Microsoft gibt Details zu Windows Phone 7 bekannt

Jirko Alex
72 Kommentare

Microsoft hat auf der MIX10 Wort gehalten und nach der noch sehr offenen Einführung von Windows Phone 7 Series im Februar nun konkrete Informationen preisgegeben. Darunter befinden sich ein Ausblick auf den neuen Marktplatz, Demos von Spielen sowie Konkretes zur Abwärtskompatibilität.

Nach dem ersten Ausblick auf Windows Phone 7 Series blieben viele Details ungeklärt, die teilweise – und gerüchteweise – im Nachhinein aufgearbeitet wurden. Hierzu gehörten unter anderem die Abwärtskompatibilität zu Windows-Mobile-Programmen, die tatsächliche Multitasking-Fähigkeit, die Unterstützung von Flash, Spiele auf den neuen Windows Phones und der zu erwartende Windows Marketplace. Auch die Mindestanforderungen an Smartphones mit dem neuen mobilen Betriebssystem sind immer wieder im Gespräch. Zurecht, wie sich jetzt herausstellt. So gab Microsoft auf der MIX10 bekannt, dass die ersten Geräte mit Windows Phone 7 Series auf die stets als Mindestauflösung gehandelten 800 × 480 Bildpunkte setzen werden. Im weiteren Verlauf der Produktgeschichte sollen aber auch Smartphones mit einer Displayauflösung von 480 × 320 Bildpunkten folgen. App-Programmierern soll es dabei möglich sein, ihre Programme nur ein mal für Windows Phone 7 Series zu schreiben, da die Skalierung durch die Smartphone-Hardware übernommen wird, die Microsoft in diesem Fall ebenfalls vorschreibt.

Definitiv und ganz final betonte Microsoft, dass Applikationen, die für Windows Mobile geschrieben wurden, nicht auf dem neuen Betriebssystem lauffähig sind. Hierzu gab es immer wieder Gerüchte und Hoffnungen, wonach eine einfache Portierung möglich sei. Dem ist definitiv nicht so. Das zeigt sich auch an den Entwicklungstools, die im wesentlichen auf Silverlight für fast alle Applikationen und XNA für Spiele setzen. Bei den Entwicklungsumgebungen handelt es sich konkret um „Visual Studio 2010 Express for Windows Phone“ nebst einem Add-In für Visual Studio 2010 RC, das „XNA Game Studio 4.0“ sowie den „Windows Phone 7 Series Emulator“.

Der Mac wird dabei nicht als Plattform für Entwickler unterstützt. Das Apple-Betriebssystem wird jedoch auch in einem anderen Punkt nicht unterstützt: Der Zune-Software für Windows Phone 7 Series. Diese wird ähnlich wie iTunes bei Apple-Geräten zur Synchronisierung der Daten genutzt werden müssen. Das heißt aber auch, dass die kommenden Geräte auf Basis des Microsoft-Betriebssystems nicht mehr als Massenspeicher an einen PC angeschlossen werden können. Über die Zune-Software lässt sich auch der neue Marktplatz für Windows Phone 7 Series durchstöbern; gekaufte Produkte werden dann mit dem Gerät synchronisiert.

Windows Phone 7 Series

Ohnehin soll der Windows Marketplace die einzige Anlaufstelle für quasi alles werden, was man sich auf das Windows-Smartphone herunterladen will. Ob Applikationen, Spiele, Podcasts oder Musik – selbst netzanbieterabhängige Angebote können in den Marktplatz integriert werden. Dieser orientiert sich dabei natürlich an dem mit Windows Phone 7 Series vorgestellten Panorama-Design und bietet mithilfe sogenannter „Tiles“ (Fliesen) eine Vorschau auf die zur Verfügung stehenden Produkte. Eine kleine Video-Vorschau auf den Marktplatz in Aktion gibt es etwa hier. Software-Entwickler können darüber entscheiden, ob ihre Programme direkt gekauft werden müssen oder ob es eine Trial-Periode zum Testen gibt. Über den Umfang der Periode sowie die damit eventuell verbundenen Einschränkungen können sie ebenfalls bestimmen. Darüber hinaus unterstützt der Marktplatz verschiedene Finanzierungsmodelle. Produkte können per Kreditkarte oder Mobilfunkrechnung bezahlt werden, alternativ lassen sie sich über Werbung finanzieren. In diesen Punkten ist der neue Windows Marketplace der Konkurrenz von Apple und Google teilweise voraus.

