Spielermäuse im Test: Razer Naga und CM Storm Sentinel im Vergleich
2/4Razer Naga
Maus im Detail
Mit der Naga präsentiert Gaming-Spezialist Razer seine erste Maus, die sich explizit an eine spezielle Gruppe von Computerspielern abseits der üblichen Shooter-Thematik richtet. Deswegen stehen auch keine Höchstgeschwindigkeiten zur Debatte, sondern spezielle ergonomische Gesichtspunkte im Bezug auf Hard- und Software, um den hohen Ansprüchen der aufstrebenden Rollenspielgemeinde im Stile von World of Warcraft und Co. zu entsprechen.
Der Lieferumfang der Naga wird Razer-typisch von jeder Menge mehr oder weniger sinnvollen Papierbeilagen, beispielsweise in Form eines Echtheitszertifikats, der Betriebsanleitung oder eines Razer-Produktkatalogs, begleitet. Darüber hinaus gibt es lediglich eine Palette kleine Klebesticker, von Razer als Trainer bezeichnet, die in beliebiger Anordnung zur Reliefbildung auf das seitliche Nummernpad geklebt werden können, um sich an die Tastenposition zu gewöhnen.
Ergonomisch betritt Razer ein durchaus gefälliges, langzeitbequemes Rechtshänderneuland. Basierend auf einem relativ kompakt-kurzen Mauskörper, der mit seiner ausgeprägten Rückenwölbung die aufliegende, kleine bis mittelgroße Hand unterstützend ausfüllt, finden alle Finger einen klar definierten Bestimmungsort. So untermalt in Daumenregion eine leichte Taillierung die ideale Auflage, während auf der anderen Seite Ring- und kleiner Finger einen üppigen Ausläufer zum Verweilen vorfinden. Das gut abgestimmte Design wirkt schwungvoll und aus einem Guss mit dem typischen Razer-Lächeln der gewölbten Haupttasten. Entsprechend der Auslegung auf MMO-Games sind zum Umsetzen des etwa 140 Gramm schweren Nagers griffigkeitsfördernde Kanten nur sehr spärlich vorhanden – die Razer Naga zählt vornehmlich zu den Gleitern unter den PC-Mäusen.
Neben gestalterischen Besonderheiten findet die Naga ihr Alleinstellungsmerkmal klar in der Tastenausstattung. Abseits der beiden bestens abgestimmten, der einheitlichen Oberschale entspringenden Haupttasten, die durch die gelungene Kombination aus definiertem Druckverhalten, dumpf-knackigem Bediengeräusch und präzisem Anschlagweg punkten, bietet die Naga mit ihrem Zwölf-Tasten-Nummerblock ein außergewöhnliches Setup. Dabei liegen die Tasten bis auf die hintere Reihe („10-11-12“) durchaus bequem erreichbar und können trotz anfänglicher Skepsis gut vom fühlenden Daumen differenzierend aufgelöst werden, wofür sich der gewählte Abstand, der leichte Anstellwinkel sowie die Oberflächenbeschaffenheit der Tasten verantwortlich zeichnen. Vor ungewollter Betätigung schützt zudem ein relativ kräftiger Auslösewiderstand wirkungsvoll. Unser Naga-Modell weist wahrscheinlich aufgrund zu enger Materialabstände leider ein etwas knartschendes Druckgeräusch der Ziffertasten „1“ und „4“ auf, während die übrigen Tasten angenehm dumpf eingleiten. Leider können die zwölf Tasten des Nummernblocks nicht frei belegt werden. Lediglich per Schalter auf der Mausunterseite lässt sich bestimmen, ob die Belegung der illuminierten Beschriftung „1-12“ (Nummernblock) oder der Tastatur-Ziffernleiste „1-9,0,ß,´“ entsprechen soll. Die üblicherweise an der Daumenposition zu findenden Navigationstasten mussten bei der Naga an den vorderen Bereich der linken Maustaste weichen. Dort können die wertig zu betätigenden Tasten freilich nicht mehr vom Daumen verwaltet werden, sodass der Zeigefinger in anfänglich etwas ungewohnter Spagat-Manier mit dieser Aufgabe betraut wird. Abgerundet wird das üppige Angebot an Bedienelementen vom zentralen 2-Wege-Mausrad (etwa 22 mm Durchmesser), das durch sein klares, aber nicht zu schwergängiges Raster sowie den stimmigen Druckpunkt als mittlere Maustaste grundlegend positiv auffällt, diesen Eindruck allerdings durch ein äußerst unangenehm rumpeliges Geräusch beim Heraufscrollen aufgrund minimal wackeliger Mechanik trübt.
