Neuer Supercomputer für Klimaforscher
Die globale Erwärmung und ihre Folgen sind – nicht zuletzt auf Grund der aktuellen UN-Klimakonferenz in Kopenhagen – in aller Munde. Detailliertere Prognosen über die Auswirkungen für Mensch und Umwelt sind jedoch höchst komplex und oftmals umstritten. Ein neuer Supercomputer soll nun bei der Lösung offener Fragen helfen.
Der neue Klimarechner „Blizzard“ des Deutschen Klimarechenzentrums (DKRZ) soll immer genauere Prognosen zukünftiger Klimaänderungen ermöglichen. Mit einer Spitzenrechengeschwindigkeit von 158 Teraflop/s ist der mit 4.224 Dual-Core-Prozessoren vom Typ IBM Power6 und 20 Terabyte Arbeitsspeicher ausgestattete Blizzard etwa 60-mal leistungsstärker als sein Vorgänger. Der neue Höchstleistungsrechner soll unter anderem in der Lage sein, sogar Wirbelstürme und sehr kleine Meereswirbel zu modellieren. Ein wesentlicher Teil der Ergebnisse wird in den Berichten des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) verwendet und gehört zu den weltweit führenden Klimavorhersagen. Ein Großteil der wissenschaftlichen Grundlagen für die Weltklimakonferenz in Kopenhagen stammt aus den Berechnungen des DKRZ in Hamburg. Der mit 35 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Supercomputer von IBM soll Klimamodelle mit noch höherer räumlicher Auflösung berechnen als bisher, um vor allem regionale Klimaphänomene exakter vorherzusagen. Mit dem neuen Supercomputer können neben der Atmosphäre und den Ozeanen inzwischen auch Prozesse im Eis, Boden und Pflanzenreich sowie deren Einfluss auf die Kohlenstoffverteilung und damit der Treibhauseffekt einbezogen werden.
Als Mekka der internationalen Klimamodellierung bezeichnet der wissenschaftlich-technische Geschäftsführer am DKRZ in Hamburg, Prof. Dr. Thomas Ludwig, die Hansestadt Hamburg, da neben wissenschaftlichen Einrichtungen wie dem Max-Planck-Institut für Meteorologie und dem KlimaCampus auch eine weltweit einmalige Rechenkapazität zu Verfügung stünde. Ludwig, ein Spezialist für Speichersysteme und Energieeffizienz, soll mit seinem Team den Supercomputer noch effizienter und nachhaltiger machen. Während bislang hauptsächlich der Faktor Zeit bis zum Erreichen eines wissenschaftlichen Ergebnisses entscheidend war, soll zukünftig auch der Energieverbrauch eine wesentliche Rolle spielen. Im Rahmen einer begleitenden Professur für Wissenschaftliches Rechnen an der Universität Hamburg, soll Ludwig mit dem Schwerpunkt Energieeffizienz von Hochleistungsrechnern deutschlandweit eine Vorreiterrolle einnehmen.
Das Archiv des neuen hamburger Supercomputers kann mehr als 60 PetaByte an Daten speichern. 56 Roboterarme bedienen die 65.000 Magnetbandkassetten, auf denen das weltweit größte Klimadatenarchiv gespeichert ist. Der Supercomputer steht zu 50 Prozent seinen Gesellschaftern, der Max-Planck-Gesellschaft, der Universität Hamburg, dem GKSS-Forschungszentrum Geesthacht, sowie dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung zur Verfügung. Den Rest der Rechenzeit teilen sich derzeit rund 100 wissenschaftliche Arbeitsgruppen aus allen Teilen Deutschlands.