Radeon HD 5830 im Test: Abgespeckte AMD-Grafikkarte ist zu langsam

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Wolfgang Andermahr
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Leistungsurteil

Die ATi Radeon HD 5830 spricht für AMD eine sehr wichtige Zielgruppe an. Denn immerhin verbindet man die zweifelsohne vorhandenen Qualitäten der Radeon-HD-5800-Serie mit einem günstigen Preis, was für viele Neukunden sorgen soll. Doch wer sich ausführlich mit den Benchmarks beschäftigt hat, wird sich über einige Werte vielleicht gewundert haben. Wir haben das getan.

In 1680x1050 ohne Anti-Aliasing sowie der anisotropen Filterung weiß die Radeon HD 5830 noch zu gefallen. Denn hier kann sich die Karte um gute 25 Prozent von der Radeon HD 5770 absetzen und liegt nur 15 Prozent hinter der teureren Radeon HD 5850. Unter 1920x1200 ändert sich daran nicht viel: Die Radeon HD 5830 muss sich nun um 17 Prozent der Radeon HD 5850 geschlagen geben, setzt sich dafür aber 26 Prozent von der Radeon HD 5770 ab. Unter 2560x1600 wiederholt sich das Bild.

Interessanter wird es dagegen, wenn die beiden qualitätssteigernden Features aktiviert werden. Denn dann zeigt die Radeon HD 5830 ein Verhalten, das wir nicht von ihr erwartet haben. Denn schon unter 1680x1050 kann sich die Radeon HD 5830 bei vier-facher Kantenglättung zwar immer noch um 20 Prozent vor die Radeon HD 5770 positionieren, verliert zur Radeon HD 5850 mit einer Differenz von 25 Prozent aber deutlich. In 1920x1200 beträgt diese 26 Prozent zum größeren Bruder beziehungsweise 16 Prozent zum günstigeren Konkurrent.

Wird die acht-fache Kantenglättung angeschaltet, fällt dieses Verhalten noch deutlicher aus. Die Radeon HD 5830 kann sich in 1680x1050 nur noch um 13 Prozent von der Radeon HD 5770 absetzen und verliert sogar 28 Prozent auf die Radeon HD 5850. In 1920x1200 rendert die Radeon HD 5830 10 Prozent flotter als die Radeon HD 5770, aber um 32 Prozent langsamer als die Radeon HD 5850.

Während die Performance der Radeon HD 5830 ohne Kantenglättung also ordentlich ausfällt, büßt die Radeon HD 5830 im Gegensatz zur Radeon HD 5770 bereits bei vier-facher Kantenglättung spürbar an Geschwindigkeit ein. Bei 8xAA schrumpft der Vorsprung gar auf geringe zehn Prozent zusammen, obwohl er in anderen Qualitätseinstellungen noch bei 26 Prozent liegt.

ATi Radeon HD 5830
ATi Radeon HD 5830

Ergo: Je mehr Anti-Aliasing genutzt wird, desto langsamer wird die Radeon HD 5830 im Vergleich zur Radeon HD 5770, wobei eigentlich das Gegenteil eintreten sollte. Betrachtet man die technischen Spezifikationen, gibt es nur eine Lösung: Die Radeon HD 5830 ist zum Großteil mit der Radeon HD 5850 identisch, bietet aber nur die Hälfte der Raster Operation Processors (16 ROPs anstatt deren 32). Und da die ROPs unter anderem Berechnungen für die Kantenglättung übernehmen, würde dies den Abfall der Leistung erklären.

Über dieses Verhalten bei der Nutzung von Anti-Aliasing hinaus, scheint Call of Duty 5 die Kastration per se nicht zu gefallen, denn dort ist die Radeon HD 5830 nicht einmal zehn Prozent schneller als die Radeon-HD-5700-Karte. Warum AMD sich dazu entschlossen hat (immerhin ist der Rest der GPU kaum kastriert), ist uns unklar, weil so ein Großteil der Attraktivität verloren geht.

Fazit

Auf die Lautstärke sowie die Temperaturen wollen wir dieses Mal nicht eingehen, da unser Testsample in dieser Form nie in den Handel gelangen wird. Alle Hersteller werden auf ein anderes Kühlsystem sowie oft wohl auch auf ein anderes PCB setzen, weswegen unsere Messwerte diesbezüglich nur wenig Aussagekraft haben. Das holen wir in wenigen Tagen aber bereits mit einer Partnerkarte von MSI nach.

