Anno 1404 Venedig im Test: Siedeln geht jetzt auch im Team
2/2Venedig auf einen Blick
Was also erwartet gestandene „Anno 1404“-Veteranen im ebenso malerischen wie umtriebigen Venedig? Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Mit einer neuen Kampagne kann das Addon leider nicht dienen. Dafür kann man sich in insgesamt 15 brandneue Szenarien stürzen, die auf unterschiedlichen Schwerpunkten wie Handel und Logistik, Abenteuer und Diplomatie oder Aufbau fußen und mit variierenden Schwierigkeitsgraden sowohl für Profis wie auch für Anfänger bis zu 50 Stunden Spielspaß bieten.
Der Name „Venedig“ rührt also nicht daher, dass die Stadt eine zentrale Rolle in einer Kampagne spielen würde; stattdessen rekurieren die besagten Missionen allesamt auf den neuen Akteur in der Anno-Welt, deren Einführung mit zwei neuen, ansehnlichen Koggen und der Möglichkeit des Handels mit dem stets auf der Seekarte befindlichen Venedig einhergeht. Dies bedeutet natürlich auch, dass man von der neuen Partei Aufträge zu erwarten hat, die sich allerdings nicht von denen der anderen neutralen Akteure unterscheiden.
Visuell hat sich dabei nicht viel verändert: Auch „Venedig“ sieht insbesondere im Genre-Vergleich weiterhin exzellent aus und bietet die aus dem Grundspiel bekannten Produktionsabläufe. Neue Gebäude bzw. Produkte sind zwar nicht hinzugekommen, dafür erweitert aber ein Gebäudetyp, das Geheimkabinett, die spielerische Tiefe. Diese Gebäude dienen zum einen der Spionageabwehr, ermöglichen aber zugleich auch die Infiltration von gegnerischen Inseln, sodass vor Ort je nach Ausgangslage (gleich: Stufe des infiltrierten Wohnhauses) unterschiedliche Sabotageakte wie das Anzünden eines Gebäudes oder die Verseuchung eines Brunnens gestartet werden können.
Auch die Einführung von Ratssitzen auf einer jeden Insel ist dem Mehr an Diplomatie geschuldet, das mit „Venedig“ einhergeht. So ist es ab sofort möglich, eine jede gegnerische Insel durch die Übernahme des jeweiligen Stadtrates in den eigenen Besitz einzugliedern. Dazu müssen mindestens drei der jeweils insgesamt fünf Sitze einer Insel gekauft werden, was jedoch selbst bei kaum besiedelten Objekten verdammt viel Geld kostet. Und selbst wenn die Mehrheit der Sitze übernommen wurde, braucht es einer zumeist astronomischen Summe, um schließlich den Stadtschlüssel an sich zu bringen, zumal der betroffene (Computer-)Spieler durch den Bau bestimmter Gebäude den Wert des besagten Schlüssels hochtreiben kann.
Die zusätzlichen diplomatischen Funktionen wären allerdings kaum der Rede wert, wenn sie sich tatsächlich ausschließlich auf die Interaktion mit Computer-Gegnern beschränken würden. Umso löblicher ist es, dass die Verantwortlichen dem Begehren der SpielerInnen nachgekommen sind und mit der Einführung eines voll funktionsfähigen Mehrspieler-Modus' einen großen Kritikpunkt an „Anno 1404“ beseitigen – ein Umstand, der zugleich das Herzstück von „Venedig“ darstellt.
Denn nun kann man „Anno 1404“ dank Venedig endlich auch mit oder gegen menschliche(n) Akteure(n) spielen. Dies funktioniert mit bis zu acht Spielern, die sich auf vier Gruppen verteilen können – sowohl im lokalen Netzwerk als auch online, wobei im letzten Fall ein kostenloser Ubi-Account erstellt werden muss. Neben klassischen Versus-Spielen kann man auch kooperativ vorgehen, wobei Ressourcen und Ruhm geteilt werden. Positiv ist zudem, dass auch Mehrspieler-Partien gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsam fortgesetzt werden können.
Grundsätzlich lässt sich mit Blick auf dieses entscheidende Feature sagen, dass die Implementierung der Funktion tadellos geglückt ist: Der neue Mehrspielermodus weiß sowohl was die Stabilität als auch was den Spielspaß angeht ohne Abstriche zu überzeugen. Letzteres liegt nicht zuletzt an den weiter oben erwähnten neuen Funktionen. Diese fallen nicht besonders groß aus, machen aber insbesondere im Spiel gegen menschliche Spieler Sinn: So muss man nicht mehr zwingend Gewalt anwenden, um ein Spiel final für sich zu entscheiden, sondern kann seine Gegner auf Basis einer gut funktionierenden Wirtschaft einfach überlisten bzw. durch clever gesetzte Sabotageakte zur Weißglut treiben – ein großes Mehr an Spielerlebnis!
Fazit
Zu Beginn unserer Zeit mit „Anno 1404 Venedig“ waren wir skeptisch, denn: Was kann ein Addon für ein Spiel wie Anno schon bringen, wenn der Warenkreislauf nicht nennenswert erweitert wird und man statt einer zusammenhängenden neuen Kampagne nur einzelne Missionen erhält? Eine sicher berechtigte Frage, die schlussendlich nicht zu 100 Prozent positiv beantwortet werden kann.
Dafür verantwortlich ist der folgende Gedankengang: Unterstellt man, dass schon die Grundversion von „Anno 1404“ einen soliden Mehrspielermodus hätte bieten müssen, so muss man „Venedig“ eigentlich vorhalten, dass es zu wenig bietet bzw. ausschließlich das besagte Feature nachliefert. Sicher, die erweiterten Diplomatie- bzw. Spionagefunktionen und die Einführung eines neuen Akteurs machen Spaß und jeder Veteran wird sich über 50 neue, mit anspruchsvollen Missionen gefüllte Spielstunden freuen – so richtig überzeugend wirkt das Angebot aber letztendlich nicht.
Nun muss man die Dinge aber so nehmen wie sie sind und den Machern zugute halten, dass „Anno 1404“ trotz des fehlenden Mehrspieler-Modus' durchaus überzeugen konnte. Insofern nützt das lange Lamentieren nicht viel, weswegen das Fazit lautet: „Anno 1404 Venedig“ lohnt sich definitiv für alle Spieler der Grundversion, die nach neuen Herausforderungen suchen und sich von vornherein einen soliden Mehrspieler-Part gewünscht haben.
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