Zu den ersten Partnern für die Software-Entwicklung zählen: AWS Convergence Technologies, WeatherBug, Citrix Systems Inc., Clarity Consulting Inc., Cypress Consulting, EA Mobile, Fandango Inc., Foursquare Labs Inc., frog design inc., Glu Mobile Inc., Graphic.ly, Hudson Entertainment Inc., IdentityMine Inc., IMDb.com Inc., Larva Labs, Match.com LLC, Matchbox Mobile Ltd., Microsoft Game Studios, Namco Networks America Inc., Oberon Media Inc., Pageonce Inc., Pandora Media Inc., Photobucket Inc., PopCap Games Inc., Seesmic, Shazam Entertainment Ltd., Sling Media, SPB Software Inc., stimulant, TeleCommunications Systems Inc., Touchality LLC und Vertigo Software Inc. Einige dieser Firmen sind bereits jetzt für Windows-Mobile-Geräte tätig, andere entwickeln Apps für Apple oder Google. Für Microsoft ist das Thema Programme sehr wichtig, hat man wohl eingesehen, dass Google und Apple vor allem durch diese einen bedeutenden Teil der Produktattraktivität aufbauen.

Bedeutend wird auch die Unterstützung von Spielen sein. Hierbei dürfte Microsoft in die Hände spielen, dass der Konzern Mindestanforderungen an die Hardware der Geräte setzt, die – obgleich nicht gänzlich bekannt – wohl über der etwa des aktuellen iPhones liegt. Entsprechend fallen auch die gezeigten Spiele optisch sehr attraktiv aus. Sie werden dabei an Xbox Live gekoppelt, weshalb es auch ein Belohnungssystem geben wird, das in Echtzeit auch auf dem Smartphone mitläuft.

Apropos mitlaufen: Multitasking wird es ab Start wohl nicht geben, wobei noch relativ unklar ist, ob Windows Phone 7 Series keine oder kaum Multitasking-Fähigkeiten besitzt oder diese nur stark reglementiert werden. Microsoft gab jedenfalls die Einführung eines „Microsoft Notification Service“ bekannt, der nicht nur dem Namen nach stark an Apples Push Notification Service erinnert. Mit ihm lassen sich Funktionen wie ein Instant Messenger realisieren, in dem eine Verbindung zu einem Server aufrecht erhalten wird und dieser über neue Nachrichten informiert. Der Smartphone-Nutzer wird lediglich über eine eingeblendete Notiz, die vom Server auf das Gerät gesendet wird, darauf hingewiesen. Im Hintergrund läuft dabei jedoch kein Instant Messenger mit. Es ist jedoch denkbar, dass Microsoft die Multitasking-Fähigkeiten später freischalten oder nachliefern wird. Denn auch für die nächste Version des iPhone OS werden gerüchteweise neue Multitasking-Möglichkeiten kommen.

Ebenfalls später eingeführt werden soll die Flash-Unterstützung für Windows Phone 7 Series. Dies gab Mike Chambers, seines Zeichens Senior Product Manager bei Adobe, in seinem Blog bekannt. Zu weiteren Punkten, die auf der MIX bekannt gegeben wurden, gehört Microsofts Location Service (MLS), welcher jedwede Applikation mit allen benötigten Informationen darüber versorgen soll, wo sich das Smartphone gerade befindet. Zudem gaben die Redmonder bekannt, dass alle für Windows Phone 7 Series benötigten Entwicklungstools nun zum Download bereitstehen. Für einen ausführlichen Einblick in Windows Phone 7 Series steht ein gut 22-minütiges Video im Microsoft Developer Network (MSDN) zur Verfügung.