Google plant eigenes Desktop-Betriebssystem
Nach dem eigenen Browser Chrome und dem mobilen Betriebssystem Android plant der Suchmaschinengigant nun ein eigenes Betriebssystem, das auf den Markt für Desktop-Rechner abzielt und damit in direkte Konkurrenz zu Windows treten könnte.
Das „Chrome OS“ genannte Betriebssystem ist nicht zufällig im Namen mit dem Browser aus selbem Haus verwandt. Es soll vielmehr direkt an Google Chrome anknüpfen. So teilt der Suchmaschinengigant in einem Blog mit, dass man überdenken wolle, was ein Betriebssystem ausmache. Die bisherigen Betriebssysteme seien in einer Zeit entstanden, als es kein Internet gab. Google will sich von der entgegengesetzten Seite nähern und ausgehend vom eigenen Browser ein Betriebssystem bauen, das primär auf die Web-Nutzung ausgelegt ist. Die drei Grundprinzipien bei der Entwicklung lauten daher auch „Geschwindigkeit“, „Einfachheit“ und „Sicherheit“. Googles Chrome OS soll binnen Sekunden betriebsbereit sein und den Zugang ins Internet erlauben. Es soll durch eine schlanke Benutzeroberfläche überzeugen, die dem Anwender nicht im Weg steht.
Im Kern handelt es sich dabei jedoch um einen Linux-Kernel, der nach Googles Wünschen erweitert wird. Was dies im Speziellen heißt, teilte man noch nicht mit, Chrome OS soll sich aber etwa durch ein neues Window-System auszeichnen. Durch die Kompatibilität sowohl mit x86- als auch mit ARM-Prozessoren sollen verschiedene Geräte bedient werden können, weshalb bereits in der zweiten Jahreshälfte des kommenden Jahres erste Produkte mit Googles Desktop-Betriebssystem erscheinen sollen. Anfangs wird es sich dabei um Netbooks handeln – ein Markt, der mittelfristig auch von Googles Android-Betriebssystem bedient werden soll – später können aber auch komplette Desktop-Rechner auf Chrome OS setzen. Da es sich auch beim Chrome OS um ein Open-Source-Betriebssystem handelt, hofft Google auf die Mithilfe zahlreicher Entwickler und verspricht sich einen hohen Grad an Fehlerfreiheit und Innovationen. Der Code des Betriebssystems soll bereits Ende des Jahres veröffentlicht werden.
Interessant ist der Ansatz, den Google bei der Anwendungsentwicklung verfolgt. Applikationen für das Betriebssystem sollen wie Web-Anwendungen programmiert werden, weshalb bestehende Web-Programme sofort auf dem Chrome OS lauffähig sein sollen und neue Anwendungen mit bestehenden Webentwicklungstools programmiert werden können. Für Googles Chrome OS programmierte Applikationen sind darüber hinaus mit jedem Browser ausführbar, wie es weiter heißt. Überschneidungen mit dem hauseigenen Android-Betriebssystem, das auch auf Netbooks portiert werden soll, nimmt Google wissentlich in Kauf. Man sieht in dem selbst gebackenen Wettbewerb nur Positives und hofft auf mehr Innovation, was letztendlich jedem zugute komme – auch Google selbst.
Gleichwohl erscheint der Ansatz, ein Betriebssystem um einen Browser herum zu bauen, nicht geeignet, um wirklich in den Kernbereich von Microsofts Windows-Plattform einzudringen. Mit mittelfristig zwei Google-Produkten auf dem Netbook-Markt sowie weiteren Linux-Versionen könnte die Luft in demselben aber tatsächlich sehr dünn für die Mannen aus Redmond werden, die dort derzeit ohnehin nur mit Windows XP ein einigermaßen einsatzfähiges Betriebssystem anbieten. Möglicherweise ändert sich das mit der siebten Windows-Auflage, die noch im Oktober erscheint, einschätzen lässt sich das aber wohl erst im nächsten Jahr.
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