StarCraft 2: Wings of Liberty im Test: Ein fast perfekter Auftakt
4/6Technisches
Grafik
Die grafische Umsetzung gilt – dies wurde eingangs angedeutet – als einer der Schwachstellen von „Wings of Liberty“ und sorgte im Vorfeld gepaart mit den Überhitzungsproblemen, die offenbar in sehr seltenen Fällen auftreten und gar zu einem Hardwareschaden führen können, für einigen Diskussionsstoff. Auch wenn die dahingehende Präsentation bei einem Echtzeitstrategiespiel deutlich geringer wiegt als beispielsweise bei einem Shooter, waren wir doch gespannt, wie sich der Blizzard-Titel schlagen würde. Die Betrachtung basiert dabei zur Gänze auf der Anwendung des Catalyst 10.7, da der AA-bringende Hotfix für diesen Test für eine konkrete Nutzung etwas zu spät kam. Grundsätzlich gilt in Sachen Kantenglättung übrigens der Status quo aus der Beta, sodass im Spiel keinerlei AA aktiviert werden kann, was aufgrund des unzeitgemäßen Charakters insbesondere bei einem Blizzard-Spiel doch stark verwundert.
Testsystem für „StarCraft 2: Wings of Liberty“
- Windows Vista Ultimate (32 Bit)
- Intel Core 2 Duo E6700 @ 2,66 GHz
- Gigabyte GA-965P-DQ6
- ATI Radeon HD 4870 (512 MB)
- 3 GByte DDR2 RAM
Herstellerempfehlung für „StarCraft 2: Wings of Liberty“
Komponente | PC | Mac |
---|---|---|
Betriebssystem | Windows Vista/Windows 7 | Mac OS X |
Prozessor | Dual Core 2.4 Ghz Prozessor | Intel Core 2 Duo Prozessor |
Arbeitsspeicher | 2 GByte | 4 GByte Systemspeicher |
Grafik | 512 MB GeForce 8800 GTX / Radeon HD 3870 oder besser | GeForce 9600M GT / ATI Radeon HD 4670 oder besser |
Festplattenspeicher | 15 GByte | 15 GByte |
Peripherie | Maus und Tastatur | Maus und Tastatur |
Internet | Breitband-Internetanbindung | Breitband-Internetanbindung |
Es ist nun wahrlich nichts Neues, doch es muss sogleich erwähnt werden: Das Genre wird von Blizzard zumindest grafiktechnisch nicht neu erfunden. Eine Art „Crysis“ der Echtzeitstrategiespiele ist „Wings of Liberty“ also keinesfalls, was die – z.T. auch gezielt geschürten – Erwartungen in manchen Spielerkreisen enttäuschen dürfte.
Und in der Tat gibt es für uns einen konkreten Kritikpunkt, der über die fehlende Ingame-AA-Aktivierung und das grundsätzliche „dieses Grafik-Update ist nicht umfassend genug“ hinausgeht: Der Zoom. Warum bringt eine Spieleschmiede wie Blizzard im Jahr 2010 einen Top-Titel heraus, der eine Zoomstufe bietet, die der Rede nicht wert ist? Scheut man sich vor dem Anblick von matschigen Texturen und schwach-auflösenden Einheiten? Ganz gleich, wie die Antwort lautet – ärgerlich ist dieser Zustand allemal.
Dies bedeutet aber nicht, dass man es bei „Wings of Liberty“ mit einem grafisch-verkorksten Titel zutun hätte. Stattdessen kann man der ersten Episode der SC-2-Trilogie – in der nunmal gegebenen Betrachtungsentfernung – überwiegend detailliert animierte Karten attestieren, auf denen zwar keine Wunder wie fantastisch ausgeklügelte Licht-Schatten-Effekte, hochpolygone Einheiten oder ein realistisches Sperrfeuer zu sehen sind, wo sich aber alles in allem auch dank der visuellen Eindrücke eine Atmosphäre breitmacht, die durchaus authentisch ist und so zum Spielspaß beiträgt. Hinzu kommen wirklich ansehnliche Zwischensequenzen, die zwar ebenfalls nicht perfekt sind (und deswegen beispielsweise am Missionsende nicht in Echtzeit rendern), die aber durch die gute Ausgestaltung und durch die Häufigkeit ihres Vorkommens die losen Enden der Handlung gekonnt zusammenkitten und dabei maßgeblich an der Ausfeilung der Charaktere und des Plots mitwirken.
