SSD-Controller im Test: Mushkin Europe 2 gegen Corsair P128

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Norman Dittmar
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Performanceverlust

Nachdem wir die Leistung unserer Testkandidaten ausführlich überprüft haben, möchten wir noch auf zwei häufig gestellte Fragen und Unsicherheiten zu aktuellen Solid State Drives mit Indilinx- und Samsung-Controller eingehen.

Ja, es gibt ihn, den Leistungsabfall bei aktuellen SSDs wie unseren beiden Testkandidaten. Dieser kommt u.a. dadurch zu Stande, dass SSDs zwar in Einheiten von normalerweise 4 Kilobyte lesen und schreiben können, das erneute Beschreiben aber in Blöcken erfolgen muss. Die Größe dieser Blöcke kann von wenigen MB bis zu einem Gigabyte variieren. Wenn eine Datei in solch' einem Block geändert werden soll, muss erst der gesamte Inhalt in den Cache bzw. RAM geladen werden, dann wird der Block komplett gelöscht und neu beschrieben. Das dauert natürlich etwas länger als das erstmalige Schreiben. Hinzu kommt, dass Dateien, die unter Windows gelöscht werden, nicht auf der SSD verschwinden (eine generelle Eigenart des Windows-Dateisystems). Das führt dazu, dass beim Schreiben auf die SSD jene Blöcke, die neu beschrieben werden sollen, erst gelöscht werden müssen, was ebenfalls zu Verzögerungen führt.

Deshalb haben alle Indilinx-SSDs mit der aktuellen Firmware (1571) eine automatische Reinigung in der Firmware integriert („Garbage Collection“), die das Löschen von Bereichen übernimmt, die eigentlich leer sein müssten, damit das beschriebene Problem nicht bzw. minimiert auftritt. Diese Feature wird aktiviert, sobald sich die Europe 2 oder eine andere Indilinx-SSD im Idle-Zustand befindet. Dadurch wird die Leistung der SSD hoch gehalten. Die Anwendungstests sowie der Testlauf mit PCMark Vantage (HDD) wurden unter diesen realitätsnahen Bedingungen durchgeführt.

Zusätzlich zu dieser automatischen Säuberung bietet Indilinx ein kleines Tool mit dem Namen „Wiper“ an. Es wird von den Herstellern unter verschiedenen Namen auf ihren Webseiten angeboten. Es arbeitet ähnlich wie die Säuberung durch die Firmware, aber etwas effektiver bzw. bedeutend schneller. Mit der nächsten Firmware, die voraussichtlich noch Anfang August erscheinen wird, soll die „Garbage Collection“ so stark verbessert/beschleunigt werden, dass Wiper (sowie TRIM) obsolet werden. Das hätte viele Vorteile, da eine Säuberung per Firmware unabhängig vom Betriebssystem und unabhängig vom Dateisystem ist und auch im RAID funktioniert. Außerdem würde der Overhead, welcher durch das TRIM-Kommando von Windows 7 anfallen würde, wegfallen. TRIM wäre demnach nurnoch für solche Konfigurationen sinnvoll, bei denen die Indilinx-SSD wenig oder keine Zeit im Idle verbringt.

Auch Solid State Drives mit Samsung-Controller wie die getestete Corsair P128 haben eine automatische Säuberung in der neuesten Firmware integriert. Grundsätzlich wird also auch hier der Leistungsverlust in Grenzen gehalten, wenngleich im Gegensatz zu Indilinx ein komplettes Ausschalten und Neustarten des Rechners erforderlich ist. Ohne dieses Feature, welches mit der Firmware VBM18C1Q eingeführt wurde, sinkt die Leistung der Samsung-SSDs leider sehr stark ab. Ein Update-Tool für die Aktualisierung der Firmware wird es zwar bis zum Start von Windows 7 geben, bis dahin sollte man aber beim Kauf auf die aktuelle Firmware achten. Ein Problem besteht leider weiterhin mit Samsung-SSDs: Wenn eine vollständige Formatierung durchgeführt wird, sinkt die Leistung dauerhaft um etwa 20 Prozent – dazu kommen dann die oben beschriebenen Probleme. Dieser Fehler lässt sich ausschließlich durch eine Low-Level-Formatierung, wie sie beispielsweise das Programm HDDErase bietet, beheben. Da es aber keinen Grund gibt, eine vollständige Formatierung durchzuführen, sollte man es einfach bei der schnellen Variante belassen, um besagtes Problem zu vermeiden.

Nachdem die Verunsicherung über die Vor- und Nachteile nach diesem Abschnitt vielleicht gestiegen sein mag, möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass die getesteten SSDs trotz eines gewissen Leistungsverlustes immer noch sehr schnell sind. Wer seine SSD natürlich bis zum Rand füllt und täglich unzählige Benchmarks laufen lässt, ohne ihr ein wenig „Ruhe“ zu gönnen, der wird einen Leistungsabfall spüren. Im Alltagsgebrauch ist das aber kein Problem, solange die aktuelle Firmware verwendet wird.