Dragon Age: Origins – Awakening im Test: Dieses Addon ist überraschend gut

 2/2
Sasan Abdi
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Awakening auf einen Blick

Awakening setzt – wenig überraschend – die Handlung des Hauptspiels fort, ohne dabei jedoch inhaltlich ein zu großes bzw. neues Fass zu öffnen. In direkter zeitlicher Nähe zum Ende der Haupthandlung, in welcher der Spieler nichts geringeres leistete als die Welt vor dem sogenannten Erzdämonen samt seiner Dunklen Brut zu bewahren und einen guten Teil der Menschheit im Kampf gegen das Böse zu vereinen, scheint die Gegenwart im Prinzip recht rosig: Der Held ist zum Kommandanten der hiesigen Grauen Wächter aufgestiegen und verfügt dank der Geschehnisse aus dem ersten Teil über hervorragende Beziehungen zum Königshaus.

Angenehm ist dabei, dass, wie angekündigt, DAO-Spielstände importiert werden können. Dies bedeutet nicht nur, dass man seinen alten Charakter samt Inventar übernehmen kann, sondern dass auch einige der wichtigen Entscheidungen aus dem Hauptspiel in die Awakening-Umgebung einfließen. Dies macht sich beispielsweise insofern bemerkbar, als dass man – je nach damaligen persönlichen Präferenzen – auf ein anderes königliches Oberhaupt trifft.

Inhaltlich wird man dabei sofort in die Handlung geworfen: Zur Einführung muss die überrraschend von der Dunklen Brut befallene Festung Vigils Wacht vor der drohenden Eroberung gerettet werden. Schnell stellt sich in der folgenden, mit gut 25 Stunden Spielzeit überraschend langen Kampagne heraus, dass die Dunkle Brut dieses Mal – anders als in der Vergangenheit – nicht mit dem Tod des Erzdämonen verschwunden ist. Stattdessen scheint sie sich von einer stupiden Horde in ein denkendes und in Teilen sogar sprechendes Kollektiv verwandelt zu haben, das ganz eigene Pläne und Absichten verfolgt.

Dunkle Brut – Von der dämlichen Horde zum klugen Kollektiv
Dunkle Brut – Von der dämlichen Horde zum klugen Kollektiv

Eben diesen gilt es, im Rahmen von insgesamt drei großen Abschnitten inklusive neuer Umgebungen, nachzugehen. Letztere nehmen sich wie gewohnt ansehnlich und solide aus, wobei man auch dieses Mal nicht mit übermäßig großen und barrierefreien Karten rechnen sollte. Dennoch passen die neuen Umgebungen und die Miniatur-Fortsetzung der epischen Haupthandlung wunderbar nahtlos in das bisher Bekannte – anders als bei den mäßigen Download-Inhalten hat BioWare hier also wieder herausragende Arbeit geleistet. Dies ist nicht zuletzt auch den abermals wunderbar gelungenen Hauptquests geschuldet, die mit einigen spannenden Wendungen und jeder Menge Unklarheiten für weiteren Tiefgang sorgen. Mit Blick auf die Nebenquests gilt allerdings auch bei Awakening, dass sie – je nach individuellen Ansprüchen – in Sachen Abwechslung und Ausgefallenheit durchaus diskussionswürdig ausfallen. Dies gilt weniger für die Missionen der Gruppenmitglieder, als für jene, die von Gilden über schwarze Bretter vergeben werden, denn bei letzteren muss zu oft nach Anzahl X eines Gutes wie Seidenteppiche gesucht werden.

Glücklicherweise sind die Gedanken zu diesen eher spärlich vorkommen Missionen nicht zuletzt auch dank der neuen Party-Zusammensetzung schnell vergessen, denn Awakening kann mit der stattlichen Anzahl von fünf neuen Gruppenmitgliedern dienen. Während das Gros der Gefährten aus dem Hautspiel nur Nebenrollen spielt, stößt dabei mit dem Zwerg Oghren nur ein einziger alter Bekannter zur Awakening-Gruppe. Dies ist aber dank gewohnt tiefgründiger neuer Charaktere wie dem Magier Anders oder dem Howe-Jungen Nathaniel schnell verziehen, schließlich soll ein Addon ja auch Neues bieten.

