Ikonik Ra X10 Liquid im Test: Ein Bigtower mit besonderer Ausstattung
3/5Ausstattung innen
Obwohl der Innenraum des Ra X10 Liquid recht voluminös ist, ist doch scheinbar etwas weniger Platz vorhanden als in anderen Gehäusen ähnlicher Größe. Das liegt vor allem an der Pumpe im Aluminiumgehäuse, die neben einem zweiten Festplattenkäfig am Boden befestigt ist, sowie an den bereits vormontierten Schläuchen, die zum Kühler führen. Dieser ist im Werkszustand zusammen mit der LGA-775-Backplate am Mainboardtray verschraubt. Apropos: Letzteren kann man zwecks einfacher Mainboardmontage herausnehmen, wenn man in der rechten oberen Ecke eine Rändelschraube löst – ein Detail, welches das Hantieren mit Mainboard, Abstandshaltern und IO-Blende doch stark erleichtert. Über und unter dem Tray ist jeweils ein Radiator eingebaut, die jeweils von vier 80-mm-Lüftern be- und entlüftet werden. Ebenfalls herausnehmbar und mit Rändelschrauben gesichert sind neben dem Tray auch die Pumpe und die beiden Festplattenkäfige, die also beispielsweise zur Unterbringung eines zusätzlichen Radiators einfach ausgebaut werden können.
Hinter dem abnehmbaren unteren Teil der Front befinden sich zwei herausnehmbare Staubfilter für die einsaugenden 120-mm-Lüfter – die einzigen Filter im Gehäuse, obwohl die untere 80-mm-Batterie ebenfalls einsaugend montiert ist. Direkt hinter den dazugehörigen Lüftern gibt es den großen Käfig für sechs Festplatten, welche zwischen entkoppelte Kunststoffschienen gesteckt und dann in den Käfig geschoben werden. Im 5,25"-Käfig darüber werden Geräte per Knopfdruck fixiert, eine Verschraubung ist leider nur auf der linken Seite möglich. An der rechten Seite hängt, verborgen von einer schwarzen Aluminiumblende, die SIM-Platine sowie die beiden beeindruckenden und recht sauber verlegten Kabelbäume vom SIM-Modul und von den Bedienelementen im Deckel. Sauber verlegt sind auch die Kabel zur Pumpe und zu den restlichen Lüftern, die auch alle vorbildlich mittels drei-Pin-Anschlüssen und separater Stromversorgung für die Beleuchtung verbunden sind.
Zur Verstärkung des Aluminiumkorpus laufen links eine und rechts zwei Querstreben aus zwei Millimeter starkem Aluminium durch das Gehäuse. Auf dieser liegt, unten und an der Rückwand gepolstert von Schaumstoffauflagen, das Netzteil auf, welches klassischerweise in der hinteren oberen Ecke untergebracht ist. Durch die Eignung für E-ATX-Platinen eignet sich das Ra X10 Liquid für die Montage jeder erdenklichen High-End-Grafikkarte, selbst mit nach hinten weisenden Stromanschlüssen bleibt hier immer noch eine Menge Luft zum Festplattenkäfig. Ähnlich großzügig sind die Platzverhältnisse auch zwischen Board und Seitenwand, sollte der geneigte Käufer wider erwarten einen Luftkühler auf seine CPU schrauben wollen – 185 Millimeter zwischen CPU-Sockel und Seitenwand sind hier das von den allermeisten Kühlern deutlich unterbotene Maximum.
Erfahrungen
Dank herausnehmbarem Mainboardträger, weitestgehend werkzeugfreier Montage der meisten Komponenten und Kleinigkeiten wie den 5,25"-Blenden, die einfach durch einen leichten Druck auf die linke Seite entriegelbar sind, verlief die Montage des Testsystems so schnell und einwandfrei wie man es sich nur wünschen kann. Auch die Montage des Wasserkühlers ist schnell getan, für unser AMD-System muss nur mit vier kleinen Schrauben die AMD-Halteklammer am Kühler montiert und dann am Retention-Modul befestigt werden – das wars. Bei Intels LGA 775 muss die mitgelieferte Rückplatte benutzt und der Kühler damit auf dem Board verschraubt werden, was allerdings auch nur wenige Minuten dauert. Danach muss nur noch der Ausgleichsbehälter, der sich wie die Pumpe in dem Aluminiumkasten am Gehäuseboden befindet, mit dem blauen Kühlmittel befüllt werden, und schon kann es losgehen. Das Kühlmittel hat in den Schläuchen einen Blaugrün-Farbton, der nahezu perfekt den Farbton von Gigabyte-Mainboards trifft. Die Verschlauchung der Wasserkühlung beruht nicht auf metrischen, sondern auf imperialen Maßen: Die Schläuche haben 3/8" Innen- und 1/2" Außendurchmesser, was etwa 9,5 beziehungsweise 12,7 Millimetern entspricht. Hierzulande ist die nächste gebräuchliche und auch passende Größe Schlauch mit 10 bzw. 13 Millimetern, obwohl vereinzelt auch Schläuche mit den exakten Zollmaßen erhältlich sind.
