-Segment der Hammer hängt. Doch wo viel Licht ist, fällt meist auch ein großer Schatten.
Unsere verschiedenen Tests mit ein und demselben Prozessor – sowohl mit und ohne Simultaneous MultiThreading (SMT) oder Turbo-Modus – brachten uns viele Einblicke. Der Turbo-Modus ist dabei sowohl ein Fluch als auch ein Segen. Ein Segen insofern, dass sich reine Single-Thread-Anwendungen mitunter deutlich beschleunigen lassen; ein Plus von 266 MHz sind im Optimalfall vorgesehen und waren auch nachweisbar unter anderem im Cinebench-1-CPU-Test im Einsatz. Doch auch nach dem Fluch muss man nicht lange suchen: Diese Leistung wird mitunter durch einen drastischen Anstieg der Spannung erkauft, der eigentlich gar nicht nötig ist. Wir sprechen in dem Fall von Unterschieden um die 0,07 Volt, was gerade beim Core i7 eine Menge bedeutet. Denn wie der Test zeigt, verbraucht der Prozessor mit deaktiviertem Turbo-Modus (im Komplettsystem) prompt zehn Prozent weniger Energie, dem steht aber nur ein Performancegewinn mit aktiviertem Turbo von gerade 1,4 Prozent gegenüber. Der Prozessor erlaubt darüber hinaus dank frei wählbarem Multiplikator (da Extreme Edition) den Testausgang in andere Bahnen zu lenken. Entscheidet man sich für die Deaktivierung des Turbos, hebt aber parallel den globalen Multiplikator im BIOS um eine Stufe auf dann 26 an, ist die Performance am Ende höher als beim ursprünglichen Prozessor (Multiplikator auf 25) mit aktiviertem Turbo – bei gleicher Leistungsaufnahme. Mit einem Modell aus der Gattung „Extreme Edition“ fährt man so deshalb schlichtweg am besten. Bei den Modellen mit festem Multiplikator ist die Deaktivierung des Turbo-Modus die einzige Möglichkeit um den Stromverbrauch zu senken. Den Performanceverlust kann man dort dank des hohen Multiplikators aber schnell mit einer Takterhöhung um wenige MHz am Bus-Speed ausgleichen.
Unser zweiter Analysepunkt behandelt Simultaneous MultiThreadings (SMT), der neuen Form des HyperThreadings. Diese erlaubt es, dass unter Windows und in passenden Anwendungen den vier reale Kernen zusätzlich vier virtuelle zur Seite gestellt werden. Diese Funktion hat deutlich mehr Auswirkungen als der Turbo-Modus - am Ende schneidet ein Prozessor mit deaktiviertem SMT 3,2 Prozent schlechter ab als in den Default-Einstellungen. Doch auch hier gibt es Licht und Schatten. Während einige Anwendungen massiv vom SMT profitieren und beispielsweise TruCrypt 16 Prozent schneller arbeitet, spaltet sich das Bild beispielsweise bei der Video-Bearbeitung. DivX-Filme werden mit SMT noch sieben Prozent schneller fertig, bei der Erstellung eines MPEG2-Videos braucht man mit SMT jedoch 15 Prozent mehr Zeit. Dachten auch wir erst an einen Fehler, erfuhren wir im Test von World in Conflict in sehr geringer Auflösung Bestätigung: Hier kostet das aktivierte SMT sogar über 20 Prozent der Performance.
Zusammenfassend lässt sich noch einmal sagen, dass der Core i7 in vielen Bereichen die Messlatte richtig weit nach oben gesetzt hat. Wirft man dazu nur einen Blick auf die „Office-Anwendungen“, zeigt sich, dass dies einmal mehr die Paradedisziplin der Prozessoren ist. In POV-ray liegt man satte 73 Prozent vor dem schnellsten Prozessor von AMD, bei der Video-Bearbeitung steigt der Wert gar auf 89 Prozent an. Eine Musikdatei im AAC-Format wird gar in nur 47 Prozent der Zeit von AMDs aktuellem Flaggschiff Phenom II X4 955 Black Edition erstellt. Bei den Spielen bei normaler, spielbarer Auslösung rückt dank Grafiklimitierung das Feld traditionell zusammen, der Blick auf die realitätsfremden Tests zeigt aber auch da das Potential. In allen vier Tests dieser Sparte liegen die Core i7 deutlich in Front. Da jedoch auch der Grafikkartenwechsel auf das schnellste Single-GPU-Modell und der gleichzeitigen Anhebung der Auflösung auf 1680 x 1050 Bildpunkte bei aktiviertem AA/AF das Bild unseres Tests nicht verändert, sind diese Angaben nur in die Kategorie „könnte“ einzuordnen. Es ist theoretisch noch sehr viel Leistung da, die muss in Zukunft jedoch erst einmal abgerufen werden. Aktuell gelingt dies einem Core i7 nur mit Triple-SLI oder Quad-CrossFire.
Eine Kaufempfehlung ist auch am heutigen Tage einem solchen extremen Prozessor nicht auszusprechen – wie könnte man es angesichts des hohen Preises. Aber es soll ja hier und da Leute geben, bei denen Geld eine geringe Rolle spielt und die immer auf der Jagd nach dem Besten und Schnellsten sind – für die kommt dann wohl nur ein Core i7 975 XE in Frage. Alle Normalsterblichen können bei den „Yorkfield“ in Form der Core 2 Quad auf Basis des Sockel 775 bleiben, bis ab September der „Lynnfield“ als deren Nachfolger für einen Preis ab 196 US-Dollar das Feld betritt. Dann werden auch hier die Karten neu gemischt, denn dann gibt es auch für dieses Marktsegment den Turbo-Modus und die Funktion des Simultaneous MultiThreadings.
Bereits von den Grafikkartentests und auch den Analysen der Boxensysteme bekannt, werden wir fortan auch bei den Prozessortests auf eine kleine Produktübersicht am Ende des Artikels zurückgreifen. Diese stellt nur eine grobe Zusammenfassung der markanten Punkte dar, warum diese oder jene Eigenschaft aber letztendlich im positiven oder negativen Feld gelandet ist, gilt es im Artikel nachzulesen.
- Schnellster Desktop-Prozessor
- Turbo-Modus
- Simultaneous MultiThreading
- Freier Multiplikator und Spielraum beim Übertakten
- Turbo-Modus oft nicht durchschaubar
- Hohe Leistungsaufnahme
- Hohe Temperatur
- Viel zu teuer
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