Neben Oghren kann auf fünf neue Gruppenmitglieder zugegriffen werden
Neben Oghren kann auf fünf neue Gruppenmitglieder zugegriffen werden

Weiterer Dreh- und Angelpunkt von Awakening ist neben der Möglichkeit, den eigenen Charakter samt einiger neuer Fähigkeiten auf Level 35 zu bringen, die bereits erwähnte Festung Vigils Wacht, schließlich handelt es sich hierbei um das neue Hauptquartier des Kommandanten der Grauen Wächter. An dieser Stelle bringen die Macher einige der auch schon im ersten Teil angedeuteten wirtschaftlich-simulativen Aspekte ins Spiel ein. So gilt es, manche folgenschwere Entscheidung in der Wacht zu treffen: Kann und will man den Schmied Wade mit Erzen versorgen, damit dieser ausreichend Rüstung für die Armee herstellen kann? Sollen die Truppen des Arltums die lokale Hauptstadt Amaranthine oder doch lieber die Landbevölkerung schützen? Wo lassen sich weitere Händler auftreiben, um den erlahmten Handel neu zu beleben? Und ist man in der Lage, die hohen Kosten für den Wiederaufbau der Wacht zu tragen? Hinzu kommen einige Gerichtsverhandlungen, in denen man als Vorsteher des Landesdestrikts als Richter auftritt und dabei unter anderem eine Verschwörung gegen die eigene Person ahnden und arme aber stehlende Bauern vor dem Tod durch den Strick bewahren kann.

Alles in allem bietet Awakening mit den soeben beschriebenen Funktionen und Möglichkeiten einen erweiterten, hervorragend gelungenen Tiefgang, an dem es inhaltlich kaum etwas zu kritisieren gibt. Etwas anders sieht es bei den konkreten Auswirkungen der jeweiligen Entscheidungen aus: Diese fallen zwar durchaus überraschend und weitläufig aus, sind insgesamt und über lange Zeit aber zu schwer zu messen bzw. zu uneindeutig sichtbar. So fragt man sich stets, ob und inwiefern es nun eigentlich ausschlaggebend war, dass man beispielsweise die Anweisung gegeben hat, auch die gefundenen Erzvorkommen zu schützen. Hier wäre ein Mehr an Rückmeldung der Spiel-Umwelt sehr hilfreich gewesen – ein kleiner Kritikpunkt, der allerdings kaum der Rede wert ist.

Der Schwierigkeitsgrad hat sich bei alledem übrigens kaum verändert. Dies bedeutet aber auch, dass sich Spieler, die den Charakter aus DAO übernehmen, tendenziell auf der normalen Schwierigkeitsstufe langweilen könnten und deswegen einen höheren Grad wählen sollten.

Technisch hat sich übrigens kaum etwas verändert. Will heißen, dass auch Awakening keinerlei Anlass zur Klage gibt: Während die grafische Ausgestaltung sich auf der Höhe der Zeit bewegt, ohne dabei neue Maßstäbe zu setzen, darf man sich audiotechnisch einmal mehr über hervorragende Übersetzungen und kompetente Sprecher freuen. Und auch hier gilt, dass es – abseits von manchem Clippingfehler – keinerlei Bugs oder sonstige Missgeschicke zu betrauern gibt.

Fazit

Addons sind durchaus eine schwierige Sache, vor allem für die Macher: Sie sollen das Hauptspiel sinnvoll erweitern, ohne die Ressourcen für einen komplett neuen Teil zu verschlingen. Dieser schwierige Drahtseilakt ist BioWare mit Awakening überraschend gut gelungen. Trotz der unbestrittenen Kompetenz der Entwickler durfte dies vorab keinesfalls als ausgemacht gelten, denn immerhin fielen die bisherigen Download-Inhalte nicht gerade bahnbrechend und üppig aus.

Dragon Age: Origins – Awakening

Umso besser also, dass der Käufer mit Awakening zu einem fairen Preis eine hervorragende Fortsetzung erhält, die die Spielerfahrung und -umwelt von DAO sinnvoll und angemessen erweitert. Dank einer gewohnt guten Qualität, dank einer ansprechenden neuen Handlung, dank sinnvollen Erweiterungen und neuer tiefgründiger Party-Mitglieder und Charaktere kann das Fazit abschließend nur lauten: Wer „Dragon Age: Origins“ mochte, wird Awakening lieben!

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