Intel & die unendliche Geschichte von „Moorestown“
„Moorestown“ – dieser Codename geistert bereits seit Jahren auf jeder Messe oder Veranstaltung von Intel umher. Nachdem es vor einem Jahr auf der Computex 2009 hieß, man warte seitens aller Partner nur noch auf die CPUs von Intel, sieht es in diesem Jahr, trotz offizieller Vorstellung vor vier Wochen, immer noch düster aus.
„Moorestown“ war und ist – jedenfalls öffentlich – die große Hoffnung von Intel, im Smartphone-Bereich Fuß zu fassen. Diese geht aktuell natürlich auch in Richtung Tablets, doch dafür sieht man sich ebenfalls bestens gerüstet. Das Problem an der Geschichte: es gibt keine Geräte. Gefühlt waren in den letzten Jahren schon mehr Modelle zu sehen, als man dieses Jahr ausgestellt und vorgeführt hat. Nachdem es letztes Jahr an gleicher Stelle – und vor allem von der gleichen Person – hieß, man werde „Moorestown“ bald liefern, ist man auch heute keinen Schritt weiter gekommen.
Und so war Anand Chandrasekher, Chef der Ultra Mobility Group von Intel, wieder in der Position, die Vorzüge von Moorestown aufzuzeigen. Dass die Präsentation dabei nahezu identisch wie im letzten Jahr verlief, war beinahe grotesk. „World of WarCraft“ im Rahmen einer Präsentation auf MIDs/Smartphones – das gab es bereits 2008 und wurde heute wiederholt. Doch das Deja-vu-Gefühl blieb weiterhin. Wieder wurden viele Folien gezeigt, die den Stromverbrauch zum Vorgänger zeigen. Bereits vor zwölf Monaten titelten wir deshalb, dass „Moorestown“ Strom sparen kann, aber sonst? Diese Ansicht hat sich auch heute nicht geändert. Diese Analysen des Stromverbrauchs sind für den anvisierten Markt der Tablets und Smartphones, den der alte Atom-Prozessor auf Basis der „Menlow“-Plattform gar nicht bedient hat, aber quasi unbrauchbar.
Wenigstens in dem Punkt hat man aber dazu gelernt, und präsentiert einige neue Ergebnisse zu den „Topmodellen“ der Konkurrenz – freilich ohne Nennungen von Namen oder Modellen. Die zeigen auf, dass Moorestown eine teilweise höhere Leistung bei im Mittel nahezu gleichem Stromverbrauch bietet. Je nach Anwendung variiert diese Angelegenheit aber recht deutlich. Soweit, so gut.
Doch all' diese Zahlen in PowerPoint-Präsentationen nutzen nichts, wie auch der Showroom gezeigt hat. Geräte mit den „Moorestown“, der bereits als Atom Z600 vorgestellt wurde, waren in der klaren Minderheit. Stattdessen gab es Geräte mit älterem Atom aus der Z500-Serie oder irgend welche anderen Dinge. Zudem war quasi kein weltweit großer Name unter den gezeigten Ausstellungsstücken. Das eine Gerät, was dann wirklich auf dem Z600 basiert und näher vorgestellt wurde, stürzte während der Vorführung ab – sinnbildlich für das bisherige Auftreten des „Moorestown“.
Ob Intel mit dem „Moorestown“ wirklich einen richtigen Fuß in den Markt der Smartphones und Tablets bekommt, darf nach dem heutigen Tag weiter stark bezweifelt werden. Zum Nachfolger „Medfield“ in 32-nm-Fertigung, der laut Intel gute Fortschritte macht, verlor man keine neuen Worte. „Moorestown“ wirkt insgesamt deshalb eher wie ein Türöffner für den Nachfolger „Medfield“, der von Grund auf eher auf den Smartphone-Markt abgestimmt wird. Die nahe Zukunft wird bereits zeigen, ob „Moorestown“ doch noch darüber hinaus wachsen kann.