Splinter Cell: Conviction im Test: Die Rache des Sam F.

 2/6
Sasan Abdi
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Inhaltliches

Plot

Das Statement, mit dem „Splinter Cell: Conviction“ eingeleitet wird, bringt das Vorhaben, das die verantwortlichen Entwickler verfolgen, auf den Punkt: „Der Sam Fisher, den sie kannten, ist tot.“ Und tatsächlich ist von dem super-coolen aber irgendwie konturlosen Geheimagenten Fisher aus den vorangegangenen Teilen wenig geblieben.

Hintergrund für die neue Gebrochenheit dieses einstmals so harten wie ungreifbaren Charakters sind die Geschehnisse aus der Vergangenheit. So nagt Sam weiterhin an dem Tod seiner Tochter, die auf offener Strasse von einem Unbekannten überfahren wurde. In einigen als Tutorial spielbaren Rückblicken wird dabei zu Beginn der Handlung von Conviction deutlich, dass die Vorgänge aus Fisher tatsächlich einen Anderen gemacht haben.

Das vormals absolut unzerrüttbare Elite-Werkzeug der umtriebigen Organisation Third Echolon ist vor diesem Hintergrund zu einem gebrochenen Aussteiger verkommen, der mit sich und seiner Umwelt hadert. Dieser Zustand ändert sich im Rahmen von Conviction selbstredend in hoher Geschwindigkeit – mit einem feinen Unterschied zu den bisherigen „Splinter Cell“-Titeln: Statt Clancy-typisch für Gott und Vaterland ins Feld zu ziehen, geht es Fisher nunmehr darum, heraus zu finden, was mit seiner Tochter und seinem Familienglück geschah. Und Rache an jenen zu üben, die ihn verraten und ihm damit eben dieses Glück genommen haben. Dass dabei drei mächtige EMP-Werfer und eine handfeste Verschwörung gegen die US-Präsidentin ebenfalls eine Rolle spielen, ist aus Fishers Sicht dabei nur nebensächlich.

Der neue, alte Sam ist zurück
Der neue, alte Sam ist zurück

Dieser kleine aber feine Paradigmenwechsel wirkt sich alles in allem plottechnisch recht positiv auf die Qualität des Titels aus. Es ist schlicht erfrischend, einmal nicht das menschliche, moralisch schwergewichtige Schwert einer Overlord-Organisation zu spielen, sondern einen verzweifelten, in die Jahre gekommenen Ex-Eliteschleicher, dem an nichts mehr gelegen ist als an einem kleinen bisschen privaten Glück.

Was man den Machern aber dennoch vorhalten kann, ist, dass diese durchaus innovative und sinnvolle Basis inhaltlich nicht zur Gänze genutzt wird. Statt wirklich alternative Erzählungen auszuprobieren, geht es letztlich auch in Conviction – wie immer – darum, Amerika und damit schlussendlich die Welt zu retten. Bezeichnend ist dabei auch, dass die sonstigen Charaktere, insbesondere der Antagonist Reed, weitgehend farblos bleiben (Fishers Kollegin Anna macht dabei eine kleine Ausnahme).

Die ganz großen inhaltlichen Veränderungen sollte man von Conviction also nicht erwarten. Wem das konventionelle Rette-die-Welt-Szenario gefällt, dürfte sich daran aber keineswegs stören, denn es gilt: Die Vorzeichen haben sich zwar geändert, das Ergebnis aber bleibt das gleiche.