Intel Core i3-530/540 und i5-661 im Test: Das erste Mal mit Grafik
43/43Fazit und Empfehlung
Nach diesem Testmarathon gibt es viele Sachen, die wir abschließend noch ansprechen möchten. Also Schritt für Schritt der Reihe nach!
Intels 32-nm-Fertigung in Form der Clarkdale-Prozessoren ist eine Evolution, die Revolution blieb angesichts der schon sehr guten Vorgänger aus. Doch viele Technologien aus den höherpreisigen Regionen finden ab jetzt auch Anwendung im Mainstream- und Einsteiger-Segment, was die neuen Zwei-Kern-Prozessoren in jeder Hinsicht vor die alten Modelle schiebt.
Die erstmals bei den Zwei-Kern-Prozessoren der neuen Core-i3- und Core-i5-Familie eingeführte Funktion „Hyper-Threading“ steht nach dem heutigen Tag in einem deutlich besseren Licht da, als es die vorangegangenen Tests vermittelt haben. Ein Dual-Core-Prozessor profitiert deutlich mehr von zwei virtuellen Kernen als es die vier reale Kerne aus der Core-i7-Familie tun. Die Schuld dafür ist wohl zum größten Teil in den Anwendungen selbst zu suchen. Einige bieten durchaus Mehrkernunterstützung, scheinen aber hier und da genau ab vier Kernen mit dieser Unterstützung aufzuhören. Bestes Beispiel aus unserem Test ist das Spiel „Armed Assault 2“ (ArmA II). Während ein Core i7-870 mit vier realen Kernen durch die Aktivierung der vier virtuellen Kerne 15 Prozent an Performance einbüßt, legt ein Core i5-661 mit zwei realen Kernen beim Hinzuschalten der zwei virtuellen Kernen bis zu acht Prozent zu. Der Zugewinn schwankt von Spiel zu Spiel, Verluste bedeutet die Funktion des Hyper-Threading bei den Zwei-Kern-Prozessoren aber in keinem Fall!
Zweites neues Feature für die Core i5 ist der Turbo-Modus. Dieser kann der CPU einen maximalen Schub von +266 MHz geben, welcher hier und da auch zum Einsatz kommt. Oft ist es jedoch nur die Hälfte des besagten Taktes und 133 MHz bei einem Grundtakt von mehr als 3 GHz wirken sich dann kaum noch auf die Performance aus. So liegen in unserem Abschlussrating gerade zwei bis drei Prozent zwischen einem Core i5 mit aktiviertem respektive deaktiviertem Turbo. Dies führt uns sogleich zu den Core i3, die auf diese Funktion ab Werk verzichten müssen. Wie wir gezeigt haben, ist dies kein Beinbruch, die deutlich wichtigere Funktion Hyper-Threading bleibt den Core i3 bekanntlich erhalten. Während der Turbo-Modus bei den Lynnfield-Desktop-Prozessoren zu einem wirklichen Bonus mit einer Taktsteigerung von bis zu 666 MHz herangewachsen ist, wird er bei den neuen Zwei-Kern-Prozessoren für das gleiche Segment also vorerst wieder zu einem netten aber nicht notwendigen Gimmick degradiert.
Was dem neuen 32-nm-Prozessor bleibt, wenn man die neuen Funktionen alle abschaltet, haben wir ebenfalls gezeigt. Es wird schnell klar, dass eben diese neuen Funktionen quasi allein für die Performancesteigerung verantwortlich sind. Der Core 2 Duo E8600 mit 3,33 GHz als „bis gestern“ schnellsten Zwei-Kern-Prozessor von Intel ist quasi genau so schnell wie ein 3,33 GHz getakteter Core i5-661, der um die beiden Funktionen Turbo und Hyper-Threading beschnitten wurde. Aktiviert man jedoch alle Neuheiten, hebt sich der Core i5 am Ende um knapp 15 Prozent vom alten Modell ab. Genau dies lässt uns den Ausblick auf die Performance des kleinsten Ablegers für den Desktop schätzen, den Pentium G6950. Dieser hat kein Hyper-Threading, keinen Turbo, dazu noch 25 Prozent weniger L3-Cache und einen langsamere Speicheranbindung von nur noch DDR3-1066. Sein Preis von 87 US-Dollar sowie der Name Pentium verrät, dass er wohl in genau der gleichen Liga spielen wird wie die bisherigen Pentium zu gleichen Preisen. Leistungszuwächse sind dort kaum oder nur minimal zu erwarten, doch auch dies sehen wir uns zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal genauer in der Praxis an.
Geerbt haben die neuen Clarkdale-Prozessoren von den bereits auf der Nehalem-Architektur basierenden CPUs die Leistungsaufnahme. Im Idle werden sehr niedrige Zahlen erreicht, unter voller Belastung werden die bereits sehr effizient arbeitenden Vorgänger aus der Core-2-Duo-Familie noch unterboten. Dies ist natürlich in erster Linie der 32-nm-Fertigung sowie den nochmals verbesserten Stromsparmechanismen „geschuldet“. Dies wird insbesondere dadurch auffällig, dass die Funktionen Hyper-Threading und Turbo sich kaum noch auf die Leistungsaufnahme unter voller Belastung auswirken. Eine Abweichung von gerade zehn Watt bei den unterschiedlichen Zuständen ist zwar noch vorhanden, jedoch ist dies weit entfernt von den ersten Modellen, bei denen diese Funktionen für einen Mehrverbrauch von 25 Prozent sorgen konnten.