Die gemessene Leistungsaufnahme sollte dagegen zumindest im Groben stimmen und diese fällt nicht gerade positiv aus. Denn um den hohen GPU-Takt zu erreichen, hat AMD die Spannung im Vergleich zur Radeon HD 5850 erhöht. Der Grund dafür ist, dass es sich bei der Radeon HD 5830 primär um Rechenkerne handelt, die die Vorgaben einer Radeon HD 5870 oder Radeon HD 5850 nicht entsprochen haben (was die Radeon HD 5830 allein nicht qualitativ schlechter macht), und um den Anforderungen des neuesten Produkts zu begnügen, mit mehr Spannung betrieben werden müssen. Im Resultat liegt die Radeon HD 5830 in der Leistungsaufnahme in etwa auf dem Niveau der Radeon HD 5870, ohne auch nur annähernd deren Leistung zu haben. Darüber hinaus hat die Radeon HD 5830 auch mit einer zu hohen Leistungsaufnahme bei der Blu-ray-Wiedergabe zu kämpfen.

Die Leistungsaufnahme außen vor gelassen, würde die Radeon HD 5830 in Sachen Leistung ansonsten ein attraktives Angebot darstellen, wenn (ja wenn!) die Schwäche mit der Kantenglättung nicht so ins Gewicht fallen würde. So bricht die Leistung bei 4xAA und vor allem bei 8xAA jedoch rapide ein, sodass sich die Grafikkarte teilweise nur etwa zehn Prozent von einer Radeon HD 5770 absetzen kann, obwohl diese ohne Anti-Aliasing um mehr als 20 Prozent entfernt ist. Das betrifft natürlich genauso den Abstand zur Radeon HD 5850, der dann von guten 15 Prozent (ohne AA) auf 24 Prozent (mit 4xAA) beziehungsweise 28 Prozent (8xAA) anwächst.

Damit hat der 3D-Beschleuniger mindestens so viele Gemeinsamkeiten mit der Radeon HD 5770 wie mit der Radeon HD 5850. Die Kriterien wie die Lautstärke fließen aufgrund des praxisfernen Testsamples nicht mit in die Begutachtung ein.

Radeon HD 5830 Slotblech
Radeon HD 5830 Slotblech

Schlussendlich kann die Radeon HD 5830 damit nur eine Kaufempfehlung erhalten, wenn der Kaufpreis sich mehr an der Radeon HD 5770 als an der Radeon HD 5850 orientiert. So wie es derzeit aussieht, ist dies aber leider nicht der Fall, da die ersten Karten mit 229 Euro zu Buche schlagen sollen. Und das ist unserer Meinung nach für das Gebotene zu viel. Wenn die Performance mit Kantenglättung so gut wie ohne ausfallen würde, wäre der Preis annehmbar, so aber kaum. Zumal eine Radeon HD 5850 mit 280 Euro keine Welten mehr kostet, dafür aber deutlich schneller ist und mit einer niedrigeren Leistungsaufnahme für deutlich mehr Leistung aufwarten kann.

Damit ist das Preis-Leistung-Verhältnis bei der Radeon HD 5850 im Endeffekt besser, obwohl es eigentlich anders herum sein sollte. Ebenfalls schwere Konkurrenz macht die Radeon HD 5770, die für günstige 130 Euro den Besitzer wechselt und dennoch keine Welten langsamer ist.

Für 230 Euro können wir somit nicht zu einer Radeon HD 5830 raten, sondern empfehlen eher, 50 Euro mehr in eine Radeon HD 5850 zu investieren – der Aufpreis lohnt sich. Alternativ steht auch die Radeon HD 5770 im Raum, wenn es denn eine DirectX-11-Karte sein soll. Die Karte ist zwar spürbar langsamer, kostet aber auch 100 Euro weniger. Ansonsten wäre die GeForce GTX 275 von Nvidia für 200 Euro eine Überlegung wert, wobei dann natürlich DirectX 11 fehlt.

ATi Radeon HD 5830
  • Schnell genug für 1920x1200
  • AA/AF manchmal möglich
  • DirectX 11
  • Eyefinity für bis zu 3 Monitore
  • Rückt mit AA nahe an die Leistung der HD 5770 heran
  • wahrscheinlich Leistungsaufnahme unter Last zu hoch

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