Fußball Manager 10 im Test: Änderungen im Detail für die Hobby-Manager
Vorwort
Die „Fußball Manager“-Reihe gehört zielgruppentechnisch zu den großen Paradebeispielen aus dem Simulationsgenre. Während der Spieler-Mainstream vor der (vermeintlichen) Komplexität und der eher trockenen Thematik abgeschreckt wird, werden Fußball- und Simulationsfreunde vor genau die Aufgabe gestellt, die sie sich schon von Kindesbeinen an immer herbeigesehnt haben: Den Lieblingsverein von A bis Z leiten.
Und so gestaltete sich auch die Zielgruppe von „Fußball Manager 10“ (FM 10), dem neuesten Spross aus der Reihe, als relativ klar definiert. Primär gilt es, die eingefleischte Kerngemeinde mit behutsamen Neuerungen zu überzeugen. Ob dies gelungen ist, soll in diesem Test geklärt werden. Anders als bei manch' anderer klassischer Fortsetzung soll in diesem Zusammenhang und vor dem Hintergrund der eben beschriebenen Zielgruppensituation jedoch auch ein Überblick über die grundlegenden Features gegeben werden. Denn die Materie ist, wie sich zeigen wird, dank einiger Kniffe längst nicht so einsteigerunfreundlich, wie man meinen könnte.
FM 10 auf einen Blick
Aller Anfang ist schwer
Schon beim Einstieg bietet „Fußball Manager 10“ nach wie vor alle Optionen, die sich ein Simulationsliebhaber wünschen kann. So kann man den realistischeren Karriereweg wählen, bei dem man aus den Angeboten von drei zufällig bestimmten Vereinen auswählen darf. Auf diesem Weg landet der potentielle Super-Manager unter Umständen erst einmal in der dritten Liga, in der die unterschiedlichen Tätigkeiten im Verein zu großen Teilen von ehrenamtlichen Mitgliedern verrichtet werden. Zwar gilt in diesem Fall besonders, dass aller Anfang schwer ist; dafür bietet sich aber die Möglichkeit, aus einem fussballtechnischen Underdog dank hochkarätigem Management den nächsten deutschen Meister zu formen – ein Unterfangen, das selbstverständlich einige Zeit und Mühen in Anspruch nimmt.
Weniger ambitionierte Spieler sollten daher auf den konventionellen Modus zurückgreifen, bei dem man sich gleich einen Verein der Wahl aussuchen kann und somit unter Umständen von vornherein um die großen Titel mitspielt. Experimentierfreudigen Naturen dürfte die dritte Variante gefallen, bei der ein eigener Verein gegründet und vom Wimpel über die Trikots bis zum Ort individuell gestaltet werden kann. Interessant ist dabei auch, dass nach wie vor zudem eine kleine Lebenssimulation zugeschaltet werden kann, in der es gilt, auch im privaten Leben, beispielsweise im Umgang mit der Ehefrau oder den Kindern, erfolgreich zu sein. Dazu gehören auch andere Bereiche: Ob Geldanlagen oder die Investition in Häuser und Autos – der Vereinsguru muss auch in den heimischen vier Wänden für Fortschritt sorgen. In diesem Zusammenhang sollte man allerdings wirklich nur ein kleines Gimmick, nicht aber einen kompletten, spannenden Bereich erwarten.
In jedem Fall folgt nach der Wahl des Vereins die Charaktererstellung, die allerdings nicht sonderlich viele Einstellungsmöglichkeiten bietet: Neben Eckdaten zur Person, der Auswahl eines Bildes und der rudimentären Gestaltung des Kopfbereichs und der Kleidung bietet der Editor kaum Möglichkeiten, einen individuellen Charakter zu erstellen. Ist die Erstellung abgeschlossen, geht es bereits ins Herz von FM 10, das nach wie vor von der Vereinsübersicht gebildet wird. In diesem ersten Moment dürften sich Neulinge erschlagen fühlen: Über die gelungene Menüführung im oberen Drittel der Übersicht lassen sich jede Menge Bereiche ansteuern. Die Aufteilung auf die einzelnen Punkte ist dabei allerdings sinnvoll gewählt, sodass man sich auf der wichtigen Oberfläche relativ schnell zurecht finden sollte. Überdies ist löblich, dass sich vorab unterschiedliche Schwierigkeitsstufen für verschiedene Bereiche von FM 10 einstellen lassen, sodass besonders Anfänger beispielsweise zu Beginn lasche Partner bei Vertragsverhandlungen einstellen können.
