Nvidia kritisiert Intels Preisgestaltung
Vor einigen Tagen haben Intel und AMD das Ende der gerichtlichen Auseinandersetzungen bekannt gegeben, nun kommt ein ähnlicher Vorwurf vom Nvidia-Chef Jen Hsun Huang, der sein Unternehmen in einer ähnlichen Lage wie AMD sieht.
AMD hatte dem Branchenriesen unter anderem vorgeworfen, dass Intel die eigene Marktposition dazu missbraucht hat, unrechtmäßig auf Computerhersteller und Händler einzuwirken. Huang sieht sich in zwei Marktsegmenten ebenfalls von starkem Druck seitens Intel ausgesetzt, wie er in einem Interview mit Cnet verkündete. Zuerst ein kurzer Überblick über das Kräfteverhältnis der beiden Konkurrenten, das gemäß der Zahlen von Jon Peddie Ressearch im gesamten Grafikmarkt derzeit wie folgt aussieht: Nvidia liegt im dritten Quartal dieses Jahres mit einem Marktanteil von 28 Prozent auf Rang 2, während Intel dank der integrierten Grafiklösungen weiterhin den ersten Platz inne hat – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum konnte man den Marktanteil sogar noch um drei Prozentpunkte ausbauen. Betrachtet man ausschließlich den Markt der integrierten Grafiklösungen im Notebook-Segment, kommt Intel sogar auf einen Marktanteil von 80 Prozent.
Hung macht Intels Preispolitik im Bereich der Kleinstsysteme für diese Marktentwicklung verantwortlich. In diesem Bereich, der von Intels Atom-Prozessor dominiert wird, konkurrieren Nvidia mit der Ion-Plattform sowie Intel mit dem 945G-Chipsatz. Allerdings verlangt Intel nach Aussagen von Huang für eine reine Intel-Lösung 25 US-Dollar, durch Nvidias Ion-Plattform steigt der von Intel geforderte Preis des Atom-Prozessors jedoch auf 45 US-Dollar. Deswegen wirft er die Frage auf, welchen Sinn es für Nvidia habe, eine Lizenz für einen Atom-Chipsatz zu halten, wenn man preislich nicht annähernd mit Intels Produkten mithalten kann. Die Kunden hätten so keine faire Auswahl bei der Konsumentscheidung.
Intel-Sprecher Chuck Molly reagierte derweil auf die Vorwürfe von Huang und verkündet, Nvidias Chef vergleiche Äpfel mit Birnen. Bei den 45 US-Dollar für Nvidias Ion handele es sich um einen Listenpreis, den jedoch keiner bezahle, während sich die 25 US-Dollar für eine reine Atom-Lösung auf einen ausgehandelten Preis beziehen, der mehr mit der Realität zu tun habe. Man arbeite zwar kontinuierlich am Preis, vertreibe aber die Produkte nicht unter Wert und bewege sich im legalen Rahmen. Abgesehen von Mollys Stellungnahme sind entsprechende Methoden von Intel nicht neu, bereits bei der Centrino-Plattform arbeitete Intel nach demselben Prinzip. Selbiges nutzt aber auch Nvidia im Rahmen der Multi-GPU-Lösung SLI, die nur – zumindest bis der Lucid-Chip marktreife erlangt – auf Mainboards mit Nvidia-Chipsatz eingesetzt werden kann. In diesem Fall hat der Kunde ebenfalls keine Wahl.
Des Weiteren kritisierte Huang nochmals die Ansicht von Intel, dass die über vier Jahre alte Chipsatz-Lizenzvereinbarung zwischen Intel und Nvidia nicht mehr für die neue Prozessorgeneration auf Basis der Nehalem-Technologie gilt, da diese erstmals über einen integrierten Memory-Controller verfügt. Es kam zu Verhandlungen und schlussendlich zu einem Rechtsstreit, im dem man Intel die Schuld für die gescheiterte Vereinbarung zuschob. Nun habe Nvidia die Entwicklung eines Chipsatz für die Nehalem-Generation gestoppt, erklärt Huang. Intels Sprecher Molly widersprach den Vorwürfen erneut, man wolle Nvidia nicht behindern. Über die Vereinbarung sowie die Rechte von Nvidia habe man mehrfach diskutiert, wobei Intel versucht habe, eine Einigung zu erzielen. Zu dieser kam es nicht, weswegen nun ein Gericht klären soll, wie es um die alte Lizenzvereinbarung bestellt ist.