ESI nEar 04, 05 und 08 im Test: Nahfeldmonitore für Profis im Alltagseinsatz

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Jirko Alex
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Klangeindrücke

Abermals sollen in diesem Test die persönlichen Eindrücke vom Klangcharakter der getesteten Lautsprecher vermittelt werden. Dass dies niemals zu einhundert Prozent objektiv geschehen kann, sei vorweg gestellt; der geschilderte Klangeindruck spiegelt schließlich die Meinung des Testers wider. Darüber hinaus kann in diesem speziellen Fall auch der verwendete Onkyo-Receiver ein Unterscheidungsmerkmal beim Klang sein, da andere Verstärkerkomponenten möglicherweise andere Klangakzente setzen. Daher sollten die folgenden Beschreibungen nur als Empfehlung angesehen werden. Vorteilhaft ist es darüber hinaus in jedem Fall, sich die Lautsprecher stets selbst anzuhören, um ihren Klang mit den persönlichen Vorlieben abzugleichen.

Da jedoch nicht jeder die Zeit, das Geld oder die Muße hat, sich jedes interessante System selbst anzuhören, sollen in folgender Beurteilung auch Vergleiche mit bereits getesteten Boxensystemen gezogen werden.

ESI nEar 08 eXperience

Die Musikwiedergabe sollte ein Steckenpferd der Nahfeldmonitore sein, da sie häufig genau für diesen Zweck konstruiert werden. Allein der Blick über das überschaubare Feld der Testprobanden zeigt aber, dass hier wohl kaum mit gleichwertigen Ergebnissen gerechnet werden kann, unterscheiden sich die ESI-Lautsprecher doch allein schon in ihrer Größe und Chassis-Bestückung beträchtlich. Aus Gründen der Einfachheit sollen daher die ESI nEar 08 eXperience als Einstieg in die Beschreibung der Klangeindrücke dienen. Sie bilden damit den Anker, um mit einem weiteren Blick die Charakteristiken der kleineren Nahfeldmonitore erfassen zu können.

Tatsächlich fällt es nicht schwer, einen ersten Eindruck der ESI nEar 08 eXperience festzuhalten: Die beiden Nahfeldmonitore spielen sehr kraftvoll und grundtonstark auf, erfassen aber auch bei der Höhendarstellung sehr viele Details und eine Präsenz, die oft haarscharf am nervigen Eindruck vorbei schrammt. Glücklicherweise kann man die Wiedergabecharakteristik mit einem Höhenregler etwas beeinflussen und die Präsenz im Hochtonbereich zügeln. Ist das einmal geschehen, offenbart das ESI-Paar sehr gute Allround-Qualitäten. Vor allem der straffe und dabei durchaus tiefe Bass lässt Freude auch bei Subwoofer-verwöhnten Hörern aufkommen. Tatsächlich dürfte man einen dedizierten Tieftonexperten nicht vermissen, sofern man nicht gerade sehr potente Heimkinoexperten sein Eigen nennt und auf Tiefbassmassagen steht. In puncto Pegel und Tiefgang stecken die ESI nEar 08 eXperience jedenfalls den überwiegenden Teil jeglicher PC-Systeme sowie überhaupt jegliche Art physisch kleinerer Lautsprecher in den Sack: Ein solches Paar sieht nicht nur sehr groß aus, es klingt auch so.

Allerdings leider nicht mehr im Mitteltonbereich. Im Vergleich mit dem strukturierten und dynamischen Bass wirkt die Wiedergabe hier etwas mau. Zum Verständnis: Es wird immer noch hörbar mehr Auflösung und Authentizität geboten als etwa bei den deutlich kleineren, zuletzt aber sehr gut getesteten Nubert Kompaktlautsprechern nuBox 311 oder als beim in gleicher Weise unterlegenen Edifier S2000. Man erhofft sich aber mehr von den ESI nEar 08 eXperience. Mit Blick auf den fairen Preis von etwa 350 Euro ist die Leistung hingegen wieder sehr gut, insbesondere im klanglichen Vergleich mit den nur minder günstigeren, aber passiven Nubert-Lautsprechern, dem besagten Edifier-Set oder aber dem Teufel Concept E 400, das in der gleichen Preisklasse fischt, sich allerdings im Konstruktionsprinzip und der Eigenheit als Mehrkanalsystem deutlich von den Nahfeldmonitoren unterscheidet.

