19 Prozessoren von 50 bis 130 Euro im Test: Viel Leistung zum kleinen Preis
36/36Fazit und Empfehlung
Was können wir nach wochenlanger Arbeit festhalten? Viele Dinge! Doch der Reihe nach. Die Prozessoren im Einsteigerbereich aber auch in der unteren Mittelklasse müssen sich keinesfalls verstecken. Sowohl Intel aber allen voran AMD bieten Prozessoren mit sehr guter Leistung für relativ kleines Geld an, so dass man sich immer fragen muss, warum man denn das Dreifache ausgeben sollte, wenn es nur um reine CPU-Leistung geht. Denn diese reine Prozessorleistung wird heutzutage selten abverlangt, eine ordentliche Plattform mit passendem Speicher aber vor allem die Grafikkarte sind deutlich wichtiger geworden.
Wie bereits mehrfach im Artikel aufgeführt ist das Angebot von AMD im Preisgefüge von 50 bis 130 Euro schier riesig. Diese Vielfalt hat jedoch auch ihre Tücken, denn es ist für den nicht immer allwissenden Kunden nicht einfach, eine gute und vor allem für ihn richtige Wahl zu treffen. Bei einem Budget von 50 oder 60 Euro fällt die Wahl noch sehr leicht: der Athlon II X2 in seinen aktuellen drei Taktstufen ist ein sehr guter Prozessor; ein würdiger Nachfolger der bekannten und über Jahre von AMD ausgelieferten Athlon-Prozessoren. Ab 70 Euro aufwärts wird es jedoch langsam kniffelig. Denn für 85 Euro bekommt man bei AMD sowohl einen Prozessor mit drei Kernen, als auch einen ganz schnellen mit zwei Kernen. In unserem Abschlussrating liegen die Modelle Phenom II X2 550 und Phenom II X3 710 letztendlich auf das Prozent genau auf gleicher Höhe, was nicht für Jedermann sofort ersichtlich ist. Während der Zweikerner mit seinen 3,1 GHz nämlich die Vorteile des hohen Taktes ausspielt, muss sich der 2,6 GHz schnelle Triple-Core-Prozessor auf seinen dritten Kern verlassen. Die 500 MHz Unterschied egalisieren in unserem Testfeld aber den Vorteil des dritten Kerns, so dass wir am Ende bei einem klassischen Unentschieden landen. Da der Zweikerner aber noch als Black Edition mit frei wählbarem Multiplikator auf dem Markt ist, würden wir diesem aktuell wohl den Vorzug geben.
Im Bereich von 100 Euro steht bei AMD aktuell eigentlich nur der Phenom II X3 720 Black Edition. Wer seine Grenze für Ausgaben genau an diesem Punkt festmacht, wird mit einem sehr guten Prozessor belohnt. Dieser packt die Schwächen des zu geringen Takts des kleineren Modells an und garniert sie mit einem frei wählbaren Multiplikator – mehr kann man für den Preis wohl kaum erwarten. Bewegt man sich dann im letzten Schritt zur von uns gesetzten Preisgrenze von 130 Euro, tauchen da zwei Vier-Kern-Prozessoren auf. Diese wurden bekanntlich als erste 45-nm-Modelle zu Beginn des Jahres vorgestellt. Der Phenom II X4 920 setzt dabei noch auf den Sockel AM2+, der Phenom II X4 810 war das erste Vier-Kern-Modell von AMD, welches für den neuen Sockel AM3 ausgekoppelt wurde. Insbesondere das älteste 45-nm-Modell mit seinen 2,8 GHz und vollen 6 MByte L3-Cache gefällt dabei besonders, den kleinen Makel des älteren Sockels, der sich in der Realität jedoch quasi nicht auswirkt, darf man getrost übersehen. Der Phenom II X4 810 steht im Test aber kaum schlechter da, seine Achillesferse ist jedoch wie beim kleinsten Phenom-II-Modell mit drei Kernen der Takt von 2,6 GHz. In der Gerüchteküche war schon etwas über einen Nachfolger des X4 810 zu lesen, ob dieses Modell aber kommt, ist bisher nicht bekannt. Aber der in Kürze erwartete Phenom II X3 740 mit dann 3,0 GHz wäre eine Alternative, der diese kleine Takt-Problematik anpackt.