Im Rahmen unserer Sondertests sind wir natürlich auch dem Verhalten beim Absenken der Spannung, dem sogenannten „Undervolting“, nachgegangen. Dank effektiver Stromsparmechanismen lassen sich dort aber nur bedingt Watt einsparen, der Prozessor agiert von Haus aus sehr effizient (vor allem durch die fortwährende selbstständige Regelung der Spannung). Mehr Glück hatten wir hingegen beim Übertakten des neuen Zwei-Kern-Prozessors, was angesichts der vorab vermeldeten ersten Rekorde fast schon zu erwarten war. Locker flockig ging unser Core i5 mit 4,5 GHz durch den Benchmark-Parcours – und dabei hatten wir mit 1,3 Volt noch nicht einmal die maximal von Intel freigegebene Spannung von 1,4 Volt angelegt. Hier besteht in vielen Fällen sicher noch Luft nach oben, auch wenn unsere Ergebnisse mit einem Sample des Herstellers ermittelt wurden, was man nie vergessen sollte.
Empfehlung
Am Ende des langen Tests bleibt der Blick auf die Preisgestaltung und damit die Empfehlung. Die Core i5 aus der 660er-Serie werden es angesichts des nicht gerade günstigen Einstiegspreises von 170 Euro und aufwärts in den ersten Tagen nicht leicht haben. Zumal aus eigenem Hause ein neuer Vier-Kern-Prozessor, der Core i5-750, für etwa 20 Euro günstiger zu haben ist. „Real men have real cores“, könnte man leicht abgewandelt an dieser Stelle ausrufen – genau dies zeigt unser Test. Der Core i5-750 mit vier Kernen ist im Gesamtpaket einfach schneller – und günstiger. Der Clarkdale-Prozessor scheint hier auf verlorenem Boden zu stehen. Richtig schwer wird es für das Flaggschiff, den Core i5-670, das mit 133 MHz höher taktet als das hier getestet Modell 661. Die CPU ist mit 250 Euro teurer als ein Core i7-860 mit vier Kernen, der diesen Zwei-Kern-Prozessor wohl in jedem Test um Längen schlägt. Der Core i5-670 dürfte in den Anfangstagen im Retail-Endkunden-Geschäft wohl eher ein Ladenhüter werden.
Etwas anders sieht es bei den Core i3 aus. Diese starten bei etwas über 100 Euro, dafür bekommt man eine gute Leistung und Quad-Core-Prozessoren aus dem Hause Intel sind in dem Preisbereich quasi nicht zu finden. Wenn man allerdings von diesem Preisbereich spricht, muss der Blick zwangsläufig zum Konkurrent AMD fallen. Dort gibt es für knapp über 100 Euro vier Kerne und das sogar in bester Form, dem Phenom II X4. Dieser ist im Gesamtpaket ab 2,8 GHz (und darüber hinaus sowieso) schneller als die neuen Zwei-Kern-Prozessoren von Intel. Da man die neuen Zwei-Kern-Prozessoren von Intel in jedem Fall zusammen mit einem neuen Mainboard erwerben muss, lohnt immer der Blick auf die „komplette“ Alternative. Und da AMD insbesondere im Preissegment um 100 Euro und darunter sehr gut positioniert ist, verlieren die Intel-Prozessoren hier (weiter) an Boden. Aber noch schlimmer für die Intel-Fraktion: Die Core i3 leisten so viel wie ein Athlon II X4, dieser kostet jedoch gerade 80 Euro. Und dass 20 bis 40 Euro in diesem Einsteiger-Markt bereits Welten sind, haben wir nicht zum ersten Mal vermittelt. Zumal Mainboards für AMD-Prozessoren auch noch günstiger sind, egal ob mit integrierter Grafik oder ohne.
Zusammenfassend lässt sich schlussendlich sagen, dass der Clarkdale für den Desktop-Einsatz in Form der neuen Core i3 und Core i5 ein sehr leistungsstarker und dank niedriger Leistungsaufnahme sehr effizienter Prozessor ist, dem jedoch seine Preisgestaltung, dank deutlich erstarkter Konkurrenz von AMD, einen makellosen Start im Retail-Markt ein wenig vermiest. Dies dürfte dem Erfolg der neuen 32-nm-Architektur in den kommenden Monaten aber kaum Abbruch tun, denn Intel wird den Clarkdale primär für den OEM-Markt bereitstellen – genau dort rechnet sich auch die Bündelung von CPU und GPU. Intel hatte sich im Vorfeld zudem nicht umsonst auch auf den mobilen Bereich fokussiert, denn dort dürften die Neuerungen nochmals wesentlich mehr Anklang finden als im Desktop-Segment. Eben in diesem Notebook-Markt ist schließlich auch die Konkurrenz schwächer, weshalb man sich nur selbst schlagen muss. Und dass dies geht, hat man heute gezeigt.
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