Qualitativ hinterlässt die gut 70 Euro teure Razer-Entwicklung ein weitgehend solides, optisch wie technisch fein abgestimmtes Bild. Lediglich die genannten Auffälligkeiten unseres Modells an der Scrollrad-Mechanik sowie an den beiden knarrenden Tasten des Nummerblocks sind für ein Oberklasseprodukt in diesem Preisrahmen nicht akzeptabel und sollten unter Realbedingungen reklamiert werden. Die Haptik der Naga wird von zwei Eindrücken maßgeblich bestimmt. Zunächst übernimmt die Oberschale mit ihrer matten, weichgummierten, warm-wirkende Beschichtung eine angenehm schmeichelnde und schweißbildungs-hemmende Funktion. Im Kontrast dazu zeigt sich die glatte, reflektierende Unterschale mit ihrer griffig-klebrigen Reaktion auf Berührungen. Die Kombination aus beiden Oberflächengestaltungen hat sich bei Razer-Mäusen über Jahre etabliert.
Optisch entspricht die Naga dem üblichen Razer-Typus. Der ausnahmslos schwarze Grundkörper wird vom pulsierend beleuchteten Hersteller-Rückenlogo in Szene gesetzt. Darüber hinaus ergänzt die stilvolle Mausrad-Beleuchtung sowie die untermalende Nummernblock-Illumination das optische Gesamtpaket.
Agilität und Gleitvermögen gehörten schon immer zu den Pluspunkten von Razer-Mäusen, die auch der Naga nicht vorenthalten bleiben. So überzeugt der mit einem umlaufenden Teflon-Fuß ausgestattete MMO-Nager durch reibungsarmes Gleiten über jegliche Oberflächen (Textil: sehr gut, Hartplastik: sehr gut, Holz: gut, Glas: gut). Die Abtastung erfolgt dabei sehr präzise, zuverlässig und bei Bedarf pfeilschnell auf Basis Razers bekannter und bewährter 3,5G-Lasertechnik.
Softwarebesprechung
Nach der Installation des etwa 14 Megabyte leichten Naga-Treibers reiben sich Razer-Kenner beim Betrachten der drei überschaubar gestalteten Reiter verwundert die Augen. Entgegen der üblichen Schiebreglerflut und Setupmöglichkeiten beschränkt man sich bei der Naga auf ein Minimum an Optionen. So lassen sich im Menü der „Leistungsanpassung“ lediglich die Abtastrate der Maus von 100 bis 5.600 dpi (in 100er Schritten) achsenseparat sowie die USB-Übertragung von 125 bis 1.000 Hz anpassen. Unter „Beleuchtung und Wartung“ kann der Anwender die blaue Mausrad- respektive Nummerblock-Untermalung sowie das pulsierend beleuchtete Razer-Logo deaktivieren und per Klick online nach Treiber-Updates suchen. Im letzten Menüpunkt „Add-Ons“ wird der Anwender ebenfalls auf die Razer-Homepage verwiesen und kann dort vom Hersteller bereitgestellte Treibererweiterungen für unterstützte Rollenspiele herunterladen. Zum Testzeitpunkt waren Add-Ons für „World of Warcraft“ sowie „Warhammer online“ verfügbar. Diese stehen als erweiterndes Interface im Spiel zur Verfügung, sodass die Kommandos direkt auf die einzelnen Tasten verteilt werden können. In Kombination mit Steuerungs-, Umschalt- oder Alt-Tasten stehen dem Anwender damit eine kaum erschöpfliche Resource zur Verfügung. Eingefleischte Spieler jedoch werden eine Weile brauchen, ihre Gewohnheiten auf die neuen Möglichkeiten umzustellen.
Vor allem die fehlende Möglichkeit, die vielen Tasten der Naga abseits der Add-On-unterstützen Spiele mit Funktionen oder Makros zu belegen, liegt unserer Ansicht nach sehr schwer im Magen. Denn mit einer solchen Implementierung hätte Razer die Naga durchaus auch als potentes Alltagswerkzeug etablieren können. Leider ist dies auch für zukünftige Treiber nicht geplant.