Molyneux: Wiedergeburt des PC-Spiels
So widersprüchlich es auch klingen mag, so verschieden sind die Meinungen über die aktuelle Situation der Spieleindustrie und – damit verbunden – die der PC-Spiele. Noch vor wenigen Tagen wurde über „schwere Zeiten für die Spieleindustrie“ berichtet, nun meldet sich ein leitender Angestellter aus dem Hause Microsoft zu Wort.
In Anbetracht der vor kurzem dargestellten Situation der Spieleindustrie mitsamt der Umsatzeinbrüche und den damit einher gehenden Entlassungen einiger Mitarbeiter, sind die Aussagen von Peter Molyneux, seines Zeichens kreativer Leiter der Microsoft Game Studios in Europa, zunächst wenig nachvollziehbar. In besonderem Maße gewinnen seine Aussagen an kritischer Bedeutung, wenn man bedenkt, dass er für Konsolenspiele zuständig ist und seine letzten beiden entwickelten Titel lediglich für die Xbox 360 heraus kamen. Abgesehen von seiner aktuellen Tätigkeit im Bereich der Spielekonsolen sieht Molyneux große Potentiale für neuartige Spielsteuerungen rund um das „Project Natal“. „Doch nun geben sie uns diese neue Hardware. Natal, Move und andere Eingabemöglichkeiten – die fühlen sich etwas mehr nach PC an.“
In sozialen Netzwerken spielen Millionen von Spielern gemeinsam Spiele, welche weniger auf die Grafik sondern viel mehr auf die soziale Interaktion setzen. Aus diesem Grunde ist es für Molyneux nicht nachvollziehbar, warum viele Publisher noch immer versuchen ihre „Triple-A-Titel“ zu entwickeln, anstatt viel mehr diese Interaktion einzubeziehen. Er erwarte für die nächsten zwei bis drei Jahre einen Wandel im Bereich der Spiele, weshalb dieser Begriff stetig unpässlicher werde, da es in Bezug auf die soziale Interaktion nicht mehr das beschreibe, was wirklich ablaufe. Das „Spiel“ brauche dann keine Charaktere mehr, da die einzelnen Charaktere reale Personen aus dem eigenen Umfeld seien.
Ob diese Veränderungen tatsächlich eine Art Revolution auf den Spielemarkt bringen und dadurch die Publisher gestärkt aus der aktuellen Krise hervor gehen, steht in den Sternen. Ob sich mit der angesprochenen sozialen Interaktion sonderlich viel am „Spiel“ an sich ändern wird, ist eine wage Formulierung, da bis auf vorgegebene Charaktere genau diese Situation, dass ein Teil des Freundeskreis im Multiplayer-Spiel auftaucht, bereits seit Längerem gegeben ist.