MSI Big Bang Fuzion im Test: „Hydra“-Multi-GPU mit vielen Baustellen
3/12Technische Details
Das MSI Big Bang Fuzion kommt mit dem Hydra-200-Chip von Lycid daher, mit dem wir uns nun etwas genauer beschäftigen wollen. Der Chip ermöglicht Multi-GPU abseits der gewöhnlichen CrossFire- beziehungsweise SLI-Technologie, womit es für den Boardpartner nicht mehr nötig ist, diese lizenzieren zu lassen. Mit CrossFire kann das Big Bang Fuzion dennoch um gehen, mit SLI nicht.
All' zu viel über die Technik und die Funktionsweise des Hydra-Chip können wir an dieser Stelle leider nicht bekannt geben, da es sich zu einem Großteil noch um ein nicht gelüftetes Geheimnis handelt. Denn angeblich soll der Hydra 200 kein AFR (Alternate Frame Rendering, jede GPU rechnet nacheinander komplett ein eigenes Bild) nutzen, sondern auf eine Art modifiziertes Split Frame Rendering setzen, bei dem die Rechenkerne sich die Arbeit an einem Bild teilen.
Da gewöhnliches SFR mit einer modernen Engine nicht funktioniert, müsste Lucid da Verfahren allerdings verändert haben. Hier soll der Hydra-200-Chip eingreifen, der sich zum Beispiel um die Verteilung der zu berechnenden Daten kümmert, was bei den Methoden von ATi und Nvidia nicht der Fall ist. Mit SFR könnten zudem einige Negativeffekte von AFR, wie zum Beispiel das Mikroruckeln, umgangen werden. Doch ob der Hydra 200 schlussendlich wirklich eine andere Methode als AFR nutzt ist fraglich: Zumindest in Crysis Warhead ist es definitiv ganz normales AFR, das zum Einsatz kommt (später dazu mehr).
Da technische Details mehr geraten werden müssen als sie bekannt sind, wollen wir uns nun auf die harten Tatsachen konzentrieren. Die Hydra-Technologie benötigt einen eigenen Treiber, der von der MSI-Seite zum Big Bang Fuzion herunter geladen werden kann. Wir haben diesen Test mit der Version v1.4.108 bestritten.
Generell ist Hydra um einiges flexibler als CrossFire oder SLI. Denn so ist es nicht nur möglich, Grafikkarten von einem Hersteller innerhalb einer Generation zu mischen (zum Beispiel HD 5870 mit HD 5850), was zumindest CrossFire mittlerweile ebenfalls beherrscht. Darüber hinaus ist das auch mit unterschiedlichen Generationen möglich (HD 4890 mit HD 5870) und, als Krönung, zu guter Letzt ein Mischbetrieb aus einer ATI- und Nvidia-Karte (HD 5870 mit GTX 285) konfigurierbar. Die Mischbetriebe können jedoch merkwürdige Grafikfehler zur Folge haben, denen wir einen eigenen Abschnitt gewidmet haben.
Sollen zwei absolut identische Grafikkarten genutzt werden, ist die Installation sehr einfach. Einfach beide Grafikkarten einbauen (eine CF- oder SLI-Brücke ist nicht notwendig), den Grafikkarten-Treiber installieren, CrossFire oder SLI deaktivieren und anschließend den Hydra-Treiber aufspielen. Dieser muss immer zuletzt installiert werden.
In den herstellerreinen Mischbetrieben kann genauso verfahren werden, nicht aber, wenn eine ATi- und eine Nvidia-Karte eingesetzt wird. Dann soll auf Empfehlungen von Lucid die Nvidia-Karte in den primären und die ATi-Karte in den sekundären PCIe-Slot. Anschließend beide Treiber installieren und dann den Hydra-Treiber. Letzteres funktioniert übrigens ausschließlich unter Windows 7, während alle anderen Konfigurationen genauso mit Windows Vista möglich sind. Windows XP wird generell nicht unterstützt.
Beim Hersteller-Mischbetrieb ist daraufhin nur das Nvidia-Panel nutzbar, das ATi-Treibermenü dagegen nicht. Das kann bei aktivierten Qualitätseinstellungen zu Schwierigkeiten führen, wenn beide Karten diese unterschiedlich ansteuern.
Ist der Hydra-Treiber installiert und Hydra angeschaltet, ist eigentlich alles erledigt. Mehr kann nicht eingestellt werden. Doch wird an dieser Stelle gleich der größte Nachteil von Hydra sichtbar: Die Technik arbeitet genau wie alle anderen Multi-GPU-Verfahren mit Profilen und hat ein Spiel kein vorgefertigtes Profil, kann theoretisch zwar ein neues manuell angelegt haben, funktioniert hat das in unserem Test aber bei keiner einzigen Anwendung. Und selbst wenn es ein Profil gibt, heißt dies nicht, dass Hydra einwandfrei funktioniert. Viele Profile gibt es aktuell auch noch nicht, selbst einige bekannte Titel wie Far Cry 2 fehlen.
Aktuell ist Hydra mit sämtlichen Nvidia-Grafikkarten ab der GeForce-9000- und der Radeon-HD-4000-Serie kompatibel. Soll es allerdings einen Mischbetrieb aus einer ATi- und Nvidia-Karte geben, ist die Auswahl weiter eingeschränkt. Dann laufen generell nur die teureren Modelle. Genauere Informationen findet man dazu bei MSI. Eine weitere Limitierung sind die derzeit möglichen APIs: DirectX 9 und Direct X 10 werden unterstützt. DirectX 11 soll mit einem kommenden Treiber funktionieren, von OpenGL ist bis jetzt noch nichts bekannt. Drei und mehr Rechenkerne folgen später, aktuell sind nur zwei drin.