ESI nEar 05 eXperience

Die bereits deutlich kleineren ESI nEar 05 eXperience sind hinsichtlich ihres Volumens und der Treiberbestückung gut mit den Nubert nuBox 311 sowie dem Edifier S2000 vergleichbar und das schlägt sich auch beim Hören nieder. Im Vergleich mit den gut doppelt so großen ESI nEar 08 eXperience zeigt sich ein hörbar schwächerer – aber nicht schwacher – Bass- und Grundtonbereich sowie ein gedeckterer Hochton. Letzterer ist vielleicht schon eine Ecke zu gedeckt, denn auch wenn die 05er ESI-Lautsprecher insgesamt sehr linear klingen, könnte etwas mehr Leben im Hochtonbereich nicht schaden. Bei den ESI nEar 05 eXperience ist leider auch keine Korrektur der hochfrequenten Wiedergabe über einen Drehregler möglich, sodass gegebenenfalls über den PC oder einen anderen Zuspieler Hand angelegt werden muss.

Verglichen mit Kompaktlautsprechern gleicher Größe müssen sich die ESI-Nahfeldmonitore nicht verstecken. Sie bauen eine glaubhafte Bühne auf – zumindest in der Breite – und klingen insgesamt sehr homogen. Die Tiefe der Abbildung könnte jedoch stärker gestaffelt sein und auch die physikalischen Grenzen der Konstruktion sind immer dann herauszuhören, wenn vermehrt tieftonale Anteile wiedergegeben werden sollen. Der Bass der Boxen genügt nicht bis in die Untiefen des Frequenzkellers hinab und besitzt auch weniger Struktur als etwa bei einem guten Subwoofer oder den größeren Artverwandten, den ESI nEar 08 eXperience. Für die reine Musikwiedergabe sind die Nahfeldmonitore aber durchaus geeignet und wer nur günstige PC-Systeme aus dem Badewannen-Club (zu viel Bass, zu wenig Mitten, spitze Höhen) kennt, wird auch von den ESI nEar 05 eXperience bekehrt werden können.

ESI nEar 04

Die ESI nEar 04 sind mit Abstand die kompaktesten Lautsprecher dieses Tests. Bei der Chassisbestückung weicht der Hersteller nicht wesentlich von Standards ab, wie sie etwa das Teufel Motiv 2 setzte. Beim Gehäusevolumen hat aber weiterhin ESI die Nase vorn, denn die Nahfeldmonitore fallen – würde man sie als PC-Lautsprecher bezeichnen wollen – immernoch recht groß aus. Dennoch merkt man ihnen an, dass sie lediglich einen Einstieg in die Welt der Nahfeldmonitore darstellen. Die ESI nEar 04 vermögen es nicht, einen knackigen und tiefen Bass zu reproduzieren und klingen in diesem Frequenzbereich eher schwammig. Ähnliches gilt im Hochtonbereich, der vergleichsweise wenig differenziert wirkt und keine Akzente zu setzen vermag. Zwischen den beiden Frequenzpolen baut sich dann zwar eine recht homogene, aber nicht übermäßig plastische Mitteltonwiedergabe auf. Zugegeben: Eine derartige Mitteltonschwäche, wie sie die allermeisten PC-Systeme aufweisen, ist den ESI-Monitoren nicht eigen. Für einen Straßenpreis von etwa 160 Euro ist das aber trotzdem zu wenig. So werden Details mitunter verschluckt, womit die ESI-Lautsprecher aber nicht allein da stehen. Durch die vergleichsweise dumpfe – oder versucht lineare – Abstimmung wirken sie jedoch weniger akkurat als einige PC-Systeme.

Insgesamt gesehen könnte man die ESI nEar 04 wohl in Kombination mit einem Subwoofer als homogene und sehr kompakte Lautsprecher einsetzen. Anspruchsvolles Hören ist mit den beiden Kompakten allein aber nicht möglich.