Monster Hunter Tri für Wii im Test: Ein Angebot an die Hardcore-Spieler

Sasan Abdi
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Monster Hunter Tri für Wii im Test: Ein Angebot an die Hardcore-Spieler

Vorwort

Der Erfolg hat seine Schattenseiten – und Nintendos Spiele-Plattform Wii ist hierfür ein gutes Beispiel. Zwar erstarkte der japanische Spielekonzern mit der überraschend erfolgreichen, auf schnellen und einfachen Spielspaß abzielenden Wii zu neuer Marktdominanz, doch trug die Konzeption der Konsole den Verantwortlichen auch einige handfeste Kritik ein.

Zu einfach, zu oberflächlich, kurzum: zu „casual“ seien die meisten Spiele, und zwar über alle Publisher-Portfolios hinweg – so lautet im Kern die Kritik. Die Diskussion zu den vermeintlich nicht vorhandenen „Hardcore“-Titeln, die mit aufwändiger Inszenierung, Tiefgang und Komplexität für Tage an den Fernsehbildschirm fesseln, wogte zwischenzeitlich derart heftig auf, dass man sich bei Nintendo sogar dazu genötigt sah, herauszukehren, welche verfügbaren Spiele in diese Riege der AAA-Titel eingereiht werden können.

Führt man sich diese Situation vor Augen, so ist die Wii-Veröffentlichung des prestigeträchtigen „Monster Hunter Tri“ aus dem Hause Capcom ein durchaus wichtiges Geschehnis, denn immerhin hat man es hier mit einem Titel zu tun, der die genannten Kriterien potentiell erfüllen könnte. Ob das Spiel tatsächlich das Zeug dazu hat, die beschriebenen „Hardcore“-Befindlichkeiten angemessenen zu bedienen, soll im Folgenden geklärt werden.

MHT auf einen Blick

In gewisser Weise bedient „Monster Hunter Tri“ (MHT) die urigsten Triebe des modernen aber noch immer mit seinen steinzeitlichen Vorfahren verbandelten Menschen: Mit einer ebenso wuchtigen wie scharfen Klinge bewaffnet streicht der Jäger durch eine malerische Umwelt, immer auf der Suche nach einem ganz speziellen Tier, mit dem es sich zu messen gilt – auch wenn der Kampf sich ewig in die Länge ziehen und die Mobilisierung aller Kraftreserven erfordert wird.

Anders ist in diesem Falle nur, dass man statt einer echten Waffe eine Wii-Remote aus Plastik schwingt und die Richtungsbewegungen per Nunchuk eingegeben werden, während es sich bei den Tieren um sogenannte „Monster“ – de facto aber um allerlei Arten von Dinosauriern – handelt.

Doch bis es soweit ist und der Spieler sich auf die Jagd nach den wirklich fetten Urzeit-Echsen machen kann, vergeht zunächst einmal einige Zeit. Schon an dieser Stelle offenbart sich MHT als durchaus „anderes“ Wii-Spiel, denn ein schnelles Einlegen und Anspielen ist hier nicht möglich. Im Gegenteil: Zunächst wird der Spieler in aller Ruhe an die ziemlich komplexen Inhalte und Möglichkeiten herangeführt, die MHT zu bieten hat.

Einige Eindrücke aus MHT

Statt der großen Metzelei stehen die Zeichen zu Beginn deshalb eindeutig auf „lernen“. Neben Steuerungs- und Interaktionsmöglichkeiten sowie der Vorstellung der wichtigen NPCs der Umgebung wird man von Dino-Fleisch über Pilze bis hin zu Erzen und diversen Ausrüstungsgegenständen mit den vielen Rohstoffen und Items vertraut gemacht, die in der MHT-Welt eingesammelt und erstellt werden können. Löblich ist dabei, dass tatsächlich jedes dieser Spielelemente auf die ein oder andere Weise wichtige Funktionen erfüllt – eine Itemvielfalt der bloßen Vielfalt wegen kann man hier also nicht beklagen. Stattdessen werden viele Gegenstandskombinationen effektiv benötigt, um bestimmte Quests überhaupt erst angehen zu können. Die Suche nach bestimmten Zutaten wird so zum notwendigen Bestandteil des Jägerdaseins.