Dennoch gilt an dieser Stelle tatsächlich: Aller Anfang ist schwer, zumindest ein bisschen. Denn gerade jetzt wartet nicht etwa das alltägliche Geschäft auf den neuen Manager, sondern die etwas aufwändigere Saisonvorbereitung, was bedeutet, dass zahlreiche Aufgaben anstehen: Budgets müssen verhandelt, Saisonziele definiert, Spieler-Verträge verlängert, Trainingspläne und -ziele erstellt bzw. festgelegt, Trainingslager geplant, Transfers getätigt, Mitarbeiter eingestellt und Banden und Merchandise vermarktet werden – eine Aufgabenfülle, die einen zu Beginn ein wenig erschlagen kann. Umso besser, dass die Macher dem Spieler an dieser Stelle neben einer übersichtlichen Menüstruktur eine weitere Erleichterung in Form von (hoffentlich) kompetenten Mitarbeitern an die Hand geben. Ist beispielsweise erst einmal der Platz des Sportdirektoren besetzt, so kann man diesem bei Bedarf Aufgaben wie die Organisation der Trainingslager überantworten, während sich der Marketingmanager um das Merchandise und der Bauleiter um den Stadionausbau kümmert. Und wer sich nicht um die Amateurmannschaft oder die Taktik kümmern will, überlässt die Betreuung einfach dem entsprechenden Mitarbeiter im Trainerstab. Eine Neuerung sorgt übrigens auch beim Stadionbau erstmals für einsteigerfreundliche Verhältnisse: Wen der etwas aufwändige Stadion-Editor abschreckt, kann die Kapazitäten der Heimarena über einfache Regler vergrößern. Ein entsprechendes Budget vorausgesetzt, ist dies binnen weniger Sekunden getan.
Wie viel Verantwortung man letztlich abgibt, lässt sich für die einzelnen Bereiche unterschiedlich gut festlegen. Vor allem im Trainings- und Mannschaftsbereich gibt es von der Erstellung des Trainingsplans bis zur Bestückung der Ersatzbank einige Aufgaben, die ohne Probleme delegiert werden können. Anfänger werden dadurch gut aufgefangen, zumal sie bei wichtigen Entscheidungen wie Spielerverkäufen trotzdem stets mitreden und dennoch eigene Aktivitäten trotz abgegebener Kompetenzen entfalten können. Die Behauptung, dass „Fußball Manager“ für Anfänger viel zu komplex ausfällt, kann also als hinfällig bezeichnet werden. Veteranen dürften sich dagegen an den genannten Möglichkeiten stören, macht das komplette Managen des Vereins für viele doch gerade den Reiz an der Sache aus. Diesen Spielern steht allerdings weiterhin die Möglichkeit offen, alle Aufgaben selbst zu erfüllen und letztlich sogar die spärliche Interaktion mit den Fans höchstselbst zu übernehmen.
Ist die Vorbereitungsphase gemeistert und steht endlich das erste Saisonspiel an, so trifft man auf viel Gewohntes. So bietet es sich an, das Spiel in unterschiedlichen Modi zu betrachten. Dazu gehören der selbsterklärende Text- und Video-Text-Modus sowie die Sofortberechnung. Im visuell mäßigen aber relevantesten 3D-Modus (siehe auch nächster Abschnitt) kann man das Spiel aus der FIFA-Perspektive mitverfolgen und ab und an von der Bank aus Anweisungen reinbrüllen, was bei zu häufigem Gebrauch allerdings zur Folge hat, dass der Schiedsrichter den wütenden Manager auf die Tribüne verfrachtet. Abseits davon ist es auch möglich, in FIFA-„Be a Pro“-Manier aktiv in das Spielgeschehen einzugreifen, was allerdings aufgrund der nicht immer nachvollziehbaren Aktivitäten der Mitspieler nur bedingt Freude bereitet. Denn wie schon im Vorgänger neigen die Spieler auch in FM 10 dazu, sich das Leder hohl an die 10 mal hin und her zu passen oder aber gegnerische Stürmer ohne Tackling durchlaufen zu lassen. So erklären sich auch teils wahnwitzige Ergebnisse von 7:2 zwischen zwei deutschen Erstligisten.
Eingefleischte FM-Spieler dürften das soeben beschriebene Problem zur Genüge kennen. Ohnehin muss die Suche nach Neuerungen – abgesehen vom separat zu behandelnden Multiplayer – schon sehr genau ausfallen, um zu einem konkreten Ergebnis zu führen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Macher von Bright Future Däumchen gedreht haben; stattdessen sind es rund 400 kleinere Veränderungen, beispielsweise im Verhandlungsbalancing oder beim erwähnten vereinfachten Stadionausbau, die implementiert wurden. Dies führt dazu, dass FM 10 an vielen Stellen übersichtlicher, nachvollziehbarer und stabiler wirkt.