Galaxy Tab überbietet iPad – vor allem beim Preis
Wie im Vorfeld vermutet, hat Samsung während der IFA in Berlin ein Tablet im 7-Zoll-Format vorgestellt. Im Gegensatz zum Apple iPad zeichnet sich das Android-Tablet von Samsung neben der Möglichkeit zur Sprachtelefonie auch durch einen deutlich höheren Kaufpreis aus.
Manche Details waren bereits vorab bekannt geworden. Zwar haben sich die Gerüchte, es würde sich um ein Gerät mit Super-AMOLED-Display handeln, nicht bewahrheitet – die Auflösung hingegen schon. Sie beträgt bei 1024 × 600 dargestellten Pixeln (WSVGA) und einer Bildschirmdiagonale von sieben Zoll (17,8 cm) 170 Pixel je Zoll. Statt der eigenen AMOLED-Technologie wird ein handelsübliches LC-Display verbaut, das seine Qualität in einem Test noch unter Beweis stellen muss.
Nur 380 Gramm bringt das Galaxy Tab auf die Waage. Damit ist es aufgrund des kleineren Formats etwa halb so schwer wie Samsungs offensichtliches Vorbild: Sowohl das äußerliche Design als auch einige Elemente in der Android-Oberfläche weisen eine große Ähnlichkeit mit den Eigenschaften des iPad von Apple auf. Mit einer Tiefe von 12 Millimetern ist das Galaxy Tab etwas dünner als das Konkurrenzprodukt aus Kalifornien. Seine Grundfläche (19 × 12 cm) ist hingegen nur halb so groß wie die des iPad (24,3 × 19 cm).
Auch intern geht zumindest eine vertraute Komponente zu Werke: Samsungs Prozessor „Hummingbird“ wurde in Kooperation mit Apple entwickelt, wo man den ARMv7-Prozessor (Cortex-A8) unter dem Kürzel A4 vermarktet. Die Grafikeinheit PowerVR SGX540 soll für flüssige Animationen und ruckelfreie Spiele sorgen. Als Speichermöglichkeit steht zum einen der interne Flashspeicher zur Verfügung, welcher 16 GB Platz bietet. Außerdem kann der Nutzer diesen mittels eines microSD-Slots um bis zu 32 GB erweitern, sodass in dieser Variante maximal 48 GB zur Verfügung stehen. Ein Akku mit einer Kapazität von 4.000 mAh soll sieben Stunden Videowiedergabe am Stück ermöglichen.
Verbindungen werden per WLAN nach den Standards 802.11 b/g/n sowie Bluetooth 3.0 und im Funknetz via GSM oder UMTS aufgebaut. Für die Verbindung per Kabel hat Samsung auf den obligatorischen Mini- oder Micro-USB-Port verzichtet und setzt stattdessen überraschenderweise auf einen 30-Pin-Stecker und die entsprechende Buchse an der Unterseite.
Für Spiele und andere Anwendungen stehen zudem verschiedene Sensoren bereit, darunter auch ein Gyroskop. Damit soll eine schnelle Reaktion der jeweiligen Apps auf die Bewegung des Geräts ermöglicht werden. Außerdem sind ein elektronischer Kompass, ein Beschleunigungs- sowie ein Lichtsensor und GPS an Bord.
Zur Aufzeichnung von Fotos und Videos besitzt das Galaxy Tab zwei Kameras. Das in der Front verbaute Exemplar für Videotelefonie zeichnet 1,3 Megapixel auf, während die rückseitige Kamera Aufnahmen in einer Größe von drei Megapixeln bietet. Zudem stehen ihr sowohl Autofokus als auch ein LED-Blitz zur Verfügung.
Überraschenderweise hat Samsung dem Tablet auch Telefonie-Funktionen verpasst, neben Videotelefonaten können offenbar auch einfache Sprachanrufe getätigt werden. Aufgrund der für ein Mobiltelefon enormen Größe des Galaxy Tab hebt Samsung das mitgelieferte Headset sowie die Freisprechfunktion hervor. Des Weiteren ist es demnach möglich, neben den obligatorischen E-Mails auch SMS und MMS mithilfe des Tablets zu verschicken.
Im Gegensatz zum ähnlichen, aber kleineren Smartphone Galaxy S I9000 ist auf dem Galaxy Tab (Modellnummer GT-P1000) bereits die aktuellste Android-Version 2.2 („Froyo“) vorinstalliert. Samsung hat außerdem die eigene „Touchwiz“-Oberfläche ergänzt.
Gemäß dem Trend hat Samsung auch an Leser digitaler Bücher gedacht und liefert eine Software zum Stöbern und Herunterladen solcher E-Books mit. Apple scheint mit der Anwendung „iBooks“ für das iPad, iPhone und iPod Touch alles richtig gemacht zu haben: Handhabung und Aussehen des Samsung-Pendants „Readers Hub“ sind nahezu identisch. Für eine große Auswahl deutschsprachiger Inhalte arbeitet Samsung mit dem Händler Libri zusammen, wodurch bereits zwei Millionen E-Books in 25 Sprachen zur Verfügung stehen.
Darüber hinaus bietet das Galaxy Tab Flash-Unterstützung, Videotelefonie per UMTS, WLAN-Tethering und Multi-Touch-Unterstützung. Für Multimedia-Genuss soll die Musikbibliothek „Music Hub“ sorgen. Bei der Videowiedergabe werden unter anderem DivX, XviD, MPEG4 und H.264 unterstützt.
Noch im September soll das Galaxy Tab in Europa sowie Südkorea verfügbar sein. Alle weiteren Märkte, darunter die USA und Japan, werden im Oktober folgen. Als unverbindliche Preisempfehlung nennt Samsung für das Modell mit 16 GB stolze 799 Euro. Zum Vergleich: das deutlich größere iPad von Apple wechselt in der 16-GB-Variante mit 3G-Unterstützung bereits für 599 Euro den Besitzer. Ein Galaxy Tab mit 32 GB soll in wenigen Wochen folgen, dessen Preis ist allerdings noch nicht bekannt.
Während man zunächst davon ausging, dass ein Super-AMOLED-Display einen etwas höheren Preis rechtfertigen könnte, stellt sich nun die Frage, ob das Galaxy Tab konkurrenzfähig ist. Dies lässt sich erst in einem ausführlichen Test und nach Bekanntwerden des üblichen Straßenpreises mit Gewissheit sagen.
Für eine Anzahlung von 99 Euro und einer monatlichen Rate von 27,50 Euro wird der Mobilfunkanbieter O2 das Galaxy Tab ab Anfang Oktober anbieten. Dies gab das Unternehmen via Twitter bekannt. Da man von einer 24-monatigen Vertragslaufzeit ausgehen kann, entspräche dies einem Gesamtpreis von 759 Euro.
Inzwischen konnten wir das Samsung Galaxy Tab etwas genauer begutachten und haben auch einige Benchmarks ausgeführt. In „Quadrant Standard“ erreichte es einen Wert von knapp über 1000 Punkten und beweist damit etwas mehr Rechenleistung als das Galaxy S I9000. Im Linpack-Benchmark liegt das Tablet ebenfalls vor dem Smartphone-Pendant. In beiden Fällen profitiert ersteres allerdings von Android 2.2, da das Galaxy S I9000 unter „Froyo“ ebenfalls sein Potenzial ausschöpft und die Werte des Galaxy Tab erreicht.