Außerdem wird man mit der Steuerung vertraut gemacht, indem man erste einfache Kämpfe bestreiten und die Landschaft erkunden muss. Letztere ist stets in unterschiedliche, leider ziemlich kleine Abschnitte unterteilt. In dieser Hinsicht wird der Spielfluss ein wenig gehemmt, da zwischen den Abschnitten eine Ladezeit von einigen Sekunden liegt.

Insgesamt gestaltet sich diese gut acht Stunden währende Einführung inhaltlich als vorbildlich. Insbesondere Spieler, die sich erstmalig mit dem Capcom-Vorzeigetitel beschäftigen, werden so sehr schonend in die nicht unbedingt einfache MHT-Welt eingeführt. Der hervorragende Eindruck wird einzig durch manchen Präsentationsmangel getrübt, zu denen insbesondere ellenlange, schwer lesbare Textpassagen gehören: Alle, wirklich alle Informationen und Gespräche werden über die entsprechenden Boxen visualisiert. Und auch storytechnisch hätte es sicher ein bisschen mehr sein können: Abgesehen von mysteriösen Erdbeben und einem wirklich großen Monster gibt es MHT-typisch keinerlei klaren roten Faden; jagen um des Jagens Willen, so könnte man das Prinzip über weite Strecken beschreiben.

Die Steuerung erfolgt dabei wie erwähnt über die gängige Remote-Nunchuk-Kombination – eine Kombination, die in diesem Fall sauber umgesetzt wurde und auf Basis der umfassenden Einarbeitungszeit keinerlei Probleme macht. Dennoch lässt sich sagen, dass sich MHT mit einem Classic Controller besser spielt – kein Wunder also, dass es das Spiel für rund 55 Euro auch im Bundle mit eben diesem zu kaufen gibt.

Auf die Ausrüstung kommt es an
Auf die Ausrüstung kommt es an

Der Kampf erfordert in MHT sowohl auf festem Grund wie auch unter Wasser generell einen langen Atem. Dies gilt sowohl für die tatsächliche Kampfdauer als auch für die Vorbereitungen. Je nach Gegnertyp gilt es beispielsweise, vorher zu überlegen, welche Waffen und Rüstungselemente zum Einsatz kommen sollen. Und auch wenn es soweit ist, hilft bloßes Draufprügeln wenig – stattdessen muss taktisch auf die richtige Gelegenheit gewartet werden, zumal es keine Funktion zur Fixierung des Gegners gibt, weswegen man auch ohne weiteres satt daneben hauen kann. Zudem muss auf die Ausdauer- und Gesundheitsanzeige geachtet werden; MHT ist also alles andere als „Hack & Slay“, sondern offenbart gerade in den Kämpfen einen für Wii-Verhältnisse eher ungewöhnlich starken Drang zur realistischen Darstellung.

MHT-Grafik: Den Umständen entsprechend hohes Niveau
MHT-Grafik: Den Umständen entsprechend hohes Niveau

Grafisch weiß das Capcom-Spiel zu überzeugen. Während der Stil – typisch japanisch trifft es hier exakt – an mancher Stelle sicher diskussionswürdig ist, wird die Umgebung für Wii-Verhältnisse grundsätzlich auf einem sehr ordentlichen Niveau präsentiert. Auffällig ist dabei, dass von Berglandschaften bis zu zerklüfteten Küsten viele unterschiedliche, gleichermaßen solide in Szene gesetzte Landschaften zum Einsatz kommen. Schade ist dabei aber, dass es keine wirklichen dynamischen Wetterwechsel gibt.

Definitiv sehenswert ist der angenehm stabile Onlinemodus, bei dem man in einer Wüstenstadt startet, in der die Umgebungen größer dimensioniert ist, sodass man auch mit bis zu drei Mitstreitern allerlei Quests erfüllen kann. Statt zwingend über Friendcodes mit Bekannten zu spielen, kann man sich auch in einen offenen Mehrspieler wagen. In beiden Fällen kann auf die Kommunikation über das optional erhältliche Wii Speak zurückgegriffen werden.