EA kritisiert deutsche Alterseinstufung von Spielen
Weil es für die Spieleindustrie schwer durchschaubar und kostenintensiv sei, kritisierte der Executive Vice President und General Manager International Publishing bei Electronic Arts, Dr. Gerhard Florin, das deutsche System zur Alterseinstufung von Spielen. Seiner Meinung nach sollte sich auch Deutschland dem internationalen PEGI-System anschließen.
Florin kritisierte die Alterseinstufungen der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), die seit 2003 verbindlich sind. Etwa im gleichen Zeitraum wurde in Europa ein einheitliches Systems zur Alterseinstufung geschaffen – Pan-European Game Information (PEGI). PEGI gilt fast in ganz Europa und ersetzte die zuvor geltenden nationalen Alterseinstufungssysteme. Deutschland vertraut bisher jedoch weiterhin auf die USK. Diese scheint Florin allerdings nicht transparent genug zu arbeiten. Spiele-Publisher könnten nicht immer im Vorfeld abschätzen, welche Altersfreigabe ein Spiel in Deutschland erhalte. Sie laufen daher Gefahr, keine Altersfreigabe zu erhalten, womit die Spiele automatisch als nicht für Jugendliche freigegeben gelten. Dies sei für Florin Zensur. Bisher seien in Deutschland über 200 Spiele von diesem Schicksal betroffen.
Der EA-Vertreter räumte auf der Gamescom, auf der er sich zu dem Thema äußerte, durchaus ein, dass nationale Regeln gelten sollten, in Deutschland etwa das Verbot von nationalsozialistischen Symbolen oder rechtswidrige Inhalte. Mit dem PEGI-System könnten Firmen jedoch schon langfristig auf eine konkrete Alterseinstufung hinarbeiten und damit für sie ungünstige Überraschungen umgehen. Zudem sieht Florin einen immer größeren Markt für Spiele für Erwachsene, die keiner Jugendschutzmaßnahmen bedürfen. In diesem Kontext kritisierte er auch die negative Stimmung in Deutschland, die vor allem die Diskussion um sogenannte „Killerspiele“ betrifft. Einen derartigen Begriff gebe es im Ausland gar nicht, was die Stimmungsmache hierzulande allein schon unterstreiche und eine Beleidigung für Millionen Spieler sei. Hierbei müsse es auch ein Umdenken in der Politik geben, so Florin. „Man kann nicht alle halbe Jahre die Regeln ändern, weil jemand in einer Schule herumgeschossen hat. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“
Andersartige Kritik gab es allerdings auch für den Spielemarkt in Deutschland, der zwar im Gegensatz zum Rest der Welt auch in der Wirtschaftskrise noch leicht wächst, verhältnismäßig aber schwach ausgeprägt ist. Demnach mache der Deutsche Spielemarkt mit einem Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Euro nur einen kleinen Teil des weltweiten Gesamtumsatzes aus, der bei 32 Milliarden Euro liege. Deutschland habe hier etwas nachzuholen, wenn man auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen wolle. Dies zeige sich etwa auch bei Spielen, die aus Deutschland kommen. Weltweit bekannte Titel gäbe es darunter kaum. Im Ländervergleich sei die Bundesrepublik zudem schwach besetzt. Nur etwa 5.000 Angestellte in der Spiele-Branche hierzulande stünden der vierfachen Anzahl in Großbritannien gegenüber.
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