Intel hat zum Mai dieses Jahres in Anbetracht der immer stärker werdenden AMD-Prozessoren den neuen Pentium E6300 mit 2,8 GHz vorgestellt. Dieser erfüllt in unserem Test auch genau seinen Zweck, er liegt auf gleicher Höhe mit den neuen Athlon-II-X2-Prozessoren – sowohl in Leistung als auch im Preis. Der Bonus des E6300 gegenüber der Konkurrenz ist die sehr gute Vorstellung beim Betreiben des Prozessors mit weniger als einem Volt Eingangsspannung als auch beim Übertakten. Ein Plus von 1.600 MHz konnten wir unserem aus dem Einzelhandel bereitgestellten Modell mit einfacher Luftkühlung entlocken, was zweifelsohne einen sehr guten Wert darstellt. Der in wenigen Tagen erwartete E6500 wird die Leistung des Pentium leicht über die Athlon II schieben, wie üblich aber auch bei geringem Aufpreis. Dieser dürfte sich preislich jedoch weiterhin deutlich unter den Core 2 Duo E7000 ansiedeln, insbesondere der Core 2 Duo E7400 mit 2,8 GHz wird dann wesentlich uninteressanter. Diesem kleinen Core 2 Duo kann man nur den leicht größeren L2-Cache als auch die Unterstützung von SSE4 zu Gute halten, was sich am Ende mit wenigen Prozenten Mehrleistung in unserem Rating niederschlägt. Nimmt man jedoch den Aufpreis von 30 Euro dazu und behält im Hinterkopf, dass den kleinen E7000-Modellen aktuell die Virtualisierungsfunktion fehlt – die Pentium E6000 verfügen über diese Funktion – kann man den kleinen Core 2 Duo E7000 derzeit nur bedingt eine Kaufempfehlung aussprechen. Intel hat dies aber ebenfalls erkannt und bietet in Kürze für die Core 2 Duo E7400 und E7500 ein aufgewertetes Modell an, welches in diesen Wochen in den Handel kommt. Für den Kunden eines E7400 oder E7500 heißt es wegen des veränderten Spec-Codes dieser leicht verbesserten Modelle zum gleichen Preis dabei wie so oft: Augen auf beim Prozessor-Kauf!
Nähert man sich bei Intel der 100-Euro-Marke, wird es schwer mit der Wahl, richtig schwer. Der Pentium E6300 und sein Nachfolger E6500 mit 2,93 GHz können für unter 80 Euro schon so viel, wie die Core 2 Duo E7000 für etwa 100 Euro. Deren Flaggschiff E7600 kostet aktuell zudem noch fast 120 Euro, so dass er aus dem Bereich um die 100 Euro eigentlich schon raus ist. Denn bei einem Preis von knapp 120 Euro muss man aktuell quasi die fehlenden zehn Euro zusammensuchen und einen Core 2 Duo E8400 kaufen. Mit 3,0 GHz und vollem L2-Cache in Größe von 6 MByte ist er nach wie vor einer der besten Prozessoren, der den deutlich niedriger getakteten Core 2 Quad Q8200 so richtig in die Tasche steckt. Insbesondere in Spielen zieht der bereits seit 18 Monaten auf dem Markt verfügbare Prozessor das aktuelle Testfeld ab, doch auch im Office- und Multimedia-Bereich muss er sich dank des hohen Taktes und aller von Intel integrierten Features nicht verstecken. Als weiterer Bonus steht die gute Übertaktbarkeit auf der Habenseite, die 4-GHz-Marke fällt bei einem E8400 nicht unbedingt selten.
Am Ende unseres großen Tests haben wir diverse Erkenntnisse gewonnen. Aktuell sind mehr Kerne noch immer nicht unbedingt der Schlüssel zum Sieg im Einsteiger- und unteren Mittelklassebereich, wenn dieser auf Kosten des Taktes erkauft wird. Es ist die Mischung, die stimmen muss. Im Budget-Bereich unter 80 Euro interessiert die Frage zudem kaum, hier wird auch im kommenden Jahr noch mit zwei Kernen gekämpft. Im Segment um 100 Euro könnte es zu Beginn des kommenden Jahres richtig spannend werden. Intel wird für 123 US-Dollar einen 2,93 GHz schnellen Zwei-Kerner auf Basis des in 32 nm gefertigten Clarkdale mit der Funktion des Simultanous Multi-Threading (SMT) vorstellen, von AMD wird in dem Bereich wohl ein realer Dreikerner mit 3,0 GHz oder mehr agieren. Zudem sind von AMD schon wieder neue Prozessoren in der Pipeline, die bereits im September kommen sollen. Dann wird es drei und auch vier Kerne ohne L3-Cache zu einem besonders guten Preis geben – dies dürfte dann endlich der offizielle Startschuss für Quad-Core-Prozessoren im Einsteigermarkt sein.
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