GeForce GTX 480 im Test: Nvidias neues Grafik-Flaggschiff sucht die Extreme

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Wolfgang Andermahr
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Beurteilung

Nach einer schier unendlich langen Wartezeit bringt Nvidia nun endlich die GeForce-GTX-400-Serie in Form der GeForce GTX 480 und der GeForce GTX 470 auf den Markt und ermöglicht somit das spannendste Grafikkartenreview des Jahres 2010. Und dementsprechend sind wir mit viel Vorfreude in diesen Artikel gegangen und konnten trotz einer recht kurzen Testzeit bereits zahlreiche interessante Erkenntnisse gewinnen.

Die GeForce GTX 480 schafft es sich zur schnellsten, aktuell erhältlichen Single-GPU-Grafikkarte zu mausern. Unter 1680x1050 ohne Anti-Aliasing sowie der anisotropen Filterung liegt die Karte im Durchschnitt um 15 Prozent vor der Radeon HD 5870 und schafft es, sich um 71 Prozent von der GeForce GTX 285 abzusetzen. Unter 1920x1200 schrumpft der Vorsprung zur Radeon HD 5870 auf zwölf Prozent zusammen, dasselbe gilt für die Differenz zur GeForce GTX 285, die nun bei 68 Prozent liegt. Unter 2560x1600 wird die Radeon HD 5870 dann der GeForce GTX 480 richtig gefährlich, da diese nur noch um geringe vier Prozent flotter als das ATi-Pendant rechnet. Die GeForce GTX 285 liegt um 59 Prozent zurück.

Interessanter wird es mit den beiden qualitätssteigernden Features. Unter 1680x1050 liegt die GeForce GTX 480 dann um gesunde 18 Prozent vor der Radeon HD 5870 und um 64 Prozent vor dem ehemaligen High-End-Flaggschiff von Nvidia. Unter 1920x1200 wird die Differenz zur ATi-Karte mit 15 Prozent wieder etwas geringer, die zur GeForce GTX 285 bleibt identisch. In 2560x1600 schafft es die GeForce GTX 480 den Vorsprung zur Radeon HD 5870 bei zwölf Prozent zu belassen. Die acht-fache Kantenglättung war bis jetzt immer eine Schwäche von Nvidia. Die GeForce-GTX-400-Serie ist diese nun aber effektiv angegangen, sodass sich die GeForce GTX 480 unter 1680x1050 um 18 Prozent vor der Radeon HD 5870 und um 82 Prozent vor der GeForce GTX 285 platziert. In 1920x1200 liegt der Unterschied bei 18 beziehungsweise 84 Prozent.

Nvidia GeForce GTX 480
Nvidia GeForce GTX 480

Damit schafft es die GeForce GTX 480 sich durchweg vor der Radeon HD 5870 zu platzieren. Auffällig ist dabei allerdings eine Schwäche unter DirectX 9. Unter der alten API ist die Nvidia-Karte meistens nur geringfügig schneller als die Radeon HD 5870 und muss sich in dem ein oder anderen Spiel auch der ATi-Karte geschlagen geben. Besser klappt es dagegen unter DirectX 10, wobei sich die GeForce GTX 480 erst unter DirectX 11 und dann am besten mit aktivierter Tessellation von der Konkurrenzkarte so richtig absetzen kann. Metro 2033 ist in dem Fall ein Paradebeispiel, was auf recht intensiven Einsatz von Tessellation und dem Compute Shader setzt und so der GF100-Architektur deutlich besser als dem RV8x0 schmeckt. Metro 2033 ist aktuell aber das einzige Spiel, was solch große Differenzen (bis zu 70 Prozent) zeigt. Dort wird also die Zukunft entscheiden, ob weitere DirectX-11-Spiele einen ähnlich großen Vorteil für die GeForce GTX 400 sehen.

In Sachen Bildqualität gibt es bei der GeForce GTX 400 nicht viel neues zu berichten, was aber keine schlechte Nachricht ist. Der anisotrope Filter bleibt exakt auf ein und demselben Niveau wie das Pendant auf der GeForce-GTX-200-Serie. Damit ist die Qualität in der höchstmöglichen Einstellung der von ATis Radeon-HD-5000-Serie überlegen und mit dem Treiber-Standard meistens vergleichbar. Dann sieht mal die eine und mal die andere Karte besser aus.

Bei der Kantenglättung hat Nvidia dagegen „Feintuning“ betrieben und nur kleinere Modifizierungen vorgenommen. So gibt es nun einen 32xCSAA-Modus, der aus acht normalen und 24 Coverage-Samples besteht. Das Transparency-Super-Sampling-AA kann nun genauso auf die CSAA-Samples angewendet werden, sieht etwas besser aus und ist vor allem flexibler geworden. Insgesamt aber keine großen Änderungen, vor allem, da weiterhin kein Sparse Grid SSAA unterstützt wird – auch nicht inoffiziell.