So weit, so gut: Nach den Erfahrungen mit der SIM-Steuerung des Zaria A20 waren wir auf das diesbezügliche Verhalten des Ra X10 besonders gespannt, und nach dem ersten Einschalten war klar: Viel hat sich hier nicht geändert. Die Steuerung schaltet beim Systemstart weiterhin alle Lüfterkanäle immer wieder weitgehend zufällig an und ab, was bei voller Drehzahl der Lüfter einerseits laut und andererseits aufgrund der unregelmäßigen Wiederholungen sehr nervig ist. Das geht so lange, bis die SIM-Software unter Windows erstmalig installiert wurde. Danach wiederholt sich dies bei jedem Systemstart, allerdings übernimmt die SIM-Platine dann „schon“ beim Login-Bildschirm von Windows die zuletzt eingestellten Werte und fährt die Lüfter gegebenenfalls auf eine konstante niedrigere Drehzahl herunter. Das Gefährliche daran ist, dass davon auch der Kanal Nummer fünf betroffen ist, an dem die Pumpe hängt – und ein Stehenbleiben der Pumpe kann schon bei wenigen Minuten gefährlich für die CPU werden, vor allem wenn es sich dabei um einen hitzigen Quad-Core handelt. Vor allem bei der Windows-Installation ist es daher wichtig, die Lüfter und vor allem die Pumpe im Auge zu behalten – oder sich zumindest in der Nähe aufzuhalten, denn die Lautstärke des Wasserkühlungssystems ist der nächste Faux-Pas. Die Lautstärke der Pumpe selbst ist, im Gegensatz zu den Lüftern bei voller Spannung, noch im Rahmen des Erträglichen – allerdings ist die Lagerung des Flow-Indikators minderwertig, sodass man von selbigem ein permanentes Klackern und Rattern hört, sobald die Pumpe höhere Drehzahlen erreicht. Wenn sie allerdings bei sieben Volt Spannung betrieben wird, ist von der Lagerung kein Störgeräusch zu vernehmen.
Kommen wir zur SIM-Software selbst, hier hat sich optisch seit dem Zaria A20 nicht viel getan – Es existiert eine Startseite, auf der die Lüfterdrehzahlen, Temperaturen, der Wasserstand sowie ein Schalter für die Beleuchtung zu sehen sind, sowie je eine Steuerungsseite für die Lüfter und für die Alarme. Prinzipiell kann man für jeden der sechs Kanäle ein unterschiedliches Verhalten einstellen – Abgeschaltet, volle Spannung von 12 Volt sowie zwei temperaturgeregelte Modi. Bei einem wird der Lüfter je nach Temperatur zwischen sieben und zwölf Volt geregelt, beim anderen bleibt er bis zum Überschreiten einer bestimmten Temperatur ganz aus – für jeden der beiden Modi gibt es zwei Steuerkurven mit unterschiedlichen Auslösetemperaturen. Die Kanäle können beliebig in Abhängigkeit von jedem der sechs Temperaturfühler gesetzt werden – zumindest theoretisch. In der Praxis machte uns ein seltsamer Fehler der Software das Leben schwer, der laut Hersteller ein Einzelfall und bisher nur bei uns aufgetreten ist. Erstaunlicherweise verhielt sich die Software von Anfang an so, als handelte es sich um das SIM-Modul eines Zaria-Gehäuses, welches nur über vier Kanäle verfügt – unabhängig davon, welche Gehäusevariante in der Software ausgewählt war. Wir haben keinen Weg gefunden, das auf unserem Testsystem zu beheben, einzig auf einem komplett anderen System, allerdings ebenfalls mit Vista 64-Bit, funktionierte ein Workaround – nach dem Starten von mehreren Instanzen der SIM-Software bei abgesteckter SIM-Platine und dem darauf folgenden Verbinden der Platine erschienen plötzlich die zwei fehlenden Kanäle in einigen dieser Instanzen, wodurch der Kanal der Pumpe überhaupt erst regelbar wird. Schlussendlich bekamen wir von Ikonik eine Anleitung, wie man das SIM-Modul von vier auf sechs Kanäle „freischalten“, was dann tatsächlich auch zuverlässig funktioniert hat. Wir wurden zwar gebeten, diese nicht zu veröffentlichen, die Vorgehensweise kann aber unter service@ikonik.com erfragt werden.
Insgesamt erscheint uns die SIM-Software keine allzu gute Alternative zu einer Hardware-Lüftersteuerung zu sein, die für einen unteren zweistelligen Eurobetrag den geneigten Käufer von allen Sorgen hinsichtlich Pumpenversagens oder störender Lüftergeräusche befreit. Ein weiterer Bonus ist die bessere Regelbarkeit der meisten Lüftersteuerungen, sie bieten im Gegensatz zur SIM-Software meistens auch Spannungen unter sieben Volt an, einige sogar deutlich unter fünf Volt.