Windows 7 im Test: Vista, so wie es hätte sein müssen

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Simon Knappe (+2)
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Branch Cache

Ein weiteres „Highlight“ von Windows 7 und Windows Server 2008 R2 ist die Funktion „Branch Cache“. Viele Unternehmen besitzen neben einer Hauptverwaltung oftmals auch eine oder mehrere Außenstellen, welche je nach Größe und Anforderungen nur über eine begrenzte oder nicht vorhandene eigene Server-Infrastruktur verfügen. Während für Privatpersonen schnelle Downstream-Internetanschlüsse in Form von ADSL2+, VDSL oder Kabel bereits für unter 50 Euro zu haben sind und ein Großteil des Traffics reiner Download ist, kosten Standleitungen für die Anbindung von Unternehmen nach wie vor kleine Unsummen, weshalb aus Kostengründen selbst Außenstellen mit mehr als 50 festen Mitarbeitern oft nur mit Leitungen im einstelligen Megabit/s-Bereich angebunden werden (können). Sofern keine verteilten Server für die Bereitstellung von Datendiensten (Datei, Web) zum Einsatz kommen, dauert der Transfer von großen Dateien zu einer Niederlassung aus der jeweiligen Hauptverwaltung dementsprechend lange und birgt zudem die Gefahr, dass andere Anwendungen in ihrer Kommunikation stark beeinträchtigt werden.

Branch Cache
Branch Cache

Mit Branch Cache bietet Microsoft nun eine Funktion des Datencache an, der verhindern soll, dass oft genutzte Daten dauerhaft und vollständig über langsame WAN-Verbindungen übertragen werden müssen. Dabei gibt es grundsätzlich zwei unterschiedliche Modi. Während der „Hosted Cache“ jeweils einen Caching-Server pro Niederlassung erfordert, können beim „Distributed Cache“ auch die Clients innerhalb einer Niederlassung kommunizieren. Letzteres ist vergleichbar mit einer Art Peer-to-Peer Netzwerk, wie z.B. dem Bittorrent-Konzept, wo die Daten ebenfalls nicht zentral auf einem Server, sondern verteilt auf mehreren Clients gelagert werden, was die effektive Bandbreite deutlich erhöht. Je mehr Clients sich in einer Niederlassung befinden, umso größer ist also die Chance, dass die Daten bereits einmal lokal vorhanden sind und eine erneute Übertragung der kompletten Daten aus der Hauptverwaltung vermieden werden kann. Wie bei Direct Access erfolgt auch hier die Konfiguration zentral gesteuert über Gruppenrichtlinien. Hat man sich für die Option des Distributed Cache entschieden, kann man den Zugriff untereinander zudem auf das jeweilige Subnetz beschränken, um abermals ungewollte Datentransfers zwischen den Niederlassungen zu vermeiden. Neben dem normalen SMB-Protokoll für den einfachen Dateitransfer zweier Windows-Systeme unterstützt Branch Cache auch das Zwischenspeichern von HTTP und HTTPS-Informationen.

XP-Modus

Eine weitere Besonderheit von Windows 7 ist die Unterstützung des so genannten „XP-Modus“. Das Ziel dieses Modus ist es, den Betrieb von zu Windows Vista/7 inkompatiblen Anwendungen durch das „Vorgaukeln“ eines kompletten Windows-XP-Betriebssystems zu ermöglichen und dies – wie auch Branch Cache und Direct Access – für den Anwender nach Möglichkeit komplett transparent. Der XP-Modus bedient sich dabei einer Kombination aus Microsoft Virtual PC und einer vorkonfigurierten, von Microsoft direkt bereitgestellten virtuellen Maschine mit Windows XP Service Pack 3. Wird eine Anwendung im XP-Modus betrieben, läuft im Hintergrund praktisch ein kompletter Virtualisierungsapparat, weshalb eine CPU mit integrierter Hardware-Virtualisierungstechnologie (Intel VT, AMD-V) zwingend erforderlich ist. Aus diesem Grund hatte Intel vor wenigen Wochen extra einige seiner Low-Cost-Prozessoren entsprechend fit gemacht, sodass neue Systeme auf Basis der genannten Prozessoren auf jeden Fall in den Genuss des Windows-XP-Modus kommen können, ohne dass Prozessoren aus den teureren Core-2- und Core-i7-Serien zum Einsatz kommen müssen.

Windows 7 – XP Mode

Da es sich beim XP-Modus um eine für Unternehmen gedachte Funktion handelt, steht sie nur bei den Windows-7-Versionen Professional, Enterprise und Ultimate zur Verfügung. Aufgrund der Beschränkungen in der aktuell Virtualisierungstechnologie eignet sich der XP-Modus nicht für grafiklastige Anwendungen oder Applikationen, die besonders nah an der Hardware arbeiten. Dementsprechend werden auch TV-Tuner oder Audiogeräte nur schlecht bis gar nicht unterstützt. Neben einer CPU mit Intel-VT- or AMD-V-Unterstützung gehören auch 2 GB RAM sowie nach Möglichkeit mindestens 15 GB zusätzlicher Festplattenspeicher zu den Grundvoraussetzungen. Der XP-Modus soll insbesondere für Firmen einen weiteren Anreiz für Windows 7 schaffen, wenn im Unternehmen Anwendungen eingesetzt werden, die nicht nativ unter Windows 7 betrieben werden können. Auch beim XP-Modus gilt: Die Einstellungen können direkt über Gruppenrichtlinien gesteuert werden und erfordern so keine zusätzliche, manuelle Konfiguration auf jedem betroffenen Client. Vor allem diese Art von Inkompatibität wurde Windows Vista bei vielen Firmenkunden zum Verhängnis, weshalb Microsoft an dieser Stelle ein wenig unter Zugzwang war, um sich mit Windows 7 nicht demselben Schicksal zu unterwerfen.