Gamerheadsets im Test I: Vier Headsets für Spieler im Vergleich
8/9Klangeindrücke
In diesem Test sollen die persönlichen Eindrücke vom Klangcharakter der getesteten Headsets vermittelt werden. Dass dies niemals zu einhundert Prozent objektiv geschehen kann, sei vorweg gestellt; der geschilderte Klangeindruck spiegelt schließlich die Meinung des Testers wider. Für eine möglichst umfangreiche Beurteilung, die auch das Ziel – den PC-Spieler – nicht aus den Augen verliert, wurde vor allem mit den PC-Spielen „Counterstrike“, „Battlefield 2142“, „Risen“ und „Pro Evolution Soccer 2010“ getestet. Hinzu kommen mehrere Filmtitel und Musikstücke, die im Einzelnen erwähnt werden.
eDimensional AudioFX Pro 5.1
Das eDimensional AudioFX 5.1 klingt relativ kräftig. Es besitzt einen recht guten Oberbassbereich, der mit dem notwendigen Druck zu Werke schreitet und sowohl Musik, Filmen als auch Spielen einen scheinbar satten Klang verleiht. Tatsächlich fehlt es dem Kopfhörer aber an hochwertigem Tiefbass. Weithin fällt das nicht auf, wenn man allerdings tatsächlich Musik oder Filme hat (Spiele leben oft auch vom effektvollen Oberbass), die Tiefbass benötigen, macht sich dieser Mangel bemerkbar. Er ist aber noch vertretbar. Etwas darüber hinweg tröstet die gute und relativ ausgewogene restliche Wiedergabe. Sowohl im Stereo-Modus als auch im simulierten Mehrkanalmodus bleibt das Headset auf einem klanglich guten Level. Es ist nicht so, dass bei einem Umschalten zwischen den Modi die komplette Klangcharakteristik verändert wird und das Material zwar dreidimensionaler, dafür aber auch hallend und blecherner klingt. Das Headset schafft hier einen recht guten Spagat. Stereoquellen werden nicht deutlich verzerrt, erhalten aber auch keine wirklich Raumaufwertung. Erst mit nativem Mehrkanalquellmaterial hört es sich etwas räumlicher an.
Der 5.1-Eindruck ist allerdings nur mittelmäßig. Er beschränkt sich im Wesentlichen darauf, dass rückwärtige Effekte eher etwas zwischen den Ohrmuscheln versetzt, aber immer noch auf der richtigen Seite, wahrgenommen werden. Wirklich rückwärtig hört man nichts. Auch die Front-Kanäle sind sehr seitenlastig und können sich nicht vor einem aufbauen. Da aber keine wirklichen Verschlimmbesserungen gegenüber der reinen Stereodarstellung festzustellen sind, ist der Modus immerhin nicht lästig.
Das Mikrofon hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Die Stimmen wirken authentisch, es gibt keine Verzögerung und kein Rauschen.
Logitech G35
Beim Logitech G35 gefällt ebenfalls der kräftige, aber nicht ab Werk überbetonte Bass. Er reicht etwas tiefer als der des eDimensional AudioFX Pro 5.1 und erscheint auch eine Kontur knackiger. Schnell fällt auch der sehr detaillierte Hochtonbereich auf, der allerdings dem Mitteltonbereich deutlich überlegen ist. Langfristig ergibt sich daher ein relativ spitzer Eindruck. In Spielen – speziell Egoshootern, in denen es auf Klangdetails ankommt – mag das genau richtig sein. Bei Musik und Filmen kann langfristig aber genau diese Badewannenabstimmung stören. Interessanterweise ändert sich das Klangbild bei hinzugeschaltetem Dolby-Digital-Modus leicht zum Besseren. Der Bass wirkt noch eine Kontur knackiger – ist dabei aber auch präsenter – und die Wiedergabe fällt allgemein kräftiger aus. Auch hier gibt es gegenüber dem Stereo-Modus also keine Nachteile, sodass man das Headset wohl in den allermeisten Fällen im Surround-Modus belassen kann.
Der Surround-Eindruck ist dabei allerdings nicht perfekt und auf einem ähnlichen Level wie der des eDimensional AudioFX Pro 5.1. Dafür brilliert das Logitech G35 vor allem in Spielen durch einen hohen Detailreichtum. Auch der kräftige Bass dürfte Spielern gefallen. Mit einem echten Mehrkanalsystem ist der Raumklang aber nicht zu vergleichen. Dafür entsteht zuviel des Klangs im Kopf. Statt hinter einem wähnt man einen Großteil des Tons an der Rückseite des Headsets und damit noch im eigenen Kopf. Mindestens genauso gut klappt es mit einer X-Fi und CMSS.