Man hat es also insgesamt mit einer gut gelungenen visuellen Umsetzung zu tun, die zwar keine neuen Standards setzt, dafür aber wie angekündigt auch auf weniger aktuellen Systemen solide läuft: Auf unserem praxisnahen System lief der Titel im Einzelspieler-Modus dementsprechend bei maximalen Einstellungen („ultra“) und in einer Auflösung von 1680 x 1050 je nach Situation mit 35 bis 60 Bildern pro Sekunde. Insbesondere im unter Umständen einheitenintensiven Mehrspieler, aber auch bei besonders aufwändigen Szenen wie pompösen Zwischensequenzen waren aber auch mal Einbrüche unter die 30-FPS-Grenze zu verzeichnen, sodass insbesondere für exzessive Mehrspieler gilt: Je mehr Power (insbesondere CPU-seitig), desto besser.
Sound
Auch klangtechnisch gibt es nichts zu meckern. Neben ausgefeilten Schlachtfeldsounds, einer kernigen Einheiten- und Charaktere-Vertonung (auch auf Deutsch! Lustig hier: Die WBFs antworten im feinsten Berliner-Dialekt) und rockigen Ingame-Stücken kann man in den ruhigen Momenten wie in der Messe der Hyperion auch auf den Swing des „Wild Wild West“ transportierende Lizenz-Werke zurückgreifen.
KI & Steuerung
Die künstliche Intelligenz kann zusammenfassend als „gut“ bezeichnet werden. Allerdings muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass die KI der Gegner in der Einzelspieler-Kampagne kaum gefordert wird: Statt auf mehr oder minder flexibel agierende Kontrahenten zu setzen, läuft in „Wings of Liberty“ sehr viel über Scripting.
Dies hat für die Macher den angenehmen Nebeneffekt, dass man sich keinerlei Sorgen machen muss, wie die künstliche Intelligenz auf Aktivitäten des Spielers reagiert. Aus diesem Grund können unkonventionelle Taktiken, die auf den ersten Blick waghalsig erscheinen, durchaus zum Erfolg führen.
Die massive Nutzung von Scripten mag dem ein oder anderen Zeitgenossen als dürftiges Instrument erscheinen – in „Wings of Liberty“ trägt sie durch die Schaffung von Druck und zahlreichen Überraschungen dazu bei, dass Spielatmosphäre entsteht.
Im Skirmish gegen Computergegner sieht die Situation jedoch schon anders aus. Hier ist man vor kleineren KI-Aussetzern nicht gefeit, was sich insbesondere in Problemen mit der Wegfindung niederschlägt. Dies gilt sowohl für die Gegner, als auch für die eigenen Einheiten.
Bei letzteren ist ohnehin enormes Mikromanagement von Nöten, da man, von der konventionellen Gruppierungsfunktion einmal abgesehen, kaum Automatismen zur Verwaltung der eigenen Einheiten an die Hand bekommt. So muss man stets selber dafür sorgen, dass die eigene kleine Armee beim Weg von A nach B nicht kampflos mitten durch einen gegnerischen Vorposten läuft, dass die Sanitäter nicht vor den Marines laufen und dass die schnellen aber schlecht gepanzerten Helions nicht vorneweg in ein Zerg-Nest preschen.
Aufgrund der vertretbaren Streitkräfte-Anzahl stellt dies indes keinen wirklichen Kritikpunkt dar, immerhin hat man es hierbei mit einem der Aspekte zu tun, die (zumindest früher) als Kern von Echtzeitstrategiespielen galten. Dennoch kann man festhalten: Die KI ist zwar solide, aber keinesfalls perfekt und erfordert zudem auf Seiten der eigenen Einheiten ein umfassendes Mikromangement.
Zur Steuerung lässt sich nicht viel sagen. Natürlich wurde auch sie überarbeitet, sodass manche Hotkey-Funktion für ein kleines bisschen mehr Komfort sorgt – unterm Strich hat man es hierbei aber mit einer gut-funktionierenden, klassischen RTS-Steuerung zu tun, die dem Spieler zu keiner Zeit ein Hindernis ist.
Kopierschutz
In Zeiten von teils undurchsichtigen Kopierschutzmechanismen muss auch dieser Thematik gebührenden Platz eingeräumt werden. In dieser Hinsicht lässt sich sagen, dass man bei Blizzard einen vergleichsweise moderaten Weg beschreitet, indem man den Titel in Teilen an einen gültigen (kostenfreien) Battle.net-Account bindet.
Dies hat zum Vorteil, dass der Spieler nach der Online-Aktivierung seines Codes jederzeit ohne Internetverbindung und DVD im Laufwerk auf die Einzelspieler-Kampagne zurückgreifen kann, während der Mehrspielerpart logischerweise nur online funktioniert. Weniger erfreulich ist an der Kopplung von Spiele-Code und Battle.net-Account aber, dass der Titel kaum weiterverkauft werden kann.