Neue AMD-CPUs: 6 Kerne, 32 Watt, ab 99 US-Dollar
Nachdem AMD Ende März die erste Riege der neuen Server-Prozessoren mit bis zu zwölf Kernen vorgestellt hatte, folgen jetzt endlich auch die kleineren Ableger. Und diese haben es in sich: vier und sechs Kerne, eine ACP, die teilweise nur bei 32 Watt liegt, garniert mit nahezu unschlagbaren Preisen ab 99 US-Dollar.
Fast drei Monate hat sich AMD noch Zeit gelassen, was auch den begrenzten Fertigungskapazitäten geschuldet ist. Denn da aktuell selbst die Desktop-CPUs rund um den Phenom II X6 knapp sind, sind zehn weitere Prozessoren im Portfolio von AMD in dieser Situation wohl kaum förderlich.
Mit der Opteron-4100-Serie, Codename „Lisbon“, führt AMD den neuen Sockel „C32“ ein. Dieser basiert auf 1.207 Kontaktflächen, welche wir bereits zur Computex 2010 genauer betrachtet haben.
Die technischen Daten der neuen CPUs sind bereits seit Monaten bekannt. Mit vier oder sechs Kernen sind die Modelle sehr ähnlich zum aktuellen Desktop-Derivat Phenom II X6, Codename „Thuban“, sowie dem Ableger mit vier Kernen, Codename „Zosma“, aufgebaut. Die Cache-Bestückung fällt mit 512 KByte pro Kern und 6 MByte als Shared L3-Cache identisch aus. Der Unterschied zwischen Desktop und Server liegt unter anderem in den HT-Links, von denen die Server-Versionen zwei x16-Links mit jeweils 6,4 GT/s besitzen.
Zum Start hat AMD jetzt auch die ACP, die „Average CPU Power“, preisgegeben, welche seit Monaten die noch größte Unbekannte war. Dass AMD ein oder mehrere Modelle mit einer ACP von unter 35 Watt anbieten wird, war bereits klar; wie genau diese Zahl letztendlich aussieht, steht mit der Angabe von 32 Watt bei vorerst zwei Modellen mit sechs Kernen heute fest. Leider gibt AMD in aktuellen Dokumenten (PDF) keine Informationen mehr preis, welcher TDP diese ACPs entsprechen würden. Zudem fehlen dort noch die Angaben zu den neuen CPUs. In älteren Dokumenten (PDF) entsprach eine ACP von 40 Watt einer TDP von 60 Watt.
Kurz vor dem Start der neuen Serie hat AMD noch das schnellste bisher erwartete Modell Opteron 4186 mit 2,9 GHz aus der Liste entfernt. Die Gründe dafür sind nicht bekannt. Fortan sind es also neun Modelle, sieben davon mit sechs Kernen.
Modell | Takt | Kerne | L2- / L3-Cache | HT-Link | ACP | DDR3-Speicher | Preis |
---|---|---|---|---|---|---|---|
4184 | 2,8 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 2,2 GHz | 75 W | DDR3-1333 | $316 |
4180 | 2,6 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 2,2 GHz | 75 W | DDR3-1333 | $188 |
4130 | 2,6 GHz | 4 | 2 MB / 6 MB | 2,2 GHz | 75 W | DDR3-1333 | $125 |
4122 | 2,2 GHz | 4 | 2 MB / 6 MB | 2,2 GHz | 75 W | DDR3-1333 | $99 |
4176 HE | 2,4 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 2,2 GHz | 50 W | DDR3-1333 | $377 |
4174 HE | 2,3 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 2,2 GHz | 50 W | DDR3-1333 | $255 |
4170 HE | 2,1 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 2,2 GHz | 50 W | DDR3-1333 | $174 |
4164 EE | 1,8 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 1,8 GHz | 32 W | DDR3-1333 | $698 |
4162 EE | 1,7 GHz | 6 | 3 MB / 6 MB | 1,8 GHz | 32 W | DDR3-1333 | $316 |
Wie aus der Tabelle schnell ersichtlich wird, wird AMD in diversen Bereichen angreifen. Als erstes wie üblich über den Preis, doch dieses Mal insbesondere eben auch über die Leistungsaufnahme. AMD selbst bezeichnet den Opteron 4100 in der „EE“-Version als „besten Prozessor seiner Klasse“, wenn es um das Verhältnis von Kernen zum Stromverbrauch geht. Doch ist diese Rechnung objektiv quasi nicht nachzuvollziehen, da man eigene ACPs mit den TDPs von Intels Xeon-Prozessoren vergleicht.
Deshalb nutzen wir auch lieber den Vergleich im eigenen Haus, in dem man sich dem älteren Sechs-Kern-Prozessor Opteron 2149 EE stellt. Diesen unterbietet ein 2-Sockel-System mit gleicher Konfiguration um bis zu 24 Prozent, wenn es um die Leistungsaufnahme geht.
Diese Werte können sogar noch unterboten werden, wenn der unterstützte DDR3-Speicher mit nur 1,35 Volt zum Einsatz kommt, sowie alle Stormsparfunktionen des Prozessors, inklusive C1E, genutzt werden. Da diese Komponenten weniger Strom verbrauchen, besteht auch Einsparpotential in weiteren Bereichen des Systems. Insgesamt will AMD den Unternehmen so klar machen, dass die neuen Modelle mit entsprechenden Platinen in Zeiten steigender Energiepreise eine echte Alternative darstellen können. Als Berechnungsgrundlage dienen dort „nur“ 11 US-Cent pro kWh – was das für 20+ Cent hierzulande bedeutet, lässt sich leicht hochrechnen.
Neben den bereits auf der Computex ausgestellten Mainboards von Tyan, Supermicro, Gigabyte und auch MSI sind in erster Linie die großen Server-Hersteller als Partner gefragt. Vorerst ist dort nur Dell mit von der Partie, Acer (Gateway) wird mit Modellen im zweiten Halbjahr folgen. Ob weitere Hersteller folgen, ist bislang nicht bekannt.