Wesentlich mehr könnte man von dem Mikrofon des Logitech G35 erwarten. Auch mit deaktivierter Stimmenverzerrung wirken Aufnahmen sehr hoch und dadurch kraftlos und schwach. Das geht besser.
Razer Megalodon 7.1 Surround
Das Razer Megalodon 7.1 Surround bietet einen sehr ausgewogenen Klang im Stereo-Modus. Weder zu spitze Höhen noch ein dominanter Bass beherrschen das Klangbild per se. Von Letzterem könnte man sich aber auch etwas mehr erwarten. Verglichen mit dem Logitech G35 und dem eDimensional AudioFX Pro 5.1 bietet das Razer nämlich den zurückhaltensten Bass. Dies mag ein Stück weit der vergleichsweise neutralen Abstimmung geschuldet werden, für effektvolle Spiele hilft aber auch ein Nachregeln an der Kabelfernbedienung nicht viel, wenn man denn wirklich mehr Bass will. In der Regel sollte er aber ausreichen.
Anders als bei den anderen Headsets gilt, dass man beim Razer Megalodon 7.1 Surround sehr wohl auswählen sollte, welcher Art die Quelle ist. Bei nativen Mehrkanalmedien kann die 7.1-Soundsimulation auf dem Kopfhörer gut sein, bei Stereoquellen ist sie es in der Regel nicht. Der Bass dröhnt dann nämlich deutlich und alles wird mit einem störenden Blechklang überzogen. Da der Wechsel zwischen den Modi per Kabelfernbedienung geschieht, ist das verschmerzbar. Allerdings offenbart sich so ein Stück weit auch, dass selbst Surround-Material nicht mehr so natürlich klingt wie das Headset im Stereo-Modus. Der Raumklangeindruck ist zwar vergleichsweise gut (wohl der beste im Vergleich mit den anderen beiden Headsets), aber der Klangcharakter an sich ist nur noch mittelmäßig. Letztendlich ist es ein Kompromiss, eine Entscheidung also, die vom Spieler abhängt.
Das Mikrofon des Razer Megalodon 7.1 Surround ist in Ordnung. Es klingt nicht völlig glaubwürdig sondern etwas belegt, genügt aber in jedem Fall für eine gute Sprachverständlichkeit.
Steelseries 5H V2 USB
Steelseries verspricht beim 5H V2 USB ein speziell auf Spiele abgestimmte akustische Wiedergabe. Diese soll es ermöglichen, Details wie Schritte oder das Nachladen von Waffen besser zu orten. Man könnte hierbei vermuten, dass dies einfach durch eine simple Anhebung der Höhendarstellung geschehen soll. Gleichwohl dürfte viele Spieler auch ein kräftiger – womöglich auch zu kräftiger – Bass erfreuen, sodass am Ende eine einwandfreie Badenwannen-Einstellung beim Equalizer provoziert wird. Erstaunlicherweise ist dem aber nicht so. Das Steelseries 5H V2 USB produziert ein sehr homogenes Klangbild im Rahmen seiner Möglichkeiten. Der Bass ist nicht übermäßig dominant, wenngleich vielleicht einen Tick zu präsent, und die Höhen klirren auch nicht derart hervor, dass es außerhalb von Egoshootern eine Qual ist, das Headset zu tragen. Eine leichte Höhenbetonung ist zwar herauszuhören, diese verschiebt den Gesamteindruck allerdings nur ins Analytische, keinesfalls ins Kreischende.
Verglichen mit den drei weiteren Protagonisten dieses Testfeldes serviert Steelseries das wohl ausgeglichenste Hörerlebnis. Steigerungen sind beim maximalen Tiefgang möglich, es wird aber auch dort eine solide Performance abgeliefert. Auch der Mitteltonbereich überzeugt mit einer guten Präsenz und Dynamik. Angesichts des Preises kann man hier nur Lob aussprechen. Das gilt auch für das Mikrofon, das eine sehr authentische Stimmenaufzeichnung erlaubt und weder am oberen noch am unteren Ende der Stimmenwiedergabe abfällt. Ähnlich wie beim eDimensional AudioFX Pro 5.1 vermögen die virtuell erzeugten Surroundeffekte allerdings nicht sonderlich zu überzeugen. Hier und da gibt es mit etwas gutem Willen einen räumlichen Klangeindruck, ein Kaufargument ist das aber nicht. Wer eine Soundkarte mit guter Mehrkanalsimulation besitzt, kann mit dieser meist mehr aus einem Stereokopfhörer herausholen.