Schwer zu schlucken haben werden die Käufer einer GeForce GTX 480 bei der Leistungsaufnahme. Denn dort hinterlässt die Grafikkarte schon unter Windows nicht die beste Figur und muss sich einer Radeon HD 5870 und genauso der GeForce GTX 285 geschlagen geben. Unter Last zieht die GeForce GTX 480 dann gar noch mehr Strom als die Dual-GPU-Karten GeForce GTX 295 und Radeon HD 5970 aus der Leitung. Ein nicht zu vertretender Umstand. Hier geht Nvidia klar den falschen Weg und erkauft sich die Leistungskrone lediglich durch exorbitanten Stromverbrauch.

Dies hat zur Folge, dass viel Wärme abgeführt werden muss, was man dem Lüfter sofort anmerkt. Der Geräuschpegel ist unter Last sehr hoch, was für viele sicherlich zu viel des Guten ist. Denn während des Spielens lenkt der Lüfter durchweg die Aufmerksamkeit auf sich, was störend ist. Als kleiner Ausgleich ist der 3D-Beschleuniger immerhin unter Windows angenehm leise und lässt dort die GeForce GTX 285 hinter sich.

GeForce GTX 480 ohne Kühlkörper
GeForce GTX 480 ohne Kühlkörper

Positiv zu sehen ist die gezeigte Performance in CUDA-Anwendungen und PhysX-Spielen. Von beiden gibt es zwar für den normalen Kunden noch nicht sonderlich viele Anwendungen, diese weisen aber durch die Bank eine massiv höhere Rechenleistung auf der GeForce GTX 480 als auf der GeForce GTX 285 auf. Dort hat Nvidia vielleicht den größten Schritt getan. Zugleich gibt es eine Konkurrenz für Eyefinity unter dem Namen 3D Vision Surround, die neben dem Spielen auf drei Monitoren (mehr ist aber nicht möglich) zeitgleich eine 3D-Darstellung ermöglicht. Anders als bei ATi sind dazu aber mindestens zwei Grafikkarten im SLI-Verbund notwendig, da eine Karte maximale zwei Monitore ansteuern kann.

Fazit

Die Erwartungen an die „GeForce GTX 400“-Serie waren sehr hoch – trotz der skeptisch machenden Wartezeit. Und hohe Erwartungen werden sehr gerne enttäuscht. So wie leider auch bei der GeForce GTX 480. Ja, ohne Zweifel, es handelt sich um die schnellste, aktuell erhältliche Single-GPU-Karte. Der Preis dafür in Form von Leistungsaufnahme und Lautstärke ist allerdings zu hoch.

Auf der Habenseite, der Leistung, kommt erschwerend hinzu, dass die Karte ihre wahre Stärke erst bei Nutzung der DirectX-11-API ausspielen kann. In diesem Fall kann sich die GeForce GTX 480 teils deutlich von der Radeon HD 5870 absetzen und lässt den Konkurrenten unter Einsatz der Tessellation manchmal gar richtig alt aussehen. Auch in DirectX-10-Titeln ist die GeForce GTX 480 zwar immer noch schneller, aber es schrumpft der Vorsprung des Öfteren auf unter 20 Prozent zusammen – trotz der weiterhin deutlich höheren Leistungsaufnahme und Lautstärke. Unter DirectX-9-Spielen zeigt die Radeon HD 5870 dann das ein oder andere mal sogar eine bessere Leistung. Damit werden also erst die zukünftigen Spiele zeigen können, wohin die Richtung geht. Ist die Software nicht auf DirectX 11 und einen hohen Tessellation-Einsatz vorbereitet, ist die Nvidia-Karte nicht viel schneller als die Konkurrenz. Dies ist dagegen schon heute immer in CUDA- und PhysX-Anwendungen der Fall, in denen Nvidia mit der GeForce GTX 480 viel Leistung gefunden hat. Jedoch hält sich die Anzahl der sinnvollen Anwendungen immer noch stark in Grenzen.

GeForce GTX 480 oder Radeon HD 5870? Wer unbedingt die schnellste Single-GPU-Grafikkarte sein Eigen nennen möchte und dafür die mehr als einmal erwähnten Nachteile in Kauf nehmen kann, der greift zur GeForce GTX 480. Wem Stromverbrauch und Lautstärke hingegen nicht derart egal sind, der findet in der Radeon HD 5870 einen (außer in DirectX 11) nur geringfügig langsameren Partner mit deutlich niedrigeren Verbrauchs- und Emissionswerten. Die Radeon HD 5870 ist ohne Frage das „rundere“ Produkt. Zumal die Karte zwar nicht CUDA oder PhysX, dafür aber SGSSAA, Eyefinity mit einer Karte und geringere Anschaffungskosten auf sich vereint.

Klar bleibt nach diesem High-End-Vergleich allerdings einmal mehr als deutlich: Die vernünftigeren Karten, ob Nvidia oder ATi, finden sich in einer Liga darunter.

Nvidia GeForce GTX 480
27.03.2010
  • Derzeit schnellste Single-GPU-Grafikkarte
  • Durchgängig AA/AF möglich
  • Sehr schnelles DirectX 11
  • Angenehm leise unter Windows
  • Zu hohe Leistungsaufnahme
  • Extrem laut unter Last
  • Kein SGSSAA

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